Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Eva Weber wagt im Fall Sportkind eine Machtprobe mit ungewissem Ausgang

Augsburg

Eva Weber wagt im Fall Sportkind eine Machtprobe mit ungewissem Ausgang

    • |
    Das neue Geschäft von Sportkind befindet sich an prominenter Stelle an der Ecke Rathausplatz und Philippine-Welser-Straße.
    Das neue Geschäft von Sportkind befindet sich an prominenter Stelle an der Ecke Rathausplatz und Philippine-Welser-Straße. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Größe der beiden Monitore, um die es in dem Streitfall geht, steht exakt in den städtischen Akten. Sie messen demnach jeweils 1,1 auf 1,928 Meter. Sie stehen beim Tennislabel "Sportkind" im Schaufenster, an prominenter Stelle am Rathausplatz. Darüber, wie groß das Vertrauen zwischen Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber und ihrem Baureferenten Gerd Merkle noch ist, ist weniger bekannt. Dass das Verhältnis Schaden genommen hat, davon kann man ausgehen. Und das hängt direkt mit den Monitoren zusammen. Merkle vertritt die Ansicht, dass Sportkind gegen städtische Vorschriften und den Denkmalschutz verstoßen hat - und hat das im Bauausschuss des Stadtrats auch so vorgetragen. ging in die Offensive. Zunächst gegenüber unserer Redaktion, später auch über die sozialen Medien. "Die Unternehmerinnen von Sportkind sind mutig", schrieb sie auf Facebook. "Sie sind, wie viele andere, der Treibstoff unseres Gemeinwohls." Es müsse in der Politik ums Ermöglichen gehen, und nicht ums Verhindern. Dass sie dabei auf Konfrontationskurs mit dem Baureferenten geht, nimmt sie offenkundig in Kauf. Es ist eine Machtprobe - und der Ausgang scheint offen.

    Kein Kompromiss: Sportkind-Gründerinnen pokern hoch

    Auch die beiden Chefinnen von Sportkind, Nadine Lux und Gabi Windisch, haben hoch gepokert. Mit Kompromissvorschlägen, die im Bauausschuss diskutiert wurden, wollen sie sich nicht zufriedengeben. Sollten die Monitore nicht so wie bisher bleiben können, sei es für sie auch eine Option, ihr Geschäft nur wenige Wochen nach der Eröffnung wieder zu schließen, hatten sie zuletzt gesagt. Auf den Bildschirmen in den Schaufenstern sind Models zu sehen, die die Sportkind-Kollektion tragen – keine Videos, sondern wechselnde Fotos. Im Bauausschuss vorige Woche waren die Monitore bereits zum dritten Mal ein Thema. Die Stadträte beschlossen dort ein "letztes Angebot" - ein kleinerer Monitor hätte demnach im Schaufenster zum Rathausplatz bleiben dürfen, ein zweiter, größerer, im Fenster zur Philippine-Welser-Straße.

    Die Oberbürgermeisterin war über dieses Ergebnis, wie zu hören ist, alles andere als erfreut. Sie soll sich zuvor schon dafür eingesetzt haben, dass die Monitore geduldet werden, drang damit aber offensichtlich weder beim Baureferenten noch bei den Räten der schwarz-grünen Koalition durch. Aus den Reihen der CSU ist zu hören, man habe Sympathie für Sportkind, habe aber auch dem Baureferenten und dessen Verwaltung nicht in den Rücken fallen wollen. Angesichts der Bedenken, hauptsächlich wegen des Denkmalschutzes, habe es keine sichere Mehrheit für das Ansinnen von Eva Weber gegeben – deshalb der Kompromiss.

    Eva Weber sagt in der Debatte um die Bildschirme: "Wir müssen umdenken"

    Nun geht Weber ein Wagnis ein. Sie positioniert sich öffentlich für Sportkind und sagt: "Wir müssen umdenken." Sie will noch mal nach einer Lösung suchen. Im Internet bekommt sie dafür viel Zustimmung – unter anderem von Architekturhistoriker Gregor Nagler. Er kommentiert, das Bauamt habe dem Denkmalschutz einen Bärendienst erwiesen. Er frage sich, wo die „Gralshüter der Denkmalpflege“ etwa beim Abriss des Hasenbräu-Geländes gewesen seien.

    Die Kunst wird nun sein, dafür auch eine politische Mehrheit zu finden. Denn auf die Geschlossenheit von Schwarz-Grün kann sich Weber nicht verlassen. In der CSU gebe es wohl eine Mehrheit pro Sportkind, sagen Insider. "Wir werden uns einer Lösung, die alle zufriedenstellt, nicht verschließen", erklärt Fraktionschef Leo Dietz auf Anfrage. Bei den Grünen sieht es anders aus. Sie wollen Sportkind offenbar nicht weiter entgegenkommen - auch wenn die Oberbürgermeisterin damit eine Niederlage einstecken müsste. Fraktionschefin Verena von Mutius-Bartholy sagt: "Einzelgenehmigungen aufgrund von öffentlichem Druck und Drohung der Schließung werden wir nicht unterstützen." Man schaffe sonst, auch nach Ansicht der Verwaltung, einen Beispielfall. Man müsse grundsätzlich über neue Gestaltungsregeln nachdenken - aber in Ruhe und ohne Druck.

    Fall Sportkind: Die Sozialfraktion im Augsburger Stadtrat übt harsche Kritik

    Die Opposition nutzt den Fall als Steilvorlage. Florian Freund, Chef der Sozialfraktion aus SPD und Linkspartei, nennt es eine "Frechheit", dass Weber die Stadträte als Schulbuben hinstelle und ihnen erklären wolle, wie eine moderne Innenstadt funktioniere. "Entweder weiß sie nicht, was ihre Verwaltung im Bauausschuss vorgelegt hatte oder sie sieht es nicht", poltert Freund, der sich nun mit seinerFraktion beratschlagen will. Freund sagt, Weber habe als Chefin der Verwaltung den Brand erst gelegt und lasse sich jetzt dafür feiern, ihn zu löschen. "Das habe ich so noch nie erlebt." Auch der

    Gabi Windisch und Nadine Lux (von links) von Sportkind liegen im Clinch mit dem Denkmalschutz.
    Gabi Windisch und Nadine Lux (von links) von Sportkind liegen im Clinch mit dem Denkmalschutz. Foto: Silvio Wyszengrad

    Beate Schabert-Zeidler, Vorsitzende der Fraktion Bürgerliche Mitte, gibt sich zurückhaltender. Mit Überraschung habe man das Eingreifen Eva Webers zur Kenntnis genommen, formuliert es die Pro-Augsburg-Stadträtin, die auch im Bauausschuss sitzt. In dem Gremium habe man sich mit der Diskussion um die Monitore viel Mühe gegeben. Der Kompromissvorschlag zuletzt sei aus ihrer Fraktion gekommen. "Wir haben dazu ausdrücklich gesagt, dass die Bildschirme bleiben dürfen und nur die Bildgröße reduziert werden müsse." Man werde sich innerhalb der Fraktion, zu der auch Freie Wähler und FDP gehören, nun über das weitere Vorgehen besprechen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden