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Augsburg: Uni will Heizkosten sparen – Beschäftigte bleiben zwei Wochen zu Hause

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Uni will Heizkosten sparen – Beschäftigte bleiben zwei Wochen zu Hause

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    Licht aus, Heizung aus? Arbeitgeber können ihre Beschäftigten nicht einfach so ins Homeoffice verbannen, um Energie zu sparen.
    Licht aus, Heizung aus? Arbeitgeber können ihre Beschäftigten nicht einfach so ins Homeoffice verbannen, um Energie zu sparen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Augsburg waren überrascht, manche fühlten sich überrumpelt. Anlass ist ein Schreiben, wonach die Uni über den Jahreswechsel zwei Wochen geschlossen wird, um Energie zu sparen. Die Temperaturen in den Büros sollen so weit heruntergefahren werden, dass man dort nicht arbeiten kann. Rund 4000 Beschäftigte müssen sich jetzt überlegen, wie sie damit umgehen – etwa, ob sie notgedrungen Urlaub nehmen.

    Die Unileitung begründet die Schließung zwischen 24. Dezember und 8. Januar mit steigenden Energiekosten, möglichen Versorgungsengpässen im Winter und einem sparsamen Umgang mit Ressourcen zum Klimaschutz. Die Gebäude auf dem Campus werden mit Fernwärme geheizt.

    Licht aus, Heizung aus? Arbeitgeber können ihre Beschäftigten nicht einfach so ins Homeoffice verbannen, um Energie zu sparen.
    Licht aus, Heizung aus? Arbeitgeber können ihre Beschäftigten nicht einfach so ins Homeoffice verbannen, um Energie zu sparen. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa (Symbolbild)

    Konkret wird der universitäre Betrieb an den Arbeitstagen zwischen 27. Dezember und 5. Januar ruhen. Alle Beschäftigten müssen dann entweder Urlaub nehmen, ihr Gleitzeitguthaben abbauen oder im Homeoffice arbeiten. Nur bestimmte Infrastruktur-Bereiche, die für einen sicheren Betrieb nötig sind, bleiben besetzt. "Auch wenn diese für uns ungewöhnliche Maßnahme von uns allen Flexibilität in unserer Urlaubsplanung erfordert, meinen wir, dass wir so gemeinsam einen sichtbaren Beitrag zur Einsparung einer nicht unerheblichen Menge von Energie leisten können", heißt es in dem von Präsidentin Sabine Doering-Manteuffel und Kanzler Alois Zimmermann unterzeichneten Schreiben. Wie viel gespart werden kann, bleibt offen.

    Uni Augsburg prüft wegen Energiekrise Senkung der Raumtemperatur

    Möglicherweise wird man sich auf dem Campus in diesem Winter generell wärmer anziehen müssen. "Wir eruieren aktuell noch weitere Energiesparpotenziale, unter anderem das Absenken der Raumtemperatur", so Michael Hallermayer von der Pressestelle. Ebenso sollen Beschäftigte und Studierende zum Haushalten mit den Energieressourcen aufgerufen werden.

    Fest steht andererseits, dass die Universität ihre rund 20.000 Studierenden nicht nach Hause schicken will. Im Wintersemester sei kein Umstieg auf digitale Lehre geplant, um Energie auf dem Campus einzusparen, so Hallermayer. "Aus unserer Sicht würde ein digitales Energiespar-Semester die Heizkosten nur auf die Studierenden umlegen, also eine Gruppe, die oft über wenige finanzielle Mittel verfügt und ohnehin schon sehr unter den digitalen Semestern in der Pandemie gelitten hat." So hätten sich psychische Probleme unter Studierenden gehäuft, soziale Kontakte und Lerngelegenheiten seien eingeschränkt gewesen.

    Bei der Stadt könnten Mitarbeiter zum Energiesparen in Urlaub geschickt werden

    Für über 6500 Beschäftigte der Stadt dürfte der Druck zum Energiesparen in den kommenden Monaten ebenfalls Folgen haben. Personalreferent Frank Pintsch teilt mit, man erarbeite derzeit Konzepte, wonach Beschäftigte in einem bestimmten Zeitraum, insbesondere über die Weihnachtsfeiertage, Urlaub und Gleitzeit einbringen können. Zunächst sei es allen Mitarbeitenden überlassen, wann und in welchem Umfang der Urlaubsanspruch eingebracht wird. Zugleich sei es notwendig, dass viele Dienststellen erreichbar und funktionsfähig bleiben, um Daseinsvorsorge für Bürger zu leisten.

    Auch in manchen städtischen Gebäuden könnte diesen Winter die Raumtemperatur gesenkt werden, um Energie zu sparen.
    Auch in manchen städtischen Gebäuden könnte diesen Winter die Raumtemperatur gesenkt werden, um Energie zu sparen. Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa

    Die Verwaltungsgebäude werden fast alle mit Fernwärme geheizt. Die jährlichen Energiekosten bewegen sich laut Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle "im niedrigen zweistelligen Millionenbetrag". Speziell über die Weihnachtsfeiertage rechnet man bei der Stadt mit Einsparungen. Es werde aber absehbar einen reduzierten Betrieb geben. Diskutiert werden etwa technische Maßnahmen, wie die zentrale Abschaltung von Computern, aber auch die Begrenzung der Raumtemperatur, soweit es die arbeitsrechtlichen Vorgaben zulassen. Pintsch sagt, wegen der unklaren Entwicklung der Infektionslage im Herbst und Winter solle Mitarbeitenden ohnehin "großzügig" Homeoffice ermöglicht werden, soweit dies die Tätigkeit zulasse.

    Im Handwerk setzt man unter anderem auf Photovoltaik

    Auch im Handwerk macht man sich Gedanken ums Energiesparen – allerdings nicht erst seit der Krise, wie Susanne Sylvester, Sprecherin der Handwerkskammer (Hwk) für Schwaben, erzählt. Unter anderem seien Firmengebäude und Werkstätten vor längerem mit LED-Beleuchtung ausgestattet und Photovoltaikanlagen zum Einspeisen, aber vor allem auch zur Stromversorgung installiert worden. Aktuell wird bei der Hwk selbst die Wassertemperatur in den sanitären Anlagen reduziert und stärker auf das Ausschalten von Licht oder nicht benutzten Elektrogeräten geachtet.

    Die Industrie- und Handelskammer für Schwaben hat über den Sommer die Klimaanlage abgeschaltet, ebenso das Warmwasser. Die Mitgliedsunternehmen entwickeln Notfallpläne, wie die Produktion trotz Einsparmöglichkeiten aufrechterhalten werden kann, so Nina Reitsam, Abteilungsleiterin Industrie und Innovation. "Es werden verschiedene Ideen durchdacht. Vielleicht können Betriebsferien über Weihnachten verlängert oder Produktionen umverlagert werden."

    Die Online-Marketing-Agentur Seowerk geht beim Energiesparen einen anderen Weg: Das Unternehmen ist in einem Neubau auf dem Schlachthofareal beheimatet, bei dem Wert auf das Thema Energieeffizienz und Umweltschutz gelegt wurde. Deshalb will man den Mitarbeitern, die zu 100 Prozent im Homeoffice arbeiten können, anbieten, über den Winter verstärkt ins Büro zu kommen. "Wir machen das, weil wir hier energieeffizient Wärme anbieten können und eben nicht jeder seine Wohnung voll hochheizen muss", sagt Geschäftsführer Nico Steeb.

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