Steigende Energiekosten machen Privatpersonen und Unternehmen schwer zu schaffen. Speziell Gas wird immer teurer. Was tun? Die Augsburger Martini-Firmengruppe, die im Textilviertel ihr großflächiges Gewerbegebiet betreibt, setzt künftig auf Fernwärme statt Gas. Es ist ein Millionenprojekt, das gemeinsam mit den Stadtwerken Augsburg angegangen wird. Martini steht exemplarisch für andere Firmen, die in die eigene Energieversorgung viel Geld investieren.
Die Arbeiten für die neuen Fernwärmeleitungen laufen seit August. Die Hauptzufahrt in der Schäfflerbachstraße ist gegenwärtig für Mieter und Lieferanten gesperrt. Kein Fahrzeug kommt durch. Lediglich zu Fuß und mit dem Rad ist der Zugang ins Gewerbegebiet gewährleistet. Wer mit dem Auto unterwegs ist, wird umgeleitet. Eine Zufahrt erfolgt über den Hanreiweg. Zur Orientierung: In diesem Bereich des Martini-Parks sitzt die Feuerwehr-Erlebniswelt.
Die Firmengruppe Martini betreibt auch ein Wasserkraftwerk
Wolfgang Geisler, Geschäftsführer der Martini-Firmengruppe, sagt, dass sich das Unternehmen bereits seit Langem mit Energiethemen befasse: "Martini beschäftigt sich neben der Immobilienentwicklung und -verwaltung insbesondere auch mit der Erzeugung von Energie aus regenerativen Energieträgern." Martini betreibe ein Wasserkraftwerk und Photovoltaikanlagen. Somit würde mittlerweile der Strombedarf des gesamten Martiniparks im Augsburger Textilviertel, in dem mehr als 200 Unternehmen und Organisationen unterschiedlichster Größenordnung angesiedelt sind, mit Strom aus eigenen "Erneuerbaren Energieanlagen" abgedeckt.
Ein wichtiges Ziel von Martini sei es, neben dem Bedarf an Strom auch den Bedarf an Heizwärme in möglichst großem Umfang aus erneuerbaren Energien zu decken. Nach intensiver Prüfung verschiedener Varianten habe sich Martini bereits vor der aktuellen Energiekrise im Jahr 2021 entschieden, den Martinipark auf das Heizmedium Fernwärme umzustellen. Grund: Fernwärme weise einen wesentlichen besser Primärenergiefaktor auf als Gas oder Öl. "Momentan laufen die Anschlussarbeiten, die in möglichst kurzer Zeit umgesetzt werden sollen", so Geisler. Momentan ist eine der drei Zufahrten zum Martinipark – die Zufahrt an der Schäfflerbachstraße – für Autos gesperrt. Diese soll jedoch nach Auskunft der Stadtwerke Augsburg, die für die Anschlussarbeiten verantwortlich zeichnen, in der letzten Septemberwoche wieder geöffnet werden.
Ein Großteil der Gebäude im Martinipark soll noch im Jahr 2022 angeschlossen werden; die restlichen Gebäude folgen im Jahr 2023. Laut Geisler hat sich das Unternehmen intensiv mit erneuerbaren Energien beschäftigt. Grundwasserwärme, Luftwärmepumpen, Biomasse und Holzhackschnitzel seien als Heizmedien untersucht worden: "Die Entscheidung fiel pro Fernwärme, da hierbei in großer Skalierung auf verschiedene Heizmedien aus erneuerbaren Energien zurückgegriffen werden kann und die Stadtwerke durch umfangreiche Neuinvestitionen eine weitere Steigerung des Anteils an erneuerbaren Energien bei der Erzeugung der Fernwärme planen."
Das Wohngebiet im Martinipark ist bereits mit Fernwärme ausgestattet
Auch das Wohngebiet mit 265 neuen Wohnungen im Martinipark, die sich im Eigentum der Firmengruppe befinden, wird bereits seit dem Jahr 2020 mit Fernwärme der Augsburger Stadtwerke beheizt. Zudem würden weitere Immobilien der Firma Martini in Augsburg bereits seit vielen Jahren die Fernwärme der Stadtwerke nutzen, sagt der Geschäftsführer. Die Kosten für den Anschluss des Martiniparks werden sich auf rund 1,6 Millionen Euro belaufen. Geisler sagt: "Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass die Energiekosten für die Mieter durch die Umstellung von Gas auf Fernwärme eher sinken als steigen." Prognosen fielen angesichts der aktuellen Verhältnisse am Markt für Gas und Öl allerdings mehr als schwer.