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Augsburg: Augsburger setzen in der Energiekrise auf Holzöfen

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Augsburger setzen in der Energiekrise auf Holzöfen

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    Angesichts der Energiekrise steigt die Nachfrage nach Brennholz. Das macht sich auch bei den Preisen bemerkbar.
    Angesichts der Energiekrise steigt die Nachfrage nach Brennholz. Das macht sich auch bei den Preisen bemerkbar. Foto: Silvio Wyszengrad

    Angesichts der stark steigenden Energiepreise und einer Versorgungsunsicherheit beim Erdgas setzen Augsburger Haushalte offenbar verstärkt auf Holz als Energiequelle für den Winter. Die Nachfrage nach Pellet-Anlagen ist - wie auch bei Wärmepumpen - seit Monaten hoch, doch auch Kaminöfen als Zusatzheizung werden verstärkt ins Spiel gebracht. Brennholzhändler, Kaminkehrer und Ofenbauer bemerken aktuell einen starken Anstieg bei der Nachfrage. Unproblematisch ist der Trend allerdings nicht.

    Holzhändler berichten von gestiegener Nachfrage

    Bei Brennholzhändlern stehen die Telefone aktuell kaum still. Ulli Eser vom Brenn- und Baustoffhandel Eser in Bergheim und Janine Langer von Scheitel Brennholz in Gersthofen können davon ein Lied singen. Während Langers Unternehmen Holz aus den eigenen Wäldern verkauft, handelt Eser unter anderem mit Brennholz aus Polen und Bosnien. Beliefert werden hauptsächlich Augsburg und das Umland.

    Zu feuchtes Holz birgt Gefahren

    Die verdoppelten Preise bremsten dabei die Nachfrage nicht, sagt Eser, weil die Angst davor, keines mehr zu bekommen, groß sei. Langer erzählt: "Wir hatten schon Kunden, die vorher bei zehn anderen Lieferanten angerufen haben, und sich dann völlig verzweifelt an uns wenden." Inzwischen, so Langer, könne man allerdings auch nur noch Bestandskunden bedienen. Für Neukunden sei die Lage aktuell bedauerlicherweise schwierig.

    Holzhändler berichten davon, dass die Leute inzwischen sogar nasses Holz kaufen würden. Laut dem Immissionsschutzgesetz darf Brennholz jedoch nur eine Restfeuchte von 25 Prozent haben, ideal ist aber ein Wert zwischen 15 und 20 Prozent. Diesen erreicht das Holz nach etwa zwei Jahren trockener Lagerung.

    Kamin- und Holzöfen sind im Zuge des Ukraine-Kriegs bundesweit Mangelware geworden.
    Kamin- und Holzöfen sind im Zuge des Ukraine-Kriegs bundesweit Mangelware geworden. Foto: Silas Stein, dpa

    Darauf legt auch Jürgen Kircher, Leiter der städtischen Forstverwaltung, besonderen Wert: "Wichtig erscheint uns der Hinweis, dass Brennholz trocken sein muss, bevor es in den Kamin gesteckt wird. Heute also in den Wald zu gehen, in der Absicht, das Holz im Winter zu verheizen, wäre falsch." Denn das Verbrennen von nassem Holz ist nicht nur ineffizient, sondern auch gefährlich. Feuchtes Holz produziert relativ kühle Rauchgase, die an den Innenwänden des Kamins kondensieren. Im Lauf der Zeit brennt der Ruß ein und bekommt eine lackartige Beschaffenheit. Dieser Glanzruß kann sich entzünden und es entsteht ein Brand mit extremer Hitze von bis zu 1.500 Grad Celsius. Christian Fichtl von der Kaminkehrerinnung geht trotz der Warnungen davon aus, dass es im kommenden Winter mehr Kaminbrände in Augsburg geben könnte, weil zu feuchtes Holz verfeuert wird.

    "Die Nachfrage steigt gerade massiv"

    Ofenbauer nehmen die gestiegene Nachfrage ebenfalls wahr. Die Kunden seien wegen der unsicheren Energiesituation besorgt und sehen im Holzofen eine gewisse Sicherheit, es auch im Falle eines Falles im Winter warm zu haben, erzählt der Augsburger Ofenbauer Georg Reininger. Reinhold Bittner, Obermeister der Ofen- und Luftheizungsbauerinnung Nordschwaben, ergänzt: "Die Nachfrage steigt gerade massiv, aber es hat sich schon länger ein Trend hin zum Holzfeuerofen gezeigt."

    Die Preise für einen Kachelofen seien derzeit noch nicht dramatisch gestiegen, aber wer heute einen Ofen bestelle, könne frühestens im Februar 2023 mit dem Einbau rechnen. Das liege einerseits an Lieferschwierigkeiten und andererseits daran, dass es auch viele Aufträge zum Umrüsten älterer Öfen gibt, so Bittner. Das sei nötig, weil das Bundesimissionsschutzgesetz strengere Grenzwerte für Abgase und Feinstaub macht und die Übergangsfrist für ältere Öfen ausläuft. Die Kaminkehrerinnung verweist darauf, dass man sich mit seinem Schornsteinfeger zu dem Thema beraten könne. Nicht jeder ältere Ofen müsse nachgerüstet werden.

    Langfristig hilft nur, den Energieverbrauch zu senken

    Als Allheilmittel sollten Holzöfen im Wohnzimmer aber nicht gesehen werden, sagt Energieberaterin Meryem Avcu von der Verbraucherzentrale. "Klar, die gefühlte Sicherheit, die der heimische Holzofen liefert, ist schon verlockend", sagt Avcu. Langfristig helfe aber nur, den Energieverbrauch der Wohnung oder des Hauses insgesamt zu senken, zumal der Ofen im Wohnzimmer auch nicht zum Heizen des ganzen Hauses ausreicht. Was das Thema Feinstaubbelastung betrifft, sieht das Umweltreferat die Lage gelassen. In Außenbezirken mit vielen Einfamilien- und Reihenhäusern sei die Belastung mit Feinstaub aus Holzöfen traditionell höher als in der Innenstadt. Man gehe insgesamt von keinem erheblichen Anstieg bei den Werten aus, auch wenn vermehrt mit Holz geheizt werden sollte.

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