In Augsburg kommen mehr Flüchtlinge an – doch die Helferkreise werden weniger
Die Zahl der Asylbewerber ist wieder deutlich gestiegen. Zwar gibt es noch immer viele ehrenamtliche Helfer in Augsburg – allerdings klaffen auch Lücken.
Für die Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien oder der Ukraine ist er einfach der Klaus. Klaus Raukuttis hilft schon seit vielen Jahren Flüchtlingen, die nach Augsburg gekommen sind. Er engagiert sich im Helferkreis für das Asylheim in der Ottostraße (Wertachviertel), der seit zehn Jahren besteht. Er unterstützt Geflüchtete in der Unterkunft in der Windprechtstraße (Antonsviertel), hilft beim Deutschlernen beim Verein Tür an Tür – und tut auch sonst, was er tun kann, um anderen zu helfen. Noch vor wenigen Jahren hatte jede Augsburger Unterkunft ihren eigenen Helferkreis, erklärt er. Doch das hat sich geändert, einige haben sich inzwischen aufgelöst. Dabei ist die Arbeit von Freiwilligen wichtig, damit Asylbewerber sich schneller in Deutschland einfinden. Gerade jetzt, da der Zustrom von Flüchtlingen wieder hoch ist.
Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle, im Jahr 2015, engagierten sich sehr viele Augsburgerinnen und Augsburger für die Menschen, die damals ins Land strömten. "2015 war aber ein absolutes Ausnahmejahr", erklärt Birgit Ritter, die im Freiwilligen-Zentrum der Stadt unter anderem Flüchtlingslotsen ausbildet. Sie koordiniert das freiwillige Engagement in den Unterkünften der Stadt. 13 Helferkreise habe es damals in ihrem Bereich gegeben, die in verschiedenen Augsburger Stadtteilen den Geflüchteten helfen. Von den 13 Helferkreisen, die Birgit Ritter begleitet und unterstützt, gibt es heute noch sieben. Manche Kreise hätten aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Helfer nach einigen Jahren ihre Arbeit beendet. Andere hätten erst aufgehört und hätten dann ihr Engagement wieder aufgenommen, als mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, zahlreiche Menschen aus der Ukraine nach Augsburg kamen. "Das war im Bärenkeller der Fall. Der Helferkreis hat dort sofort wieder losgelegt und hat auch noch neue Freiwillige dazugewonnen", so Birgit Ritter.
Deutsch-Kurse für Flüchtlinge in Augsburg: Wichtig für die Integration
Generell gebe es immer noch viele Menschen, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagierten, sagt Birgit Ritter. "Es gibt auch immer noch sehr viele Einzelkämpfer, die etwa einem Geflüchteten oder einer Familie helfen", sagt sie. Klaus Raukuttis weiß, wie wichtig diese ehrenamtliche Hilfe ist. Das Deutsch-Café von Tür an Tür habe "unheimlich an Zulauf gewonnen". Rund 50 Geflüchtete würden regelmäßig kommen, um Deutsch zu lernen. Sprache und Bildung ist der Schlüssel für eine gelungene Integration. Raukuttis hat mitbekommen, wie viele Asylbewerber in ihren Unterkünften während der Corona-Lockdowns plötzlich abgehängt waren – etwa, weil sie über kein ausreichend funktionierendes WLAN verfügten, es keinen Drucker gab und niemand, der einem etwas erklären konnte. "Dabei ist WLAN so wichtig für die Bildung", sagt Raukuttis. "Aber auch um die Verbindungen zu seinem Heimatland aufrechtzuerhalten und neue soziale Kontakte zu pflegen."
Gerade die App Integreat, die aufgrund des großen Flüchtlingsstroms 2015 in Zusammenarbeit von Tür an Tür und Stadtverwaltung entstand und seither ausgebaut und erweitert wurde, sei wichtig für geflüchtete Menschen, sagt Birgit Ritter. Darin finden Menschen, die erst kurze Zeit in Augsburg sind, Informationen in ihrer Muttersprache zu Ärzten, Schulen, Deutschkursen oder anderen Institutionen. Daneben gibt es beispielsweise auch Informationen zu Freizeitangeboten. Dennoch sei ein ehrenamtlicher Helfer unabdingbar, wenn es darum gehe, sich die Sorgen und Nöte der Geflüchteten anzuhören, sie bei einem Spaziergang oder einer Tasse Tee auf andere Gedanken zu bringen, über mögliche Aktivitäten in der Stadt oder dem Stadtteil zu informieren oder zu wichtigen Terminen zu begleiten. Rund 500 Flüchtlingslotsen wurden in den vergangenen acht Jahren im Freiwilligen-Zentrum geschult. Wie viele davon noch aktiv sind, ist schwer zu sagen. Birgit Ritter sagt: "Zählte im Ausnahmejahr 2015 der Helferkreis in Haunstetten etwa 80 Teilnehmer, sind es jetzt noch so zehn bis 15, die aber sehr aktiv sind und viel tun."
Ehrenamtliche Helfer in Augsburg bieten Yoga- und Nähkurse für Geflüchtete an
Der Asyl-Helferkreis "Aufwind Augsburg Südost", der sich in Hochzoll und Friedberg-West engagiert, sei ebenfalls immer noch sehr aktiv, so Ritter. Es hänge immer von einem Kreis von Personen ab, die es verstünden, andere zu motivieren und zum Mitmachen zu bewegen. Aber auch ein kleiner Kreis von Leuten könne viel bewegen. "Im Herrenbach sind drei, vier Leute aktiv, die sich auch in der Anker-Einrichtung in der Berliner Allee engagieren. Sie geben dort unter anderem Yoga- und Nähkurse", berichtet Birgit Ritter.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch "Sorgenkinder". So habe sich der Helferkreis Oberhausen schon vor ein paar Jahren aufgelöst, weil eine der beiden leitenden Helferinnen wegzog und die andere beruflich mehr gefordert war und keine Zeit mehr hatte. Oberhausen sei somit an ehrenamtlichen Helfern, die sich für Geflüchtete engagierten, unterversorgt. "Und das in einem Stadtteil, der ohnehin viele Herausforderungen hat", so Ritter. Jetzt, da die Zahl der Flüchtlinge wieder steige, müssten sich auch mehr Menschen engagieren, stellt sie fest. Die Flüchtlingslotsen-Schulung werde sechs bis sieben Mal im Jahr im Freiwilligen-Zentrum angeboten.
Die Diskussion ist geschlossen.
Man kann nicht alles auf Freiwillige abwälzen und hoffen das sich das Problem so ohne Kosten für die Städte und Gemeinden lösen lässt. Der Staat lässt die Menschen rein, der Staat muss sich dann gefälligst auch drum kümmern!
Der Bund macht dieses doch. Im Übrigen gehören auch Sie zu unserem Staat oder etwa nicht?
"Der Bund wendet in diesem Jahr fast 27 Milliarden Euro auf, um die Flüchtlingskrise zu bewältigen. Dies geht aus einer internen Vorlage des Bundesfinanzministeriums hervor, die dem Handelsblatt vorliegt." Quelle: Handelsblatt
Unter anderem gehört auch Entlastung an Länder und Kommunen dazu.