Türkische Popmusik kommt aus den Lautsprechern, während der Bus vom Plärrergelände in Augsburg in Richtung Autobahn rollt. Hinter der Frontscheibe klemmt die rote Nationalflagge - und die gelbe Fahne der AKP, der türkischen Partei für Gerechtigkeit und Fortschritt von Präsident Recep Tayyip Erdoğan. "Dies hier ist der Bus der AKP", erklärt Nadir Ferat. "Die anderen haben ihre eigenen Busse." Für Erdoğan und die türkische Gesellschaft geht es bei dieser Schicksalswahl um alles, das sieht auch Ferat, der früher Manager beim Fußballverein Türkspor Augsburg war, so. Der Augsburger Bus ist mit etwa 40 Männern und Frauen unterwegs zum Wahllokal, das die türkische Botschaft vor zwei Wochen im leeren Galeria-Kaufhaus der Münchener Innenstadt eingerichtet hat. Mit "die anderen" meint Ferat die Gegner Erdoğans. Dass schon bei der Fahrt zur Urne öffentlich wird, wer was wählt, mag für Deutsche ungewöhnlich sein. Für Türken, sagt Ferat, sei es besser so. Wie bei zwei Fußballmannschaften. Die würden ja auch nicht im selben Bus zum Spiel fahren.
Augsburg