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Augsburg: Frauen bei Floßlände aus Lech gerettet: Wie erkennt man solche Notfälle?

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Frauen bei Floßlände aus Lech gerettet: Wie erkennt man solche Notfälle?

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    Einen dramatischen Rettungseinsatz gab es am Sonntag im Lech auf Höhe der Floßlände im Augsburger Stadtteil Lechhausen.
    Einen dramatischen Rettungseinsatz gab es am Sonntag im Lech auf Höhe der Floßlände im Augsburger Stadtteil Lechhausen. Foto: Michael Hochgemuth

    Die Rettung dreier Frauen aus dem Lech auf Höhe des Restaurants Floßlände im Augsburger Stadtteil Lechhausen sorgt für Aufsehen. Am Sonntagnachmittag war es dort zu einer dramatischen Situation gekommen. Eine Familie hatte sich an dem warmen Tag an der nahegelegenen Kiesbank im Lech abgekühlt, als drei Frauen von der Strömung fortgerissen wurden. Inzwischen haben sich zwei weitere Augsburger gemeldet, die an der Rettungsaktion beteiligt waren. Einer von ihnen wundert sich, warum von den vielen Gästen, die auf den Stufen der Floßlände saßen, kaum jemand half. Ein Experte erklärt, wie schwierig es manchmal ist, solche Notsituationen zu erkennen.

    Paul Blachut hatte nicht lange gefackelt, als ein Mann ins Restaurant stürmte und ihm zurief, da im Lech würden gerade drei Frauen ertrinken. Wie berichtet, ließ der 24-jährige Barkeeper alles stehen und liegen, lief hinaus, die Treppen herunter, sprang in den Fluss, zog mit Mühen die erste Frau aus dem Lech und kümmerte sich um die nächste, eine 15-Jährige. Laut Polizei handelte es sich um eine Nichtschwimmerin, die Frauen trugen Kleider, was zusätzlich gefährlich war.

    Notfall am Lech in Augsburg: Er holte den Barkeeper

    Ali Al-Hadeethi war der Mann, der Blachut um Hilfe gerufen hatte. Der 41-Jährige erzählt, er habe zunächst gedacht, dass die Frauen im Wasser spielen würden. Offenbar hatten sie eine Art großen Schwimmreifen dabei, den sie jedoch verloren, als die starke Strömung des Flusses sie abtrieb. "Sie gingen unter und kämpften ums Überleben."

    Ali Al-Hadeethi sagt, er habe in der Floßlände um Hilfe gebeten. Im Lech drohten drei Frauen zu ertrinken.
    Ali Al-Hadeethi sagt, er habe in der Floßlände um Hilfe gebeten. Im Lech drohten drei Frauen zu ertrinken. Foto: Ali Al-Hadeethi

    In diesem Moment wurde auch Wolfgang Avci auf den Notfall aufmerksam, der mit einem Bekannten auf einer der Stufen der Floßlände saß. Auch er sprang ins Wasser und unterstützte Blachut bei der Rettung. "Ich befürchte, alleine hätten die Frauen das nicht geschafft. Sie waren relativ weit abgetrieben, das Wasser war da schon sehr tief." Dass sonst niemand der vielen Besucher gehandelt habe, habe ihn, wie auch Blachut, zunächst irritiert. Marco Greiner von der Augsburger Wasserwacht weiß, wie schwer es für Laien sein kann, solche Situationen in ihrer Tragweite zu erfassen.

    Den Notfall im Lech in Lechhausen kann er natürlich nicht selber beurteilen, schließlich war er nicht dabei. Aber Greiner weiß, dass es in Flüssen generell schwer erkennbar sei, ob Menschen schwimmen oder abtreiben. Auch an Seen sei es schwierig, den Überblick zu bewahren. "Es kann etwa sein, dass tausend Menschen um den Kuhsee liegen und niemand bemerkt, dass jemand in akuter Gefahr ist", sagt Greiner. Der Vorgang des Ertrinkens sei nun einmal nicht so, wie man ihn vielleicht aus der TV-Serie Baywatch kenne. Der Vorgang sei vielmehr lautlos.

    Weshalb Ertrinkende nicht schreien können

    "Ein Betroffener befindet sich im Überlebenskampf, der Körper schaltet in einen Modus, in dem nur noch lebenswichtige Organe durchblutet werden." Ertrinkende schlucken zudem immer wieder Wasser und ringen nach Luft. "Dabei verkrampfen die Stimmbänder, die Menschen können nicht mehr schreien." In den wenigsten Fällen könnten Ertrinkende noch um sich schlagen.

    Paul Blachut arbeitet in der Floßlände. Nun wurde er zum Lebensretter.
    Paul Blachut arbeitet in der Floßlände. Nun wurde er zum Lebensretter. Foto: Michael Hochgemuth

    Wichtig sei in solchen Situationen, das betont der Wasserwacht-Sprecher, als Erstes den Notruf zu wählen oder jemanden damit zu beauftragen. Als guter Schwimmer könnte man zu einem Menschen hinschwimmen. "Aber immer von hinten nähern, die Person greifen und rausziehen." Frontal sei es für Retter selbst gefährlich, weil sich Ertrinkende festkrallten und diejenigen dabei selbst mit unter Wasser ziehen könnten. Peter Blachut, Ali Al-Hadeethi und Wolfgang Avci hatten offensichtlich alles richtig gemacht.

    Avci sagt, nach der Aktion sei er erst mal in seine nahegelegene Wohnung, um sich etwas Trockenes anzuziehen. Wenig später kehrte er zur Floßlände zurück. Eine der Frauen, eine 15-Jährige, war bereits zur Beobachtung im Krankenhaus. Sie hatte offenbar einen Schock erlitten. Barkeeper Blachut war auch nicht mehr da. "Dabei wollte ich ihm noch meinen Respekt aussprechen," meint Avci.

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