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Augsburg: Festivals auf dem Gaswerk-Areal: Sozial, ökologisch – und mit Ballermann-Hits

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Festivals auf dem Gaswerk-Areal: Sozial, ökologisch – und mit Ballermann-Hits

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    Mit großen Plakaten wird für das "Mega-Malle-Festival" auf dem Augsburger Gaswerk-Areal geworben.
    Mit großen Plakaten wird für das "Mega-Malle-Festival" auf dem Augsburger Gaswerk-Areal geworben. Foto: Silvio Wyszengrad

    Auf das Gaswerk-Areal ist der Augsburger Kulturreferent Jürgen Enninger (Grüne) stolz. Das Gelände wurde in diesem Jahr als hochwertiger "bayerischer Kreativ-Ort" ausgezeichnet. Das Modular-Festival, das dort gefeiert wird, lobt er als sozial und ökologisch nachhaltig. Zuletzt entschieden die Festival-Macher, dass das Modular "fleischfrei" werden soll. Eine Veranstaltung, die für kommendes Jahr geplant ist, will allerdings nicht ganz zu dieser Ausrichtung passen. Im Juni soll es ein "Mega-Malle-Festival" geben - eine große Party mit vielen Ballermann-Stars - darunter Lorenz Büffel ("Trinken ist auch Sport"), Ingo ohne Flamingo ("Saufen - morgens, mittags, abends") und DJ Robin, der mit dem Song Layla in diesem Jahr für Wirbel sorgte. Bei der Stadt ist man überrascht.

    Auch das Modular-Festival des Stadtjugendrings findet am Gaswerk statt - nächstes Jahr soll es dort nur noch vegetarisches und veganes Essen geben.
    Auch das Modular-Festival des Stadtjugendrings findet am Gaswerk statt - nächstes Jahr soll es dort nur noch vegetarisches und veganes Essen geben. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Vor Kurzem erst tauchten die ersten große Plakate auf, mit denen das "Mega-Malle-Festival" beworben wird. Die Stadtratsmitglieder, die im Kulturausschuss sitzen, wussten zuvor auch nichts von der Ballermann-Party. Er habe durch die Plakate davon erfahren, sagt CSU-Stadtrat Andreas Jäckel. Passt ein solches Festival zu einem Ort, der zum Kreativquartier für Kulturschaffende und Agenturen werden soll? Jäckel äußert sich zurückhaltend. Es gebe keinen Grund für Verbote, sagt er. Und es müsse auch nicht immer Hochkultur sein. Der CSU-Stadtrat und Landtagsabgeordnete rät dazu, die Dinge "entspannt" zu sehen. Gleichzeitig macht er deutlich, dass Ballermann am Gaswerk trotzdem eher die Ausnahme bleiben sollte. 

    Ballermann am Gaswerk: "Die Stadtwerke sind bei ihren Entscheidungen autonom"

    In der Stadtregierung ist man, so ist zu hören, nicht besonders glücklich, dass die Stadtwerke ihr Gelände für das "Mega-Malle-Festival" vermieten. Ein Fass aufmachen - um im Ballermann-Bild zu bleiben - will man aber auch nicht. Kulturreferent Jürgen Enninger sagt: "Die SWA-Kreativwerk ist in ihren Entscheidungen völlig autonom." Dabei handelt es sich um die Stadtwerke-Tochter, die für das Gaswerk zuständig ist. Gleichzeitig erklärt er aber auch, man wolle sich in Sachen Musik mit den Stadtwerken künftig "noch enger abstimmen". Verena von Mutius-Bartholy, Fraktionschefin der Grünen im Stadtrat, äußert Zweifel, ob eine Ballermann-Party zum Image des Gaswerks passt. Darüber müsse man sich für die Zukunft Gedanken machen. Zudem sehe die städtische Gleichstellungskommission Songs wie den über "Puffmama Layla" kritisch.

    Die Opposition nutzt die Gelegenheit, um grundsätzliche Kritik zu üben. Er gönne den Mallorca-Fans die Party, sagt Florian Freund, Chef der Sozialfraktion aus SPD und Linkspartei. Allerdings müsse die Stadt endlich ein klares Konzept erarbeiten, wie sich das Gaswerk entwickeln soll. Es fehle bisher, wie bei anderen Projekten auch, ein klarer "Markenkern". 

    Die Stadtwerke sehen indes keinen Widerspruch zwischen Ballermann-Hits und einem Kreativort, an dem auch das Staatstheater aktiv ist. "Eine Mallorca-Party passt als eine von vielen unterschiedlichen Veranstaltungen in den Kalender des Gaswerks", sagt ein Sprecher auf Anfrage. Sie passe "zur Vielfalt des kulturellen Lebens in einer Großstadt", die man auch auf dem Gelände abbilden wolle. Ballermann-Hits hätten ein breites Publikum, das die Stadtwerke nicht ausgrenzen wollten. Eine Entscheidung auf Grundlage von geschmacklichen oder moralischen Gesichtspunkten sei angesichts des hohen Werts der künstlerischen Freiheit "sensibel" vorzunehmen. 

    Sorgen ums Gaswerk muss man sich wohl keine machen. Auch auf Mallorca singt die fürs Augsburger Festival verpflichtete Isi Glück ("Das Leben ist ne Party") regelmäßig: "Wir reißen alles ab." Der Ballermann steht indes aber immer noch.

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