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Augsburg: Freiwilligen-Zentrum: So helfen Ehrenamtliche bei der Wohnungssuche

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Freiwilligen-Zentrum: So helfen Ehrenamtliche bei der Wohnungssuche

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    Die Wohnpaten (von links) Franz Ketterle, Asiye Tanik und Ursula Mücke kümmern sich um Menschen, die es schwer haben, in Augsburg selber eine geeignete Wohnung zu finden. Gabriele Opas und Wolfgang Krell samt Maskottchen "Willi" vom Freiwilligen-Zentrum unterstützen sie.
    Die Wohnpaten (von links) Franz Ketterle, Asiye Tanik und Ursula Mücke kümmern sich um Menschen, die es schwer haben, in Augsburg selber eine geeignete Wohnung zu finden. Gabriele Opas und Wolfgang Krell samt Maskottchen "Willi" vom Freiwilligen-Zentrum unterstützen sie. Foto: Michael Hochgemuth

    Wohnungssuche hat sich für jeden und jede zu einer schwierigen Aufgabe entwickelt. In Augsburg ist freier Wohnraum Mangelware, gerade günstige Wohnungen sind besonders schwer zu bekommen. Nachdem sich immer mehr Menschen hilfesuchend an das Freiwilligen-Zentrum Augsburg gewendet hatten, wurden im vergangenen Herbst erstmals Wohnpaten ausgebildet. Sie unterstützen nun sozial benachteiligte Menschen bei der Suche. Es werden aber noch mehr Wohnpaten benötigt, um den Anfragen nachkommen zu können.

    Die 73-jährige Rentnerin ist glücklich. Gemeinsam mit ihrem Wohnpaten Franz Ketterle hat sie eine Wohnung gefunden. Das war keine einfache Angelegenheit. Ihr war wegen Eigenbedarf gekündigt worden. Über eine Privatperson, die eine Wohnung vermietete, konnte Ketterle nach langem Suchen etwas für die Rentnerin finden. Die Zielgruppe der Menschen, denen die Wohnpaten unter die Arme greifen, ist groß.

    Wohnpatin Ursula Mücke: "Mir ist es wichtig, etwas zurückzugeben"

    Es sind Menschen mit Behinderung oder einer psychischen Krankheit, es sind Augsburgerinnen und Augsburger, die in soziale Not geraten sind und in prekären Lebenssituationen feststecken. Es sind Personen, die in Übergangswohnheimen leben, aus Altersgründen ihre Wohnung verlassen müssen, oder denen wegen Eigenbedarf gekündigt wird, berichtet Gabriele Opas vom Freiwilligen-Zentrum Augsburg. Wenn Menschen ihre Wohnung verlassen müssten, verlören sie oftmals den Halt, weil sie in ihrem gewohnten Umfeld so verwurzelt seien. "Man muss ihnen eine Perspektive geben", sagt Opas, die den Einsatz der Wohnpaten koordiniert. Vergangenen September fand die erste Schulung von Wohnpaten statt. "Die Idee dazu gab es schon länger", sagt Opas. "Sozialreferent Martin Schenkelberg hat das Vorhaben angetrieben."

    Ursula Mücke war unter anderem bei der ersten Schulung dabei. Schon lange unterstützt sie das Freiwilligen-Zentrum als Sozialpatin. Es falle ihr einfach ein Stein von Herzen, wenn sie jemandem helfen könne. "Es ging mir immer gut. Mit ist es wichtig, etwas zurückzugeben", sagt sie. Sie bildet ein Tandem mit Asiye Tanik, die seit drei Jahren in Deutschland lebt. Die Juristin musste mit ihrer Familie die Türkei aus politischen Gründen verlassen. Tanik will Erfahrungen sammeln. Sie könne sich sehr gut in die hilfsbedürftigen Leute hineinversetzen, nach ihrer Ankunft in

    Wohnpaten des Freiwilligen-Zentrums Augsburg unterstützen sozial benachteiligte Augsburger bei der Wohnungssuche.
    Wohnpaten des Freiwilligen-Zentrums Augsburg unterstützen sozial benachteiligte Augsburger bei der Wohnungssuche. Foto: Silvio Wyszengrad

    Asiye Tanik und Ursula Mücke bekommen diese Probleme gerade hautnah mit. Sie suchen für eine Familie eine neue Bleibe, da es in der derzeitigen Wohnung Kakerlaken und Schimmelbefall gebe. "Die Fensterscheiben sind gesprungen. Klebeband hält das Glas zusammen", berichtet Mücke. Diese Situation wirke sich auch auf die Gesundheit der Familienmitglieder aus. Das sei schon eine Belastung, so die Wohnpatin.

    Bis zu drei Anfragen erreichen das Freiwilligen-Zentrum Augsburg pro Woche

    Wie die Helfer des Freiwilligen-Zentrums berichten, gibt es kompliziertere und weniger komplizierte Fälle, Menschen, die alle Unterlagen für eine Selbstauskunft vorliegen hätten, andere, wo Papiere erst zusammengetragen werden müssten. Manch einer habe einen Schufa-Eintrag und werde deshalb von potenziellen Vermietern oftmals gar nicht erst zur Wohnungsbesichtigung eingeladen. Franz Ketterle leistet viel Überzeugungsarbeit am Telefon. Er habe in den vergangenen Monaten gemerkt, dass es leichter sei, über Privatpersonen an eine Wohnung zu gelangen. "Am Telefon lässt sich schnell eine persönliche Verbindung aufbauen", sagt er. Als Ketterle in Rente ging, wollte er seine freie Zeit mit einer sinnvollen Aufgabe füllen. "Es ist ein Gefühl der Selbstwirksamkeit. Es ist ein befriedigendes Gefühl. Man nimmt mehr mit, als man gibt", stellt er fest. Die Arbeit wird den engagierten Helfern nicht ausgehen.

    Bis zu drei Anfragen landen bei Gabriele Opas Woche für Woche auf dem Tisch. Es sind Augsburgerinnen und Augsburger, die sich direkt beim Freiwilligen-Zentrum melden, oder die von einer Fachstelle weitergeleitet wurden. Zur Bewältigung dieser Aufgabe sucht die Einrichtung fortlaufend Interessierte, die sich in kostenlosen Schulungen zu Wohnpatinnen und Wohnpaten ausbilden lassen können. "Wir suchen Personen, die viel Empathie mitbringen und motivierend auf andere einwirken können. Daneben braucht man einen langen Atem", sagt Opas. Es gebe in Augsburg einfach zu wenig günstigen Wohnraum, so Ursula Mücke. Nachdem die Stadt die Mietobergrenzen, bis zu denen die Miete für Hartz-IV-Empfänger übernommen wird, teils erheblich gesenkt habe, verschärfe sich das Problem zusätzlich.

    Interessierte können sich an das Freiwilligen-Zentrum unter Telefon 0821/450422-0 oder E-Mail opas@freiwilligen-zentrum-augsburg.de wenden. Die nächste Wohnpatenschulung findet am 21., 23. und 27. Juni von 17.30 bis 21 Uhr statt.

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