Nach längeren Diskussionen und einem Koalitionskrach im Frühjahr hat die Stadt jetzt den Weg für ein Theaterviertelfest im kommenden Mai freigemacht. Veranstaltet werden soll das dreitägige Fest durch die Initiative "Theaterviertel Jetzt!", an der unter anderem Gastronomen und das Staatstheater beteiligt sind. Geplant ist Musik durch Staatstheater und Bands/DJs auf mehreren Bühnen, unter anderem auf der Baustellenfläche an der Kasernstraße, zudem soll es Gastronomie geben. Die Festzone wird rund ums Theater in Ludwig- und Theaterstraße liegen, wird aber ausgedehnt auf die Grottenau, die am Wochenende 24. bis 26. Mai komplett gesperrt wird. "Bei der Theatersanierung handelt es sich um die größte Infrastrukturmaßnahme in Augsburg. Die wollen wir auch für die Bürgerinnen und Bürger sichtbar machen", so Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU).
Ums Theaterviertelfest, das Grüne und Generation-Aux-Stadtrat Raphael Brandmiller angestoßen hatten, gab es seit Monaten Diskussionen. Beantragt war erst eine Ausdehnung des Stadtfests "Sommernächte" aufs so genannte Theaterviertel, allerdings scheiterte dies unter anderem an Sicherheitsbedenken. Zwischen Grünen und dem Sommernächte-Veranstalter, der städtischen Marketinggesellschaft "Augsburg Marketing", knirschte es zwischendurch vernehmlich (wir berichteten). Die CSU ging deutlich auf Distanz zu den Grünen.
Fest beim Staatstheater: Stadt Augsburg trägt einen Großteil der Kosten
Das jetzt gefundene Konzept sieht vor, dass die Stadt 80 Prozent der geschätzten rund 100.000 Euro Kosten übernimmt, Kulturreferat und die städtische Marketing-Gesellschaft Augsburg Marketing unterstützen organisatorisch. Hübschle sagte, die Stadt engagiere sich, weil das Theaterviertelfest einen hohen "symbolischen und strategischen Stellenwert" habe, wenn es um die Entwicklung der Straßenzüge rund ums Theater zu einem Kulturquartier gehe. Grünen-Rat Deniz Anan betonte zur Sperrung der Grottenau: "Wir zeigen, dass eine Straße, die sonst trennt, verbinden kann." Die Grünen wünschen sich dort grundsätzlich eine Verkehrsberuhigung. Auch die Straße soll zur Festzone werden und eine Brücke zwischen Leopold-Mozart-Centrum in der alten Grottenaupost und dem Theater schlagen.
CSU, Grüne und Generation Aux versuchten im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats, eine neue Einigkeit bei dem Fest zu demonstrieren - was allerdings nicht ganz gelang. "Wir standen dem Fest immer mit Wohlwollen gegenüber, aber wir wollen, dass es von den Menschen aus dem Stadtteil getragen wird und nicht bei Augsburg Marketing bestellt wird", so CSU-Rat Matthias Fink. "Wir sprechen hier nicht von einem normalen Stadtteilfest", konterte Brandmiller - das innenstadtnahe Quartier werde für die gesamte Stadt wichtig werden. Nachdem weder Kulturreferat noch Augsburg Marketing als Veranstalter auftreten wollen, habe "Theaterviertel Jetzt!" die Federführung übernommen, so Brandmiller, der selbst in der Initiative aktiv ist.
Streit um Fest in Augsburg: Ganz ist der Ärger noch nicht verraucht
Die Sozialfraktion zeigte deutliche Skepsis. Die Koalition sei sich offenbar ja nach wie vor nicht einig, was sie wolle. "Es gibt jetzt ein Fest ohne Namen mit einem Veranstalter, aber noch ohne Inhalte", stellte Stadtrat Dirk Wurm süffisant fest. Faktisch wolle die Stadt wohl gut Wetter machen für die Theatersanierung, deren Kosten aus dem Ruder laufen. "Mit der Begründung der Infrastrukturmaßnahme könnten wir am Hauptbahnhof ja seit fünf Jahren Feste feiern. Wenn man die Linie 5 noch dazunimmt, wird man die nächsten zehn Jahre Feste feiern können", spottete Wurm. Die 80.000 Euro seien nicht wenig Geld. "Ich werde daran erinnern, wenn es das nächste Mal darum geht, dass wir neun Monate brauchen, um eine Schaukel auf einem Spielplatz zu ersetzen", so Wurm, der letztlich aber doch für das Fest stimmte. Eine Gegenstimme kam von Lars Vollmar (Bürgerliche Mitte). Wenn man im so genannten Theaterviertel nun ein Fest sponsore, werde man auch in Stadtteilen nicht drumrumkommen, sagte er.
In der gleichen Sitzung stimmten die Stadträte einstimmig für eine jährliche Weiterführung der "Sommernächte" bis 2026, wofür die Stadt angesichts gestiegener Kosten, unter anderem für Sicherheitsmaßnahmen, künftig 200.000 Euro zuschießen wird. Mit rund 110.000 Besuchern sei das Fest in diesem Jahr bei der Erstauflage nach der Pandemie ein voller Erfolg gewesen, was Belebung der Innenstadt und Imagegewinn betrifft, so die Stadt. Nach derzeitigen Planungen sollen die Sommernächte 2024 vom 27. bis 29. Juni stattfinden. Offenbar hatten sich CSU und Grüne vorher darauf verständigt, Sommernächten und Theaterfest wechselseitig zuzustimmen - die Grünen, denen die Ausrichtung der Sommernächte zu wenig kulturorientiert ist, hatten dem Stadtfest 2023 im Vorfeld grundsätzlich die Zustimmung verweigert, weil es "nur noch um Party" gehe. Weil auch die Opposition mit der CSU für die Sommernächte stimmte, blieb das aber faktisch ohne Folgen. Man werbe weiter um die Stärkung der kulturellen Aspekte, so Grünen-Stadtrat Matthias Lorentzen jetzt, stimme aber der Durchführung in den kommenden drei Jahren zu.