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Interview: Experte zu Augsburger Fuggerstraße: "Eine Brache im Herzen der Stadt"

Interview

Experte zu Augsburger Fuggerstraße: "Eine Brache im Herzen der Stadt"

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    Die Fuggerstraße vom Königsplatz aus mit Blick aufs Theater. Der breite Straßenraum der früheren Durchgangsachse ist ungenutzt.
    Die Fuggerstraße vom Königsplatz aus mit Blick aufs Theater. Der breite Straßenraum der früheren Durchgangsachse ist ungenutzt. Foto: Peter Fastl

    Das Haltestellendreieck am Königsplatz ist heute vor zehn Jahren in Betrieb gegangen. Der "autofreie Kö" geht auf eine Idee von Ihnen zurück, die Umgestaltung der Fuggerstraße gehörte dazu. Hätten Sie es für möglich gehalten, dass zehn Jahre nichts passiert?
    EBERHARD WUNDERLE: Nein, ich habe mir das so nicht vorstellen können. Ich bedauere es sehr, dass wir die Fuggerstraße nicht in einem Aufwasch geschafft haben. Dass es so lange eine Brache im Herzen der Stadt gibt, stimmt mich traurig. Der Wettbewerb brachte ein Gesamtkonzept für die ganze Innenstadt, das nach wie vor zeitgemäß ist: autofreie Innenstadt, mehr Nahverkehr, mehr Grün. Aber umgesetzt wurde nur das, was für den Nahverkehr nötig war. Und das war das Haltestellendreieck am Königsplatz. Der Rest blieb auf der Strecke.

    Der Augsburger Architekt Eberhard Wunderle.
    Der Augsburger Architekt Eberhard Wunderle. Foto: Privat

    Warum ging aus Ihrer Sicht in der Fuggerstraße nichts voran? 
    WUNDERLE: Es war angeblich ein Geldproblem. Wir hatten viele Gespräche wegen der Baumfällungen. Es müssten ältere Bäume gefällt werden, aber wir wollen die Fuggerstraße dafür massiv mit neuen Bäumen bestücken. Das soll eine grüne Ecke werden. Wenn man die alten Bäume stehen lassen würde, wäre die Frage, wie das im Gesamtbild aussieht. Ich bin skeptisch, dass das harmonieren würde. Wenn wir vor zehn Jahren die Bäume gepflanzt hätten, hätten wir jetzt einen Boulevard.

    So sahen die Illustrationen für die umgestaltete Fuggerstraße vor elf Jahren aus.
    So sahen die Illustrationen für die umgestaltete Fuggerstraße vor elf Jahren aus. Foto: Projekt Augsburg City

    Wobei ja nicht von der Hand zu weisen ist, dass neu gepflanzte Bäume in Zeiten des Klimawandels erstmal viel weniger Schatten spenden.
    WUNDERLE: Bei eigentlich allen Umbauten, bei denen Bäume fallen müssen, kommen für einen gefällten Baum drei neue. Das Thema ist in der Planung hoch angesiedelt. Aber bei einem Boulevard geht es auch um ein Gesamtbild und die Wertigkeit der Stadt.

    Das Staatstheater ist eine Großbaustelle. Ist die Fertigstellung 2028 auch das Datum, zu dem die Fuggerstraße fertig sein muss?
    WUNDERLE: Theater und Fuggerstraße müssen unbedingt gleichzeitig fertig werden. Der ganze Verkehrsknoten vor dem Theater ist problematisch. Die Ideen kommen jetzt ja mit den Überlegungen zum Theater-Quartier wieder hoch, aber wir hatten uns dazu schon Gedanken gemacht: eine Straßenbahn durch die Karlstraße, eine Verkehrsverlagerung aus der Volkhartstraße, eine Begrünung und ein gestaltetes Theaterumfeld mit dem Kennedy-Platz. Das sind Bausteine, die jetzt wieder bearbeitet werden. 

    Vor zehn Jahren, im Dezember 2013, war der Umbau des neuen Königsplatzes fertiggestellt. Grund für eine Zeitreise in Bildern. Sie zeigen, wie der Kö früher aussah.
    Icon Galerie
    23 Bilder
    Zehn Jahre ist es her, dass der Augsburger Kö umgebaut wurde. Zeit, in seine Vergangenheit zu blicken. Es gibt eindrucksvolle Bilder.

    Ihr Entwurf hat auch Altstadt-Umgehungsstraßen vorgesehen, die nicht gebaut wurden. Die Mobilitätswende hat in den vergangenen Jahren weiter an Bedeutung gewonnen. Braucht es solche Straßen noch?
    WUNDERLE: Die Verkehrslast hat sich nicht in dem Maß vermindert, wie man das vielleicht wünscht. Ich finde, dass man seine Versprechen einhalten muss: Wenn man Autos verdrängt, und nichts anderes war der Königsplatzumbau, muss man den Anwohnern, die stärker belastet sind, Entlastungsmöglichkeiten aufzeigen. Ich finde, die Stadt muss noch nachdenken, wie sie die Entlastung nachweist, denn es hieß damals ausdrücklich, dass Entlastungsmaßnahmen nötig sind. Die Entlastungsstraße an der Rosenaustraße ist mit dem West-Tunnelportal praktisch gestorben. Die Nordumfahrung über Plärrer und MAN ist nicht realisierbar. Mein Traum ist ein kurzer Stadttunnel von Ost nach West. Das entlastet die Rosenau-, die Karlstraße und die ganze Innenstadt von

    Zur Person

    Der Augsburger Architekt Eberhard Wunderle entwarf zusammen mit seinem Kollegen Klaus Stumpf die Idee eines "autofreien Königsplatzes", als die Stadt nach dem ersten Königsplatz-Bürgerentscheid von 2007 eine neue Planung auflegte und dafür einen Ideenwettbewerb veranstaltete.

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