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Augsburg: Freie Bahn für den Lech: So ist der Stand beim Projekt im Stadtwald

Der Lech (hier ein Bild unterhalb des Mandichosees) soll künftig im Stadtwaldbereich deutlich mehr Platz bekommen.
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Freie Bahn für den Lech: So ist der Stand beim Projekt im Stadtwald

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    Nach mehr als zehn Jahren Vorbereitungszeit ist am Donnerstag der Startschuss für die Genehmigung des Mega-Renaturierungsprojekts "Licca liber" am Lech im Stadtwald gefallen. Der deutlich breiter werden, Nebenarme und eine Aulandschaft ausbilden können - ein Gewinn für Hochwasserschutz, Umwelt und Freizeitgestaltung der Augsburger. Das städtische Umweltamt, das über das Projekt des Wasserwirtschaftsamts Donauwörth entscheiden muss, rechnet angesichts der Komplexität mit einem mehrjährigen Genehmigungsverfahren. Unterdessen hat der Kraftwerksbetreiber Uniper auf Anfrage erklärt, weiter an seinen Plänen für ein Kraftwerk in dem Bereich zu arbeiten. Offenbar ist

    Was ist geplant?

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    Beim Projekt "Licca liber" geht es darum, dem vor 100 Jahren begradigten Fluss wieder mehr Platz zu verschaffen. Das breite Kiesbett des alpinen Flusses soll im Rahmen des Möglichen wiederhergestellt werden. Dazu sollen in einem ersten Schritt auf vier Kilometern Länge die Flussbausteine an den Ufern entfernt werden. Dann kann sich der Fluss selbst als Baumeister betätigen und sein Bett innerhalb gewisser Grenzen (Trinkwasserschutzgebiet, Hochwasserschutz Kissing) verbreitern. Parallel möchte das Wasserwirtschaftsamt von den sechs Schwellen, an denen das Wasser mehrere Meter in die Tiefe stürzt, vier entfernen und zwei durch mehrere Hundert Meter lange, aus Felsbrocken modellierte Rampen ersetzen. "Diese ersten Schritte unternehmen wir. Danach muss der Lech uns zuarbeiten", so Simone Winter, die als Projektleiterin die Planungen zehn Jahre lang vorangetrieben hat. Der Lech kann Nebenarme und eine Aulandschaft bilden, die immer wieder überflutet wird. Um den Prozess zu beschleunigen, wird das Wasserwirtschaftsamt die Uferbereiche in Abschnitten abflachen - das bedeutet die Rodung von mehr als 100 Meter breiten Uferstreifen und große Erdarbeiten. In der Summe werde das alles wohl 20 bis 30 Jahre dauern, so Gudrun Seidel, Leiterin des Wasserwirtschaftsamtes. Das Projekt sei eines der größten oder sogar das größte in Bayern und Deutschland. 

    Was soll das bringen?

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    Eine Verbreiterung verhindert, dass der Fluss sich noch tiefer eingräbt und - da wegen der Staustufen kein Geröll aus den Alpen mehr nachkommt - irgendwann seine Kiesunterlage so weit abträgt, dass er ins Erdreich durchbricht. Günther Groß, Sprecher des Umweltschutz-Dachverbandes Lechallianz sagt, dass es nun eine Perspektive für Flora und Fauna am Lech gebe: "Wir haben die einmalige Chance, dem Ökosystem die Chance zu geben, sich auszuweiten." Für Fische gäbe es zumindest die eingeschränkte Möglichkeit, wieder zu wandern. Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) erhofft sich auch Impulse für den Stadtwald. "Wenn der Lech sich weiter eintieft, haben wir noch weniger Wasser im Stadtwald. Das ist ohnehin schon ein Problem." Mit der Maßnahme soll der Lech auch für die Bevölkerung besser erlebbar werden und als Freizeitraum nutzbar sein. 

    Was hat es mit dem Kraftwerk auf sich?

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    Kraftwerksbetreiber Uniper hat wasserrechtlich die Möglichkeit, an der letzten Schwelle vor dem Hochablass (Höhe Auensee) ein Wasserkraftwerk zu bauen. Nachdem Uniper um den Jahreswechsel herum noch angekündigt hatte, die Planungen voranzutreiben, ohne endgültig entschieden zu haben, sieht es nun danach aus, dass das Unternehmen einen Antrag fürs Kraftwerk stellen will. Man sei dabei, die Unterlagen zu erarbeiten, so Sprecher Theodoros Reumschüssel. Das Kraftwerk soll seitlich an die künftige Steinrampe angebaut werden und kaum sichtbar sein. Uniper betont, dass man auf die Wasserrechte an vier Schwellen verzichte, damit diese zurückgebaut werden können, aber an dieser einen Stelle bauen wolle. Das Kraftwerk soll Strom für 5000 Haushalte liefern. Man habe die Belange von Licca liber berücksichtigt. Die Pläne stoßen in der Augsburger Politik auf Ablehnung, wobei dies für die rechtliche Genehmigung nicht relevant ist. Laut Wasserwirtschaftsamt geht der jetzt eingereichte Projektantrag für Licca liber nicht von einem Kraftwerk aus. Die Stadt erklärte, dass man bei Antragstellung seitens Uniper prüfen werde, ob das Kraftwerk mit Licca liber kompatibel und ein Bau im Naturschutzgebiet überhaupt möglich sei. "Aber das Kraftwerk muss mit den Bedingungen, die jetzt erarbeitet wurden, zurechtkommen, nicht umgekehrt", so Erben.

    Wann kann es losgehen?

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    Die Stadt geht von einem mehrjährigen Genehmigungsverfahren aus. Die Stadtwerke sehen fürs Trinkwasser keine Probleme, der Hochwasserschutz für Kissing soll gewährleistet sein und der Grundwasserspiegel laut Berechnungen besser reguliert werden. Doch es kann gut sein, dass es Bedenken gibt und Einwendungen kommen. Umweltreferent Erben kündigte an, dass es angesichts von Personalknappheit im Umweltamt womöglich zusätzliche Verzögerungen geben werde. Was sich nach einer Lappalie anhört, ist keine: Aktuell, so Erben, seien drei von sechs Stellen in der Wasserrechtsbehörde aus unterschiedlichen Gründen nicht besetzt. Mangels Bewerbern sei die Wiederbesetzung einer besonders wichtigen Stelle bisher in mehreren Anläufen gescheitert. Die Stadt hatte schon in der Vergangenheit auf Probleme bei der Personalgewinnung in allen Bereichen aufmerksam gemacht. Einen möglichen Zeitpunkt, wann sie über den Antrag entscheidet, nennt die Stadt nicht.

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