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Augsburg: Eva Weber will mehr Geld vom Freistaat gegen Extremismus

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Eva Weber will mehr Geld vom Freistaat gegen Extremismus

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    Die Halle 116 soll an NS-Opfer in Augsburg erinnern und Bildungsarbeit gegen Extremismus leisten.
    Die Halle 116 soll an NS-Opfer in Augsburg erinnern und Bildungsarbeit gegen Extremismus leisten. Foto: Michael Hochgemuth

    Augsburg braucht dringend mehr Geld vom Freistaat, um mit Bildungsarbeit in Schulen gegen zunehmenden Extremismus in der Gesellschaft anzugehen. Diesen Appell richtete Oberbürgermeisterin Eva Weber bei der Eröffnung der Halle 116 in Pfersee an die designierte bayerische Kultusministerin Anna Stolz. Rund die Hälfte der Der Krieg in Nahost sorgt in der Bevölkerung für Unruhe. "Wir müssen dafür sorgen, dass Kinder diskriminierungsfrei aufwachsen können", so Weber. 

    Als weiteres wichtiges Signal gilt in diesen unruhigen Zeiten die Eröffnung der "Halle 116" am Sheridan-Gelände. Die frühere KZ-Außenstelle Pfersee ist nach mehr als 20 Jahren Vorlauf nun als Erinnerungs- und Lernort für Frieden öffentlich zugänglich. Die neue Ausstellung richtet sich in erster Linie an Schüler und junge Menschen. Weber sagte, in einer Zeit, in der sich Hass, Hetze und Ausgrenzung aus den Sozialen Medien auf die Straßen bewegen und salonfähig werden, bekomme historisch-politische Bildung eine besondere Bedeutung. Jeder Cent, der hineingesteckt werde, werde sich rentieren. 

    Anna Stolz: "Judenhass ist nicht tot"

    Kultusstaatssekretärin Anna Stolz (Freie Wähler), demnächst Ministerin, hob die zentrale Bedeutung des neu geschaffenen Lernortes hervor: Die schrecklichen Ereignisse in Israel hätten eine traurige Wahrheit ans Licht gebracht. Der Judenhass sei nicht tot. "Umso entschiedener müssen wir dem entgegentreten: mit einem klaren Nein zu jeder Form von Hass und Hetze." Die Ausstellung in Halle 116 stehe für Werte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte. Sie zeige, wozu Fanatismus und Antisemitismus führen: zu Leid, Elend und Schrecken. 

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    Die Halle 116 als Erinnerungs - und Lernort auf dem Gelände der ehemaligen Sheridan Kaserne ist eröffnet.

    Stolz verwies auf den neuen Koalitionsvertrag der Staatsregierung. Dort sei ein wichtiges Thema, in Schulen Werte und Demokratieverständnis zu vermitteln. Gedenkstätten wie die Halle 116 seien zudem Teil des bayerischen Gesamtkonzepts zur Erinnerungskultur, das man weiter ausbauen werde. Für Stolz steht fest: "Jede Schülerin und jeder Schüler sollen in ihrer Schulzeit mindestens eine KZ-Gedenkstätte oder vergleichbare Orte der Erinnerungskultur besuchen." Bezirkstags-Vizepräsidentin Barbara Holzmann sieht die Halle 116 als einen Ort, der Geschichte begreifbar macht und Einzelschicksale der rund 4000 Häftlinge vermittelt. Sie hofft auf weitere positive Effekte durch eine Vernetzung mit anderen Außenstellen des KZ Dachau in Schwaben. 

    Sonderapplaus für Einsatz der Bürgerinitiativen

    Viel Dank aus der Politik und anhaltenden Applaus gab es bei der Eröffnung für die zahlreichen Augsburger Bürgerinitiativen, Verbände und Vereine, die sich über Jahrzehnte hinweg für den Erhalt der historischen Halle und ihre Umwandlung zum Lernort eingesetzt hatten. Eine zivilgesellschaftliche Arbeitsgruppe hat zusammen mit der Stadt und Wissenschaftlern auch die Inhalte der Ausstellung erarbeitet. Gerhard Fürmetz von der Geschichtswerkstatt merkte kritisch an, dass vom baulichen Erbe der Kasernen im Westen der Stadt nur noch sehr wenig übrig ist. Wünschenswert sei, dass neben der Halle 116 auch das frühere Casino am Sheridan-Gelände eine passende neue Nutzung erhält. 

    Marcella Reinhard vom Regionalverband Deutscher Sinti und Roma ist selbst Tochter von Holocaust-Überlebenden. Sie sprach von einer zunehmenden Demokratiefeindlichkeit in der Gesellschaft und zitierte Äußerungen von AfD-Politikern im bayerischen Landtagswahlkampf. Dies zeige, wie wichtig das Erinnerungsprojekt in Augsburg sei. Ihr Appell an Stadt, Freistaat und Bund: nicht nur einen Teil der Halle 116 dafür zu nutzen, sondern das gesamte Gebäude mit rund 4000 Quadratmetern - eine Forderung, die auch von anderen Initiativen erhoben wird. 

    Stadt will Halle 116 weiter entwickeln

    OB Weber sieht die künftige Entwicklung des Erinnerungsortes in einem kleineren Rahmen. Nach ihren Worten soll es ein schrittweises Sanierungskonzept für weitere Räume in drei Schotten und für einen "Kopfbau" geben. Diesen Weg wolle die Stadt gemeinsam mit den Initiativen aus der Bürgerschaft gehen.

    Die Halle 116, Karl-Nolan-Straße 2, ist Mittwoch von 10 bis 15 Uhr geöffnet, Samstag/Sonntag von 11-16 Uhr und für Gruppen nach Vereinbarung. Anfahrt mit der Straßenbahn: Linie 6, Haltestelle Bgm.-Bohl-Str. oder Westfriedhof, mit dem Bus: Linie 42, Haltestelle Halle 116/Pröllstraße.

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