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Augsburg: Feuer in Karolinenstraße zerstört bedeutendes Baudenkmal von Augsburg

Augsburg

Feuer in Karolinenstraße zerstört bedeutendes Baudenkmal von Augsburg

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    Am Samstagabend hat der Abbruch des Brandhauses in der Karolinenstaße begonnen, am Sonntag wurden die Arbeiten fortgeführt.
    Am Samstagabend hat der Abbruch des Brandhauses in der Karolinenstaße begonnen, am Sonntag wurden die Arbeiten fortgeführt. Foto: Michael Hochgemuth

    Nach rund eineinhalb Tagen konnte der verheerende Brand des historischen Wohn-und Geschäftshauses in der Karolinenstraße am frühen Sonntagmorgen endgültig gelöscht werden. Die Abbrucharbeiten an dem denkmalgeschützten Gebäude laufen seit Samstagabend. Von dem über 400 Jahre alten Bau könnte nach Stand von Sonntag nur die Hausmadonna übrig bleiben, die in einer dramatischen Aktion aus den Flammen gerettet werden konnte.

    Die Hausmadonna wurde mit einem Kran in Sicherheit gebracht.
    Die Hausmadonna wurde mit einem Kran in Sicherheit gebracht. Foto: Isabel Schmidhuber

    Die Stadt hatte am Samstagabend noch alle Hebel in Bewegung gesetzt, um von dem denkmalgeschützten Gebäude wenigstens die Hausmadonna retten zu können. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert. Mit Beteiligung von Baureferent Gerd Merkle und dem Denkmalschutz wurden zwei Steinmetze organisiert. Sie sollten die Madonnenfigur von der Fassade des immer noch brennenden Gebäudes herunterholen. Wegen der Rauchentwicklung gelang das erst im zweiten Anlauf und praktisch in letzter Minute. Wie Ordnungsreferent Frank Pintsch berichtet, wurde die Figur im Qualm an lange Seile gehängt und mithilfe eines großen Krans ganz oben aus ihrer Nische in der Fassade geborgen. "Die Madonna ist schwarz vom Rauch, aber intakt", sagt er. Sie wurde ins Maximilianmuseum gebracht.

    Die Hausmadonna konnte gerettet werden.
    Die Hausmadonna konnte gerettet werden. Foto: Frank Pintsch

    Brand in Karolinenstraße war ungewöhnlich schwer zu bekämpfen

    Der schwere Brand konnte nach Angaben der Stadt nicht anders gelöscht werden, als dass von dem historischen Gebäude nur noch eine Ruine übrig ist. Ein Augsburger Feuermann sagte, er habe in 30 Jahren noch keinen Hausbrand erlebt, der so schwer zu bekämpfen war. Das historische Gebäude ist tief und verwinkelt, hat viel Holz in der Konstruktion und Fehlböden, sodass immer wieder Brandherde aufflackerten.

    Die Abrissarbeiten haben am Samstagabend begonnen.
    Die Abrissarbeiten haben am Samstagabend begonnen. Foto: Stadt Augsburg

    Um Sicherheit in diesem zentralen Bereich der Innenstadt und für die angrenzenden Gebäude zu schaffen, sprachen sich Fachleute letztendlich für einen Abbruch aus. "Wir konnten das Brandgebäude nicht mehr halten", sagt Pintsch, auch wegen der Gefahr, dass Teile abbrechen und auf die Umgebung fallen könnten. Die

    Augsburger Innenstadt verliert ein wichtiges historisches Gebäude

    Nach Angaben des Augsburger Architekturhistorikers Gregor Nagler ist das Brandhaus das einzige der Bürgerhäuser auf der Westseite der Karolinenstraße, das den Bombenkrieg überstanden hat. "Früher sahen alle Häuser auf dieser Straßenseite so ähnlich aus, die Karolinenstraße war architektonisch ähnlich schön wie die Maximilianstraße", so Nagler. Gemeinsam mit dem Pustet-Haus sei es das letzte Zeugnis des alten Straßenbildes gewesen.

    Der Kern des Hauses stammt nach Angaben des Architekturhistorikers sicher aus dem 16. Jahrhundert, die Fassade wurde am Ende des 18. Jahrhunderts oder um 1800 umgestaltet. "Den Stil nennt man Zopfstil - es ist eine Art Klassizismus, der aber sehr viel Ornamentik aufweist", erklärt er. Der Stil sei für Augsburg recht typisch gewesen. Früher habe es Dutzende solcher Fassaden gegeben, nur noch wenige seien erhalten und absolute Schmuckstücke. "Gerade wenn man an eine Aufwertung der Karolinenstraße denkt, wäre eine Sanierung der Fassade des Hauses 15 ein entscheidender Baustein", sagt Nagler. Er würde der Stadt gerne anbieten, dass man einen Wiederaufbau der Fassade über Spenden angeht.

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