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Augsburg: Friedensfest: "In diesem Jahr gibt es so viele kleine Friedenstafeln wie noch nie"

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Friedensfest: "In diesem Jahr gibt es so viele kleine Friedenstafeln wie noch nie"

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    Die kleine Friedenstafel am Helmut-Haller-Platz in Oberhausen wird seit Jahren gut angenommen. Es wird gemeinsam gespeist wie an der großen Tafel am Rathausplatz - eine Band sorgt für die musikalische Begleitung.
    Die kleine Friedenstafel am Helmut-Haller-Platz in Oberhausen wird seit Jahren gut angenommen. Es wird gemeinsam gespeist wie an der großen Tafel am Rathausplatz - eine Band sorgt für die musikalische Begleitung. Foto: Annette Zoepf (Archivbild)

    Das diesjährige Motto des kulturellen Rahmenprogramms zum Friedensfest lautet Zusammenhalt. Was ist die Idee dahinter?
    CHRISTIANE LEMBERT-DOBLER: Im Dezember haben wir uns für das Thema entschieden. Im vergangenen Jahr wurde viel über die Impfpflicht und Corona-Maßnahmen diskutiert, viele Menschen sind in Deutschland deshalb auf die Straße gegangen - auch in Augsburg. Die Maßnahmen haben zu Spaltungen geführt. Risse gingen auch durch Familien. Wir haben viel darüber gesprochen, was die Gesellschaft eigentlich zusammenhält und ob sich die Spaltungen, die es in einer Gesellschaft immer gibt, vergrößert haben. Dann startete Ende Februar Russland den Angriffskrieg auf die Ukraine und die Frage des Zusammenhalts hat eine andere Dimension erhalten. Das Thema beleuchtet aber auch einen weiteren Aspekt.

    Christiane Lembert-Dobler leitet das Augsburger Friedensbüro.
    Christiane Lembert-Dobler leitet das Augsburger Friedensbüro. Foto: Michael Hochgemuth

    Welchen denn?
    LEMBERT-DOBLER: Zu einer Demokratie gehören der Streit und die Auseinandersetzung als Basis mit dazu. Die Frage ist, wie man sich in die Gesellschaft integriert bzw. wie sie sich entwickelt, wenn keine Auseinandersetzung oder Kritik mehr möglich sind. Wie können dann Unterschiede akzeptiert werden? Diese Frage geht auch auf den Ursprungsgedanken des Friedensfestes zurück.

    Im Gegensatz zu anderen Feiern und Veranstaltungen ist das kulturelle Rahmenprogramm zum Friedensfest in den vergangenen beiden Jahren nicht ausgefallen. Was ist der Unterschied in diesem Jahr?
    LEMBERT-DOBLER: Das Interesse am Friedensfest war in den letzten zwei Jahren trotz Corona ungebrochen. Die Themen "Rituale" im Jahr 2020 und "Fürsorge" 2021 haben bei Veranstaltern und Besuchern den Nerv getroffen. Ansonsten gab es zum Teil massive Einschränkungen aufgrund von

    Während der Pandemie haben sich kleinere Friedenspicknicks etabliert, etwa im Wittelsbacher Park. Dort wurden auch Friedenstauben ausgegeben. Wird es das wieder geben?
    LEMBERT-DOBLER: Diese Friedenspicknicks waren super, und wir sind uns sicher, dass sie bei Freundeskreisen und Familien erhalten bleiben. Wir werden aber keine Friedenstauben an Ausgabestellen mehr verteilen, sondern uns auf die großen und kleinen Friedenstafeln konzentrieren, weil wir das logistisch nicht leisten könnten. Neben der großen

    Viele Programmpunkte finden in diesem Jahr gar nicht in der Innenstadt statt, sondern im Stadtgebiet verteilt. Warum ist das so?
    LEMBERT-DOBLER: Das stimmt. Die Hälfte der Veranstaltungsorte befindet sich nicht in der Innenstadt. Das liegt zu einem Teil an unseren Kooperationspartnern, die einfach in den Stadtteilen agieren. Zum anderen sind viele Begegnungsformate dabei, die die Menschen abholen, wo sie nun einmal sind. Das Jugendhaus Linie 3 veranstaltet Aktionstage "Jugend bewegt - Jugend hält zusammen" im Sheridan-Park und es gibt einen offenen Esstisch in Oberhausen und Rechts der Wertach. Außerdem fährt eine Lastenrad-Pop-up-Ausstellung des Jüdischen Museums in die Stadtteile.

    Es gibt auch neue Formate. Welche sind das?
    LEMBERT-DOBLER: Statt des Festivals der Kulturen, das sich in Kooperation mit dem Welterbebüro zum Water & Sound Festival verändert hat, bietet das Friedensfest eine Peace Night, die dieses Jahr in Kooperation mit dem Rahmenprogramm zur Kanu-Weltmeisterschaft am 27. Juli auf dem Rathausplatz stattfinden wird. Dort treten San Antonio Kid, Derya Yildrim & Grup Simsek und die Augsburger DJane Sedef Adasi auf. Der City Club veranstaltet am 29. Juli den Pax-Rave im Kongress im Park. Vorgeschaltet ist ein Gespräch zum Zusammenhalt in der Clubkultur. Deshalb das Motto: "Erst reden, dann raven".

    Das kulturelle Rahmenprogramm zum Friedensfest besteht nicht nur aus einem großen Stadtfest, sondern einer Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen, die mal viele Besucherinnen und Besucher anziehen und mal nicht so viele. Im Konzept ist das auch so gewollt. Was steckt dahinter?
    LEMBERT-DOBLER: Das Friedensfest ist ein partizipatives Programm. Wir sehen uns im übertragenen Sinn als großes Lichtspielhaus, das tolle Filme mit einer großen Strahlkraft zeigt, aber auch als Independent Kino mit Filmen, die vielleicht nicht die Massen anziehen, aber einen innovativen Akzent setzen. So war das beispielsweise mit dem Taubenschlag, dem jungen Friedensfest, der anfangs sehr kritisiert wurde und sich inzwischen etabliert hat. Das Programm des Stadtraum e. V. findet vom 30. Juli bis 8. August auf dem Willy-Brandt-Platz statt. Es wird dort vielfältige Veranstaltungen zum Thema Zusammenhalt geben. Und auch täglich ein Programm für Kinder. Großes "Lichtspielhaus" sind neben den genannten Musikveranstaltungen die "Lange Nacht der Augsburger Gespräche" mit Lesungen und Musik von sehr renommierten Autorinnen und Autoren am 21. Juli im Sensemble und die große Doppelausstellung "Hibakusha - Black Rain" und "Shelters" im H1 mit Fotos von Thomas Damm und Manar Bilal ab dem 24. Juli.

    Zur Person

    Chistiane Lembert-Dobler, 64, leitet das Augsburger Friedensbüro und stellt mit ihrem Team das kulturelle Rahmenprogramm zum Augsburger Friedensfest zusammen.

    Info: Am Montag, 18. Juli, wird das Friedensfestprogramm eröffnet. Bei dem Format "Augsburger Friedensgespräche" steht im Goldenen Saal des Rathauses ab 19 Uhr das Thema - „Frieden in Europa?!“ die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs - im Mittelpunkt. Die Leiterin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung Prof. Nicole Deitelhoff und Prof. Carlo Masala, Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Politik der Universität der Bundeswehr München sprechen darüber, wie Frieden in

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