Die Dult und der Plärrer sind feste Bestandteile im Leben der Menschen. Zweimal im Jahr besteht die Möglichkeit, zwischen Jakobertor und Vogeltor auf einer Länge von 1000 Metern im Freien einzukaufen sowie am Plärrergelände sich zu vergnügen. Die Corona-Pandemie machte den traditionsreichen Veranstaltungen einen Strich durch die Rechnung. Sie fanden lediglich in abgespeckter Form mit teils strengen Auflagen statt. Jetzt ist alles anders. Es gibt keine Einschränkungen mehr. Dult und Plärrer kehren in bekannter Weise zurück. Und doch ist etwas anders: Die Vorfreude war wohl selten so groß. Es herrscht Aufbruchstimmung.
Am Donnerstagvormittag sind zwischen Jakobertor und Vogeltor noch nicht alle Stände der Dult eingetroffen. Es gibt einzelne Lücken, die bis Samstag geschlossen sein werden. Am Karsamstag geht's los. 117 Händlerinnen und Händler sind vertreten. Zu ihnen gehört das Ehepaar Inge und Samuel Neumüller aus Frontenhausen bei Landshut. Frontenhausen, da ist doch was? "Richtig", sagt die Marktkauffrau, "bei uns in der Gemeinde werden immer die bekannten Eberhofer-Krimis gedreht."
Dult in Augsburg: Diese Händler sind seit 44 Jahren dabei
Den Weg nach Augsburg kennen die Eheleute bestens. Seit 44 Jahren sind sie auf der Dult vertreten. Es gibt einen Eisstand und einen Wagen mit Süßigkeiten. Am Donnerstag wird eingeräumt. Auch Mandeln werden bereits gebrannt. Sie sind für die Auslage gedacht. "Wenn wir am Samstag starten, gibt es natürlich jeden Tag frisch gebrannte Mandeln", sagt Inge Neumüller.
Die Neumüllers aus Frontenhausen berichten, wie die Corona-Pandemie ihnen und ihrem Geschäft zu schaffen gemacht hat. "Wir waren zwei Jahre lang zum Nichtstun gezwungen", sagt Samuel Neumüller. Einzelne Auftritte auf Festen und Märkten, wenn diese in kleinem Rahmen stattfanden, hätten sich nicht gelohnt: "Deshalb haben wir auf die Teilnahme bei der Dult im Vorjahr schweren Herzens verzichtet", berichtet Inge Neumüller. Man hätte wegen sieben Tagen Geschäft Waren einkaufen müssen, ohne zu wissen, ob diese dann verkauft werden. Dank staatlicher Hilfen habe man die schwere Zeit zumindest überstanden, sagen die Neumüllers.
Umso mehr freut sich das Ehepaar, das während des Aufenthalts in einem Wohnwagen am Autobahnsee nächtigt, auf die Dult: "Wir können es kaum erwarten." Dass nach zweijähriger Pause trotzdem nahezu jeder Handgriff sitzen wird, davon sind die Eheleute überzeugt: "Das Geschäft verlernst du nicht."
Manuela Müller-Manz hat andere Erfahrungen gemacht. Sie ist Vorsitzende der Marktkaufleute in Augsburg. Auf der Dult ist sie mit einem Kräuterstand vertreten, auf der gegenüberliegenden Seite verkauft ihr Mann Crêpes. Zudem hat das Ehepaar einen Fischstand, mit dem es auf Märkte und Volksfeste geht.
Beim Gögginger Frühlingsfest, das die Volksfestsaison in Augsburg eröffnete, verkaufte Manuela Müller-Manz Fisch: "Anfangs habe ich mich tatsächlich wie eine Fremde gefühlt." Wenn es jetzt auf der Dult losgeht, spricht die Geschäftsfrau von besonderen Gefühlen: "Ich freue mich auf die Kunden. Ich freue mich auf die Arbeit." In den zurückliegenden Jahren war sie nicht komplett außen vor. Es habe einige wenige Termine gegeben, "zudem haben wir in Bobingen im Hof verkauft".
Dult in Augsburg: Fast alle Händler haben durchgehalten
Die Vorsitzende der Marktkaufleute freut sich auch darüber, dass nahezu alle Kolleginnen und Kollegen durchgehalten hätten. Bei der Dult sehe sie viele bekannte Gesichter: "Es waren einzelne altersbedingte Aufgaben von Ständen."
Dennoch gebe es bei den Marktkaufleuten eine Entwicklung, die in Verbindung mit den steigenden Energie- und Beschaffungspreisen zusammenhänge: "Ich weiß von Kollegen, die jetzt nur noch mit einem Wagen auf Märkten unterwegs sind." In anderen Zeiten hätten diese Kaufleute auch einen zweiten Wagen mit Sortiment bestückt, der dann an einem anderen Standort zum Einsatz gekommen sei.
Am Plärrergelände in Augsburg wird für das Volksfest aufgebaut
Nicht nur in der Innenstadt wird aufgebaut. Am Plärrergelände sind die Schausteller mit ihren großen Fahrgeschäften längst vorgefahren. Am Donnerstag wird auch hier überall Hand angelegt. Für den Aufbau bleibt noch ein Tag mehr Zeit. Der Frühjahrsplärrer startet am Ostersonntag. Beginn ist bereits mittags. Der offizielle Fassanstich ist dann um 17 Uhr, zu dem Ministerpräsident Markus Söder erwartet wird.
Wenige Tage vor dem Start des Volksfests sind Siegfried Springer und sein Sohn Stefan Springer guter Laune. Die beiden haben ihre Stände am Plärrer nebeneinanderliegen. Der Vater betreibt den Stand Monte Carlo, an dem Lose verkauft werden. Der Sohn lässt Bälle von Besucherinnen und Besuchern in Gläser werfen, Pingpong heißt der Stand. "Wir sind überwältigt, dass es wieder losgeht", sagt Vater Springer, "wir bekommen unser Leben zurück." Er weiß, dass dieser Satz etwas dick aufgetragen sein könnte, doch die zurückliegenden zwei Jahre seien einschneidend gewesen. Nur ganz vereinzelt sei man bei kleineren Festen gewesen: "Wobei ich aber immer betonen möchte, dass der Mini-Plärrer eine gute Veranstaltung gewesen ist."
Augsburger Schausteller war beim Frühlingsfest in Göggingen dabei
Siegfried Springer war ebenfalls auf dem Gögginger Frühlingsfest vertreten, in diesem Fall mit einem Stand, an dem Pfeile geworfen werden. Seine Einschätzung: "Am Anfang war es super, weil das Wetter mitspielte." Als die Temperaturen umschlugen, sei aus nachvollziehbaren Gründen weniger los gewesen ist. Schimpfen möchte er nicht: "Der Erfolg eines Volksfests hängt immer entscheidend vom Wetter ab." Die Wetterprognosen für das Auftaktwochenende sind gut.
Dult und Plärrer dauern zwei Wochen. Letzter Tag ist Sonntag, 1. Mai. Die Stadt Augsburg empfiehlt, zu beiden Veranstaltungen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen.