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Augsburg: Er bewahrt 20 Jahre Plärrer-Geschichte in zwei Einkaufstüten auf

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Er bewahrt 20 Jahre Plärrer-Geschichte in zwei Einkaufstüten auf

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    Christian Uffinger hat einiges Geld in seine Plärrer-Sammlung investiert. Er möchte seine Schätze in einer Ausstellung zeigen.
    Christian Uffinger hat einiges Geld in seine Plärrer-Sammlung investiert. Er möchte seine Schätze in einer Ausstellung zeigen. Foto: Peter Fastl

    35 Euro für ein Stück Papier? Das mag für den ein oder anderen zunächst absurd klingen – nicht aber für Christian Uffinger. Diesen Preis zahlt er im Durchschnitt für das Ticket eines Plärrer-Fahrgeschäfts. Und das, obwohl er es zum Fahren gar nicht mehr nutzen kann. Der 40-Jährige sammelt Fahrchips, VIP-Karten und Abreißtickets vom Augsburger Volksfest.

    Alles begann vor zwei Jahren auf dem Herbstplärrer. Uffinger schaffte es damals nicht, sein Jubiläums-Fahrticket, das nur bis zum Fassanstich gültig war, rechtzeitig einzulösen. Statt es wegzuschmeißen, beschloss er, das Ticket aufzuheben – der Beginn einer Sammelleidenschaft.

    Der Augsburger investierte 8000 Euro in seine Plärrer-Sammlung

    Für 500 Euro kaufte er die ersten Fahrchips, inzwischen hat er ungefähr 8000 Euro in seine Sammlung investiert. Neben dem Kaufpreis der Chips und Tickets fallen auch Fahrt- und Versandkosten an. Mittlerweile sei seine Sammlung mehrere Tausend Euro wert, schätzt er. Wie viel genau, hänge natürlich vom aktuellen Angebot und der Nachfrage in den Sammelbörsen ab. Sein teuerster Kauf war ein Chip für 50 Euro.

    Die Preise spielen für ihn allerdings keine allzu große Rolle, da er nur aus Leidenschaft sammelt und nicht, um einen finanziellen Gewinn zu erzielen. Zusammen wiegen alle Chips und Tickets ungefähr zehn Kilo und sind in zwei großen Tüten in speziellen Alben aufbewahrt.

    Die Sammlerstücke werden vor allem im Internet gehandelt. Dort gibt es verschiedene Webseiten sowie Facebook- und WhatsAppGruppen, in denen sich die Sammler austauschen. Uffinger erwirbt seine Schätze entweder dort oder kauft sie direkt von den Schaustellern auf dem Plärrer. Nicht bei allen stößt er mit seiner Leidenschaft auf Verständnis, aber zu den meisten habe er einen guten Draht, meint der 40-Jährige. In Augsburg sei er einer der wenigen, die das Hobby betreiben, weshalb die Konkurrenz nicht so groß sei.

    Uffingers Archiv dokumentiert 20 Jahre Plärrer-Geschichte

    Sein großes Ziel ist es, die Sammlung auszustellen. „Ich habe die Hoffnung, den Leuten meine Sachen beim Jubiläumsplärrer 2023 zu zeigen“, meint der gelernte Bäcker. Dafür hat er sogar vom diesjährigen Plärrer „light“ und dem ausgefallenen Oster-Plärrer 2020 fast alle Tickets zusammengesucht. Sein Archiv dokumentiert damit fast 20 Jahre Plärrer-Geschichte. Um seine Sammlung zu vervollständigen, fehlen ihm nur noch die diesjährigen Schlemmer- und Adrenalin-Tütchen, die die Schausteller extra zum „Corona-Vergnügungspark“ zusammengestellt haben.

    Bereits im Jahr 1938 gab es auf dem Augsburger Plärrer einen "Wellenflug"-Vorläufer.
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    Das größte Volksfest Schwabens hat eine lange Tradition. Ein Streifzug durch die Geschichte des Augsburger Plärrers in Bildern.

    Uffingers Leidenschaft für das Sammeln begann nicht erst vor zwei Jahren. Zuvor trug er bereits Briefmarken, Modelleisenbahnen und Deutsche-Bahn-Artikel, zum Beispiel alte Fahrkartenentwerter, zusammen. „Ich glaube, ich habe das größte ÖPNV- und DB-Museum außerhalb der Deutschen Bahn“, sagt der ehemalige Gleisbauhelfer augenzwinkernd. Die Begeisterung fürs Sammeln habe er von der älteren Generation übernommen. Er sieht darin eine bewusste Gegenposition zu unserer heutigen Wegwerfgesellschaft. „Eigentlich habe ich ein ganzes Leben gesammelt“, meint der gebürtige Bobinger. Er wisse gar nicht mehr, wohin mit den Plärrertickets, weil zu Hause noch so viele andere Sammlungen Platz beanspruchen. Große Unterstützung erhält er von seiner Frau: „Ich finde, das ist wirklich ein schönes Hobby“, meint sie, auch wenn sie nicht daran beteiligt ist.

    Der Sammler ist ein wandelndes Plärrer-Lexikon

    Uffinger hat in den vergangenen beiden Jahren nicht nur Tickets und Chips, sondern auch einiges an Wissen über die Fahrgeschäfte gesammelt. Er kann genau benennen, wann welches in Augsburg vertreten war, wem es gehört und wie der entsprechende Chip aussieht. Solange der Plärrer stattfindet, wird der begeisterte Sammler weitermachen – noch ist kein Ende seiner Leidenschaft in Sicht.

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