Als Letztes werden die Biertischgarnituren im Festzelt des Gögginger Frühlingsfestes aufgeklappt und die Bierkrüge gestapelt. Dann müsse noch einmal "ordentlich" durchgeputzt werden, sagt Junior-Chef Thomas Kempter, bevor es am Freitag losgeht. In den vergangenen zwei Jahren habe das Mobiliar Staub angesetzt - gezwungenermaßen. Eine "harte Zeit" liege hinter seiner Familie. Thomas Kempter blickt aber nach vorne und freut sich auf sein erstes Volksfest nach der langen Pause.
Das Jahr von Thomas Kempter und seiner Frau, seinen Eltern und seiner Schwester verläuft nach einer ganz besonderen Taktung: Es gibt die Zeit vor, während und nach einem Volksfest. Neben dem Gögginger Frühlingsfest und dem Frühjahrs- und Herbstplärrer ist die Familie mit ihren Bierzelten auch in Gersthofen und Neusäß präsent. "Daneben hatten wir den Zuschlag für das Friedberger Volksfest erhalten und konnten dort aufgrund von Corona allerdings noch kein Bierzelt in Betrieb nehmen", sagt Kempter. Corona hatte der Familie auf einen Schlag ihre Arbeitsgrundlage genommen. Erst vor fünf Jahren hatten sie ihre Metzgerei in Gersthofen geschlossen, um sich auf Festzeltbetrieb und Catering zu konzentrieren.
Gögginger Frühlingsfest ist für Kempter ein "Kaltstart von null auf 1000"
Umso glücklicher war Kempter, als vor wenigen Wochen der Beschluss gefasst wurde, dass das Gögginger Frühlingsfest samt Bierzelt stattfinden soll. "Vor fünf, sechs Wochen waren sich noch alle einig, dass es ausfällt", sagt er. Einen entsprechenden Kaltstart hätten er und sein Team hinlegen müssen. "Das ging nicht von null auf 100, sondern von null auf 1000." Bands hatte er vorsichtshalber bereits im November und Dezember gebucht. Da habe er sofort Zusagen erhalten, obwohl noch lange nicht sicher war, ob es überhaupt ein Frühlingsfest geben wird. "Als dann die finale Zusage kam, habe ich alle persönlich angerufen und die Termine bestätigt. Einer hat sogar geweint, weil so lange nichts mehr stattfinden konnte", erzählt der Junior-Chef.
Mit dem Personal wurde es dann schon schwieriger. Auf 50 Prozent seines Stammpersonals konnten die Festzeltbetreiber zurückgreifen. "Die anderen haben sich inzwischen andere Jobs gesucht." Kempter ist froh, dass aber alle Mitarbeiter, die schon vor Corona beim Auf- und Abbau des Zelts geholfen hatten, wieder mit angepackt haben. Schließlich wüssten sie am besten, wo alles hingehöre.
Im Bierzelt auf dem Gögginger Frühlingsfest gilt 2G plus
Kempter muss sich in diesem Jahr vielen Herausforderungen stellen. Der Einkauf war kein leichtes Unterfangen - Mehl und Speiseöl etwa waren nicht einfach zu bekommen. "Wir haben das Mehl für den Plärrer gleich mitbestellt. Schließlich brauchen wir schon ein paar hundert Kilo, weil wir unter anderem Spätzle selber machen." Ob und wie der Frühjahrsplärrer stattfinden wird, könne er jetzt noch nicht sagen. "Momentan bin ich wieder etwas skeptisch, weil die Infektionszahlen so nach oben gehen", sagt er. Deshalb wurde die Zutrittsregelung für das Festzelt auf dem Gögginger Frühlingsfest nochmals auf Anordnung des Augsburger Gesundheitsamtes geändert. Nun gilt 2G plus im Zelt. "Dafür kann man sich aber im Zelt ohne Maske bewegen", betont Kempter.
Eine 3G-Lösung, bei der die Besucherinnen und Besucher die Maske aufsetzen, sobald sie ihren Platz verlassen, hätte er für wenig realisierbar gehalten. "Die Leute gehen ja ins Zelt, um Spaß zu haben und Alkohol zu trinken. Da sinkt die Hemmschwelle." Es wäre laut Kempter schwierig zu kontrollieren gewesen, ob nun alle korrekt die Maske tragen. Nun wird vor dem Zelt kontrolliert. "Für diejenigen, die einen Test brauchen, bieten wir auch einen Schnelltest-Container auf dem Festgelände an."
Viel Zuspruch bei Besucherinnen und Besuchern
Der Zuspruch der Menschen, die das Festzelt besuchen wollen, macht ihm Mut. "Wir haben mehr Reservierungen als vor Corona", berichtet Kempter. Aber bereits während des Aufbaus seien Passanten einfach ins Festzelt gekommen und hätten ihm gesagt, wie sehr sie sich freuten, dass es wieder ein Volksfest mit Bierzelt gebe. Kempter ist sich bewusst, dass er unter Beobachtung steht. "Natürlich wird geschaut, wie das jetzt funktioniert." Die Stadt habe im Vorfeld klargemacht, dass sie nicht als Veranstalterin auftreten werde. Dann habe sich der Schaustellerverband auf die Beine gestellt und sich als Veranstalter gemeldet. "Wir wollten diese Chance unbedingt ergreifen", sagt der Festwirt. Alles andere hätten die Schausteller und er nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können.