Zum sechsten Mal findet das Festival "Sommer am Kiez" in Augsburg statt. An sechs Wochenenden treten dabei Live-Acts vor allem aus den Musikrichtungen Indie, Rock, Punk und Metal auf. Ursprünglich startete der Sommer am Kiez am Helmut-Haller-Platz am Oberhauser Bahnhof, zwischenzeitlich fand die Veranstaltung auch auf dem Gaswerk-Gelände statt. Dieses Jahr werden sogar beide Locations bedient. Veranstalter Stefan "Bob" Meitinger zieht eine Zwischenbilanz.
Auf dem Festivalgelände am Helmut-Haller-Platz gibt es viel zu sehen: Es ist ein bunter Mix aus schwarzen T-Shirts mit "Kärbholz"-Aufdruck, tätowierte Armen und Piercings - aber auch farbenfroher Kleidung und Kindern, die mit Lärmschutzkopfhörern auf den Schultern ihrer Eltern sitzen. Marcel ist mit Sohn Leon gekommen. "Ich hatte einen Flyer im Bob’s entdeckt und wollte herkommen", erzählt Leon. Dann hätten sie angefangen, die Musik der Rockband Kärbholz zu hören, die an diesem Abend spielt, und seien Fans geworden, berichtet Marcel. Freunde der Familie hätten sich auch als Fans der Band herausgestellt. "Nur meine Mutter mag die Musik nicht so gern", meint Leon und lacht. Trotzdem sind sie nun alle gemeinsam auf dem Sommer am Kiez.
Das Gelände am Helmut-Haller-Platz ist klein und gemütlich: An den Ständen werden Getränke, Speisen und Merchandise verkauft. Angrenzend liegt ein Biergarten unter schattenspendenden Sonnenschirmen.
Sommer am Kiez: Konzertreihe in Augsburg
"Ich bezeichne den Sommer am Kiez lieber als Konzertreihe, weil die Leute hier nicht mit Zelten übernachten, wie es bei Festivals üblich ist. Es ist eine Art Festival, das so in seiner Form und Musikrichtung einzigartig in Deutschland ist", sagt Veranstalter Stefan Meitinger.
Etwas über die Hälfte der diesjährigen Saison ist vorbei, Organisator Bob Meitinger zieht eine Zwischenbilanz: "Ich bin zufrieden. Als die Metal-Band Sepultura spielte, waren wir sogar ausverkauft." Aber es sei immer noch kein ganz "normales" Jahr für ihn. Die Corona-Beschränkungen der vergangenen Jahre wirkten nach: So sind viele Besucher mit Tickets gekommen, die sie schon vor zwei Jahren gekauft hätten. Dementsprechend weniger neue Tickets wurden verkauft. Die Verkaufszahlen stehen beim Veranstalter nicht im Vordergrund: "Wir sind mit Sommer am Kiez nicht auf Profit aus. Wir machen auch keinen Gewinn. Für mich ist das quasi ein Hobby, das ich mit Leidenschaft ausführe."
Umzug vom Helmut-Haller-Platz auf auf das Gaswerk-Areal
Am kommenden Wochenende wird der Sommer am Kiez nochmals auf dem Helmut-Haller-Platz stattfinden, für die Auftritte am 5. und 6. August zieht das Festival auf das Gaswerk-Areal: Die Bands Kissin’ Dynamite, Russkaja, Ska-P und Saltatio Mortis kommen noch nach Augsburg. An diesem Abend ist Kärbholz der Headliner, als Vorgruppe spielt die Punkrock-Band Sehnsucht.
Alex Greck und Max Steinwinter aus Dillingen sind Fans von Kärbholz und waren auch schon auf früheren Konzerten der Band. "Ich habe die Karten schon seit zwei Jahren, wegen Corona wurde es aber immer wieder verschoben", erzählt Alex Greck. Das Festival gefällt den beiden aus einem bestimmten Grund: "Ich mag es, dass es hier nicht so groß ist. Es ist schön kuschelig und dadurch familiär."
Was die Besucher an dem Festival schätzen
Auch Look aus Gersthofen ist ein Fan von Sommer am Kiez. Ursprünglich wollte sie ebenfalls schon vor zwei Jahren kommen. Dafür ist sie dieses Jahr schon zum dritten Mal da und hat auch Freundinnen mitgenommen. "Wir sind nicht so ein großer Fan wie Look, aber uns gefällt es hier auch sehr gut", berichten Yuki und Joanna.
Als die Vorband ihren letzten Song gespielt hat, wird umgebaut. In der Zwischenzeit läuft auch mal ein Schlager aus den Boxen, bei dem die Menge begeistert mitsingt. Während die Besucher vorher auf dem Gelände verteilt standen, rücken alle nach vorne, sobald sie merken, dass gleich Kärbholz auftritt. Die Sonne ist bereits hinter der Bühne verschwunden, sodass sich das Gelände nun komplett im Schatten befindet. Kinder werden auf die Schultern gesetzt, um eine gute Sicht auf die Bühne zu haben. Auch das Personal von den Getränkeständen beugt die Köpfe heraus, um einen Blick auf die Band zu erhaschen. Schon beim zweiten Song wird ein Besucher auf den Händen des Publikums durch die Menge gereicht.
Vergleichsweise früh endet der Sommer am Kiez immer gegen 22 Uhr. Beschwerden von den Anwohnern gebe es kaum, so Stefan Meitinger. "Aber auch ohne uns liegt der Helmut-Haller-Platz an einer der lautesten Straßen in Augsburg", sagt er.