Flexitarier, also Menschen mit bewusstem Fleischkonsum - sei dieser selten, nur an bestimmten Tagen oder mit Blick auf eine gute und nachhaltige Qualität - gibt es immer mehr. Entsprechend hat laut einer Studie über die Ernährungsgewohnheiten der Bayern der Fleischkonsum abgenommen: seit 2003 um 30 Prozent. Die Studie wurde vom Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegeben. Demnach essen Männer im Schnitt täglich 64 Gramm Fleisch, Frauen 40 Gramm. Und wie sieht es bei den Augsburgern aus? Wir haben uns bei Passanten in der Innenstadt umgehört.
Pascal Kinsley, 35, und Georg Müller, 27, arbeiten als Wirtschaftsmonteure und sind viel auf Baustellen unterwegs. Sie können sich nicht vorstellen, ganz auf Fleisch zu verzichten, achten aber auf einige Dinge. So kaufen sie ihr Fleisch am liebsten direkt beim Metzger. „Es muss regional sein, wir achten auch auf die Haltungsform“, sagen sie. Fleischersatzprodukte halten sie qualitativ für gut, Kinsley kann sich deshalb vorstellen, künftig noch weniger Fleisch zu essen.
Daniel Onoh, 26, lebt seit einem Jahr in Augsburg und studiert Sportwissenschaften. Er isst Fleisch aus Überzeugung und weil es ihm schmeckt. „Es wurde mir so beigebracht und ich würde sagen, durch mein Studium kenne ich den Nutzen von Fleisch für den Körper.“ Auch er achtet darauf, wie die Tiere gehalten wurden und kauft Bio-Qualität. Allzu viel Fleisch esse er aber nicht.
Anders ist es bei Doris, 65, und ihrem Mann, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchten. Beide leben seit knapp 20 Jahren vegetarisch. Damals waren sie schockiert darüber, wie Tiere in gehalten werden, auch die Zustände in Schlachthöfen entsetzten sie. Die Entscheidung, auf Fleisch zu verzichten, sei ihnen deshalb „gar nicht schwergefallen“. Doris sei es am Anfang schwerer gefallen als ihrem Mann, komplett auf Fleisch zu verzichten, vor allem bei Treffen mit Familie oder Freunden. „Aber es gibt ja ein immer größeres Angebot an vegetarischen Produkten, was dann auch sehr viel Abwechslung bringt.“ Heute falle es deshalb leichter, vegetarisch zu leben, als noch vor 20 Jahren.
Thomas, 30, und Carlotta Lamey, 27, sehen es ähnlich. Die beiden Studenten haben sich vor langer Zeit für ein vegetarisches Leben entschieden und sind der Überzeugung: „Es ist absolut machbar.“ Beide haben erst eine Woche, dann einen Monat ausprobiert, ehe sie ganz auf Fleisch verzichteten. Thomas kam die Idee vor 14 Jahren nach einem Versuch an der Schule: „Ich fühlte mich einfach besser ohne Fleisch.“ „Fleischersatzprodukte sind gut, weil die meisten Vegetarier wahrscheinlich aus Überzeugung aufhören, Fleisch zu essen und nicht, weil es ihnen nicht mehr schmeckt. Wenn ich Lust auf Chicken Nuggets habe, hole ich mir die vegetarischen, weil sie einfach gut schmecken“, sagt Lamey. Dass sie aufhörte, Fleisch zu essen, hat zwei Gründe: Sie hatte Videos über die schlechte Haltung von Tieren gesehen. Außerdem ist die 27-Jährige überzeugt, dass es das Beste für die Umwelt ist, wenn so viele Menschen wie möglich auf den Fleischkonsum verzichten oder ihn zumindest reduzieren.
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