Vor vier Jahren flüchtete Abdullah, 24, aus Afghanistan nach Deutschland. Als Angehöriger der Hazara-Volksgruppe, einer von islamistischen Terroristen verfolgten schiitischen Minderheit, stellte er einen Asylantrag, berichtete dem Bundesamt für Migration, sein Vater sei getötet worden, er selbst werde verfolgt. Doch sein
Abdullah hätte ausreisen müssen – zurück ins nach wie vor umkämpfte Afghanistan. Abdullah hat allerdings einen Weg gefunden, möglicherweise doch noch in Deutschland bleiben zu können. Aus dem Muslimen Abdullah wurde der katholische Josef. Der 24-Jährige konvertierte zur römisch-katholischen Kirche. Der Flüchtling empfing am Ostersonntag 2014 in einer Pfarrei in der Innenstadt die Sakramente: Taufe, Kommunion und Firmung. Jetzt gilt er allerdings unter streng konservativen Anhängern des Korans als „Ungläubiger“, dem die Todesstrafe droht.
Anklage: Passvergehen
Der ungewöhnliche Fall wurde jetzt bei einem Prozess vor Strafrichterin Susanne Hillebrand offenbar, in dem der Afghane eines Passvergehens angeklagt war. Der 24-Jährige hätte sich nämlich nach seiner Ablehnung als Asylbewerber einen Pass besorgen müssen, nachdem er ausreisepflichtig geworden war. Dies versäumte er, wurde zufällig bei einer Kontrolle in Lindau erwischt.
Allerdings hatte er über seinen Anwalt Helmut Riedl bereits im November 2013 einen Asyl-Folgeantrag gestellt. Das Bundesamt für Migration ließ sich viel Zeit. Erst im Juni 2015 – also 18 Monate später – kam überhaupt erst die Bestätigung, dass sein Antrag bei der Behörde eingegangen sei. Entschieden über den Folgeantrag ist freilich immer noch nicht. Richterin Hillebrand stellte jedenfalls das Verfahren gegen den Afghanen wegen geringer Schuld ohne Auflage ein.
Lange Prozedur vor Taufe
Anwalt Helmut Riedl ist davon überzeugt, dass es seinem Mandanten Ernst ist mit dem Übertritt zum Christentum. „Er hat lange geliebäugelt mit einem friedlicheren Glauben. Das muss man ihm schon abnehmen“. Bei erwachsenen Konvertiten verlange die Kirche eine lange Prozedur der Lehr- und Prüfungszeit.
Josef, wie Abdullah nun heißt, musste sich beim Institut St. Justinus in Augsburg auf den Übertritt vorbereiten, sich intensiv mit der katholischen Glaubenslehre beschäftigen, ehe er getauft wurde. Seine Chancen, doch noch in Deutschland bleiben zu können, sind damit wohl gestiegen.