Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Lebensgefährlicher Schlag: Ermittler nennen Details zu Gewaltexzess am Kö

Augsburg

Lebensgefährlicher Schlag: Ermittler nennen Details zu Gewaltexzess am Kö

    • |
    Der Königsplatz an Silvester in Augsburg. Immer wieder ereignen sich hier schwere Straftaten.
    Der Königsplatz an Silvester in Augsburg. Immer wieder ereignen sich hier schwere Straftaten. Foto: Silvio Wyszengrad

    Sie trafen am Samstag gegen 6 Uhr morgens aufeinander, direkt am Königsplatz, im Bereich der Haltestellen. Zwei 18-Jährige, die um diese Zeit in der Innenstadt unterwegs waren, möglicherweise waren sie dort feiern gewesen. Und ein 44-jähriger Mann, der wie die beiden jungen Erwachsenen alkoholisiert war. Der Mann und die beiden 18-Jährigen kannten sich vorher wohl nicht, es dauerte den Ermittlungen zufolge aber nicht lange, ehe sie in einen Streit gerieten; was ihn auslöste, ist noch unklar. Klar ist: Der Streit, der schnell in ein Handgemenge überging, hatte für den 44-Jährigen enorme Konsequenzen. Inzwischen sind mehr Details zu dem Vorfall bekannt.

    Wie berichtet, gerieten der Mann und die Jugendlichen in eine "gegenseitige körperliche Auseinandersetzung", wie es die Polizei formuliert. Als dabei der 44-Jährige zu Boden ging, traten die beiden jungen Männer nach Darstellung der

    Angriff in Augsburg: Mann muss am Kö reanimiert werden

    Angaben der Polizei zufolge ereignete sich die Gewalttat im Bereich der Straßenbahnschienen, der von Kameras der Ermittler videoüberwacht wird. Anhand der Aufnahmen konnte die Polizei später wohl gut nachvollziehen, was passiert und wer beteiligt war. Nur eine halbe Stunde später nahmen die Beamten die beiden 18-Jährigen am nahen Moritzplatz fest. Gegen den 18-Jährigen, der mit der Faust zugeschlagen haben soll, wird wegen versuchten Totschlags ermittelt, er sitzt in Untersuchungshaft. Nach Informationen unserer Redaktion handelt sich bei ihm um einen jungen Mann, der im Univiertel lebt, in einem der großen Wohnblöcke in dem Stadtteil. Es heißt, er habe schon mal mit der Polizei zu tun gehabt, um schwere Gewalttaten ging es dem Vernehmen nach aber bislang nicht, auch saß er bislang offenbar noch nicht im Gefängnis. Beim 44-jährigen Opfer handelt es sich um einen Mann, der in Augsburg mit einem festen Wohnsitz gemeldet ist und offenbar alleine lebt. 

    Von den Ermittlern vernommen werden konnte der Mann aufgrund seiner schweren Verletzungen bislang nicht. Beide 18-Jährigen schweigen und haben sich gegenüber den Ermittlern nicht geäußert. Anwalt Marco Müller, Verteidiger des inhaftierten Verdächtigen, sagt auf Anfrage, er könne momentan keine Angaben zum Fall machen.

    Faustschlag am Königsplatz: Ein Fall, der in Augsburg Erinnerungen an 2019 weckt

    Erst vor gut drei Jahren, im Dezember 2019, war es hier am Königsplatz zu einem ähnlichen Vorfall gekommen: Damals hatte ein 17-Jähriger einen 49-jährigen Mann ebenfalls mit einem Faustschlag niedergestreckt; der Familienvater war noch am Königsplatz gestorben. Es war ein Fall, der Menschen weit über Augsburg hinaus bewegte und entsetzte, der Jugendliche erhielt später wegen Körperverletzung mit Todesfolge eine Jugendstrafe von viereinhalb Jahren. 

    Der Kö ist so etwas wie der Gewaltschwerpunkt in Augsburg; an keinem anderen öffentlichen Platz in der Stadt werden Zahlen der Polizei zufolge mehr Straftaten verübt. Der Kö ist nicht nur der zentrale Verkehrsknotenpunkt in der Innenstadt, an dem sich viele Menschen auch im Nachtleben begegnen, sondern auch ein Treffpunkt von Obdachlosen, Suchtkranken und Migranten verschiedener Nationalitäten, die auf den Bänken oder am Rand des runden Thormannbrunnens sitzen. Offenbar eine Mischung, die ein höheres Maß an Auseinandersetzungen und Kriminalität hervorbringt, als es an anderen Orten der Stadt der Fall ist. 2020 etwa hatte es am Königsplatz 314 Straftaten gegeben, davon 138 sogenannte Rohheitsdelikte, ein Begriff, mit dem die Beamten Raubüberfälle, Körperverletzungen, Bedrohungen und Nötigungen zusammenfassen. 

    Was konkret bedeutet: Damit erfassten die Beamten am Königsplatz in dem Jahr mehr als doppelt so viele dieser Gewalttaten wie an Helmut-Haller-Platz, Rathausplatz, Elias-Holl-Platz und Moritzplatz zusammengenommen. 2021 sanken die Zahlen angesichts der Corona-Maßnahmen, die öffentliches Leben und Nachtleben deutlich einschränkten, für 2022 liegen noch keine genauen Daten vor, da die Polizei derartige Erhebungen in der Regel erst mit der Statistik im Frühjahr veröffentlicht. Zuletzt nannten die Ermittler gegenüber unserer Redaktion aber Tendenzen: Demnach gab es am Königsplatz 2022 "steigende Fallzahlen", sowohl bezogen auf die Straftaten insgesamt als auch auf die Rohheitsdelikte. 

    Alles rund um den Königsplatz-Prozess von 2019 können Sie in dieser Folge unseres Podcasts "Augsburg, meine Stadt" nachhören:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden