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Augsburg: Früheres Pflegeheim in der Ebnerstraße soll kein „Geisterhaus“ werden

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Früheres Pflegeheim in der Ebnerstraße soll kein „Geisterhaus“ werden

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    Das Seniorenheim in der Ebnerstraße in Augsburg steht seit mehr als zwei Jahren leer.
    Das Seniorenheim in der Ebnerstraße in Augsburg steht seit mehr als zwei Jahren leer. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Das Grundstück in der Ebnerstraße fällt auf in der Gegend. Wird die Ecke Oberhausens ansonsten dominiert von kleineren und größeren Mehrfamilienhäusern, mal gut in Schuss, mal weniger, aber in jedem Fall belebt, so ist die Immobilie mit der Hausnummer 34 ein halbwegs modern wirkender, wenn auch lebloser Brocken. Kein Wunder: Seit mehr als zwei Jahren steht das Gebäude leer, in dem zuvor ein Pflegeheim untergebracht war. Zu einem „Geisterhaus“ aber soll sich die Immobilie nicht entwickeln. Gegenüber unserer Redaktion äußert sich nun erstmals einer der Eigentümer dazu, wie es mit der Anlage weitergehen soll.

    Rückblick: Im Februar 2022 wurde die Pflegeeinrichtung in der Ebnerstraße auf Anordnung der Stadt Augsburg geschlossen. An einem Samstag wurden die letzten Bewohnerinnen und Bewohner in einer aufwendigen Aktion in andere Einrichtungen verlegt. Die städtische Heimaufsicht hatte dem damaligen Betreiber, ein Tochterunternehmen des italienischen Konzerns Sereni Orizzonti, zuvor den Betrieb untersagt – auch, da eine zuverlässige Pflege aus Sicht der Behörde schon aufgrund fehlenden Personals nicht mehr gewährleistet gewesen sei. Angehörige der Bewohner hatten zuvor von teils massiven Missständen in der Pflegeeinrichtung berichtet, etwa bei den hygienischen Zuständen; die Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände sprach später von „schwerwiegenden Qualitätsdefiziten“, die bei Prüfungen festgestellt worden seien.

    Seniorenheim steht nach Pflegeskandal in Augsburg leer

    139 Pflegeplätze hatte das Seniorenheim Ebnerstraße einmal angeboten, keine kleine Nummer. Zum Schluss, als die Behörden einschritten, waren es immer noch 86. Eine Neueröffnung eines Pflegeheims unter einem anderen Betreiber erscheint grundsätzlich denkbar. In Oberhausen wird aber auch in Richtung Wohnungen oder Abriss spekutliert. Oder kommt das Gebäude doch noch in die engere Auswahl jener Gebäude, in denen der sogenannte Süchtigentreff untergebracht werden könnte?

    Wie mehrfach berichtet, möchte die Stadt die Hilfseinrichtung für suchtkranke Menschen, die bislang direkt am Oberhauser Bahnhof zu finden ist, in Gemeinderäume von St. Johannes an der Wertachbrücke ansiedeln. Ob andere Liegenschaften in Betracht kommen, wurde ebenfalls geprüft, etwa im Riedinger Park oder in Kriegshaber. So tauglich wie St. Johannes, so das Fazit der Stadt, seien sie aber allesamt nicht.

    Warum der Süchtigentreff nicht in die Ebnerstraße zieht

    Und das frühere Seniorenheim in der Ebnerstraße? Es in Betracht zu ziehen, liegt zumindest nahe, befindet es sich doch nur wenige hundert Meter vom Helmut-Haller-Platz entfernt. Nach Informationen unserer Redaktion steht es tatsächlich auf der Liste der 18 Objekte, die nach entsprechenden Vorschlägen genauer überprüft wurden. Letztlich fiel es aber als realistische Standort-Alternative durch. Offenbar signalisierten die Eigentümer, dass sie eine künftige Nutzung als Pflegeeinrichtung bevorzugten. Ein Hilfsangebot für Süchtige wäre damit de facto vom Tisch.

    Dass in der Ebnerstraße 34 seit Jahren nichts passiert, lag offenbar auch an einigermaßen verworrenen Pacht- und Nutzungsverhältnissen in der Vergangenheit. 2009 war auf dem Areal der früheren Nordwäscherei Krist das Pflegeheim eröffnet worden, danach gab es mehrere Betreiberwechsel. 2019 übernahm schließlich Sereni Orizzonti das Heim in der Ebnerstraße und pachtete es nach Informationen unserer Redaktion dafür von einer Subfirma der Armonea-Gruppe, eine europaweite Betreiberin von Pflegeheimen, die wiederum seit einigen Jahren zur französischen Colisée-Gruppe gehört.

    Bruder des früheren VW-Chefs Ferdinand Piëch ist ein Eigentümer

    Eigentümerin der Immobilie ist nach Informationen unserer Redaktion wiederum jemand anderes, nämlich eine schwedische Firma namens L1-Real Estate AB mit Sitz in Stockholm. Einträgen im schwedischen Handelsregister zufolge gehört diese Firma drei Unternehmern aus Österreich, einer von ihnen trägt einen bekannten Namen. Es handelt sich um Hans Michel Piëch, unter anderem Aufsichtsratsmitglied von VW und Bruder von Ferdinand Piëch, der verstorbene frühere Chef des Autogiganten.

    Auf Anfrage lässt Hans Michel Piëch durchklingen, dass die schwedische Eigentümerfirma eher nicht plant, die Immobilie ewig weiter leer stehen zu lassen. Das Pflegeheim sei „bis Anfang 2024 an einen internationalen französischen Betreiber verpachtet“ gewesen, sagt der Geschäftsmann. Erst mit der Auflösung des Pachtvertrages im März dieses Jahres sei der Verpächter, also die L1-Real Estate AB, wieder in den Besitz der Liegenschaft gekommen. „Derzeit werden mit verschiedenen Interessenten Gespräche geführt“, sagt Piëch. Weitere Auskünfte könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht erteilen.

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