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Augsburg: Eltern ärgern sich über Sanierungsstau an Schulen – und machen der Stadt Druck

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Eltern ärgern sich über Sanierungsstau an Schulen – und machen der Stadt Druck

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    Sabine Grühn (links) und Vera Dossen-Horn verfolgten unter anderem die Sitzung des Bildungsausschusses. Die Kinder von ihnen besuchen das Rudolf-Diesel-Gymnasium.
    Sabine Grühn (links) und Vera Dossen-Horn verfolgten unter anderem die Sitzung des Bildungsausschusses. Die Kinder von ihnen besuchen das Rudolf-Diesel-Gymnasium. Foto: Miriam Zissler

    Vera Dossen-Horn und Sabine Grühn haben Transparente gebastelt. "Eine Sporthalle für eine Sportschule. Jetzt!!!" und "Geld für so vieles?! Warum nicht für unsere Kinder??!! Das sind unsere Steuern" steht darauf. Als es im Bildungsausschuss am Donnerstag um die Sanierung des Rudolf-Diesel-Gymnasiums (RDG) geht, strecken die Mütter ihre Plakate in die Höhe. Doch es nutzt nichts: Die Sanierung beziehungsweise der Neubau der Schulturnhalle wird aufgrund fehlender finanzieller Mittel bis auf Weiteres zurückgestellt. Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) wird in der Diskussion im Lauf des Nachmittags von einigen Stadträten kritisiert. Mit diesem Aufschub, heißt es, sei nichts gewonnen. Wild bietet immer wieder um Geduld, schließlich gäbe es noch viele andere Schulen, die "dringend hohe Summen" bräuchten. Im Lauf der Sitzung kommt ein weiterer extremer Fall zur Sprache.

    Fotos von Wasser, das zentimeterhoch den Schulboden bedeckt, Fotos von alten Fenstern, die sich nicht mehr öffnen lassen, von alten Fassaden. All das wird in der Sitzung gezeigt. Die Bilder aber stammen nicht vom Rudolf-Diesel-Gymnasium in Hochzoll, sondern von der Albert-Einstein-Mittelschule in Haunstetten. Von einem "dringenden Handlungsbedarf" dort sprach Augsburgs Bildungsreferentin. In den Kellerräumen liege ein massiver Wasserschaden vor, der zu einem umfangreichen Schimmelbefall geführt habe. Das Hochbauamt habe eine Sanierung durchgeführt und den Kellerbereich in diesem Rahmen so abgetrennt, dass er nicht mehr von der Schule aus zugänglich sei. Eine Lösung, die zumindest den Weiterbetrieb der

    Auch an der Albert-Einstein-Schule in Haunstetten besteht hoher Sanierungsbedarf.
    Auch an der Albert-Einstein-Schule in Haunstetten besteht hoher Sanierungsbedarf. Foto: Peter Fastl

    Einstimmig stimmten die Stadträte, die sich zuvor vor Ort ein Bild von der Lage gemacht hatten, dafür, dass die Verwaltung Kostenschätzungen für eine Generalsanierung oder einen Neubau anstellen soll. Die Lage in der Mittelschule sei "katastrophal", sagte Tatjana Dörfler (Sozialfraktion) und erkundigte sich, ob bei diesem Zustand des Gebäudes mit Sperrungen gerechnet werden müsse. Regina Stuber-Schneider (Bürgerliche Mitte) zeigte sich fassungslos: Wie lange, will sie wissen, habe man bei dieser Schule tatenlos zugesehen? Bürgermeisterin Wild kontert mit Blick auf vorangegangene Regierungsbündnisse, dass man sie das nicht fragen dürfe. Immerhin: Die Schule werde nun kontinuierlich vom Hochbauamt überprüft, die Schimmelsanierung halte maximal zehn Jahre. "Dringend sanierungsbedürftige Kitas, Schulen, Jugendtreffs, Sportstätten oder Verwaltungsgebäude beschäftigen uns. Wir packen es an", entgegnete sie der Kritik. Es könne aber nicht alles gleichzeitig geschultert werden.

    Sanierung an Augsburger Schule aufgeschoben: Mütter sprechen von "Ernüchterung"

    Dass die Stadt nicht alle Baumaßnahmen anpacken könne, mussten die Mütter von Schülern des Rudolf-Diesel-Gymnasiums zur Kenntnis nehmen. Nach einer langen Diskussion, warum die Sanierung der Schulturnhalle zurückgestellt werden müsse, wurde der Projektbeschluss so gefasst. Die Stadträtinnen Tatjana Dörfler und Regina Stuber-Schneider hatten dagegengestimmt, dass nun wegen fehlender finanzieller Mittel nur das Schulgebäude saniert werden soll, nicht aber die Turnhalle. Von "Ernüchterung" sprach Vera Dossen-Horn, deren Kind die Sportklasse des Gymnasiums besucht, das seit über einem Jahr nicht mehr über eine eigene Schulturnhalle verfügt. Auch für Dörfler ist das "ein nicht hinnehmbarer Zustand".

    Aufgrund von Schäden in der Dachkonstruktion ist massiv Wasser in die Schulturnhalle am Rudolf-Diesel-Gymnasium eingetreten. Dort wachsen jetzt Pilze.
    Aufgrund von Schäden in der Dachkonstruktion ist massiv Wasser in die Schulturnhalle am Rudolf-Diesel-Gymnasium eingetreten. Dort wachsen jetzt Pilze. Foto: RDG

    Als vor wenigen Monaten einmal mehr eine Baukostensteigerung beim Theater vom Stadtrat abgesegnet wurde, hätten Oberbürgermeisterin Eva Weber und die Fraktionsvorsitzenden betont, dass dies nicht zulasten von sozialen und anderen notwendigen Projekten ginge. "Ist diese Turnhalle jetzt nicht notwendig?", wollte Dörfler wissen. CSU-Stadtrat Josef Hummel konterte, dass das Theater nicht mit den Schulbaustellen verglichen werden solle: "Es geht hier nicht nach dem Prinzip, wer am lautesten schreit bekommt Recht. Das Geld wächst nicht auf den Bäumen." "Wir können jeden Euro nur einmal ausgeben", bekräftigte auch CSU-Stadträtin Astrid Gabler.

    Kosten für Sanierung und Neubau der Turnhalle liegen bei 13,6 Millionen Euro

    Die Schätzungen für die Sanierung der bestehenden Dreifachturnhalle am Diesel-Gymnasium und den Anbau einer zusätzlichen Halle belaufen sich derzeit auf rund 13,6 Millionen Euro. Zu viel für das Projekt, das unter anderem aufgrund von Baukostensteigerungen von ehemals geplanten 30,6 Millionen Euro im Jahr 2016 auf mittlerweile rund 46 Millionen Euro angewachsen ist. Dennoch fließe ja Geld in die Schulen: "Allein in diesem Jahr gibt die Stadt 37 Millionen Euro für deren Sanierung und Modernisierung aus. Zusätzlich fließen sechs Millionen Euro aus den Schlüsselzuweisungen in die Schulsanierungen", sagt Bildungsbürgermeisterin Martina Wild. Die Stadt werde schauen, wie sie die Sanierung der RDG-Schulturnhalle in den kommenden Jahren auf die Reihe bekommen könne. Wild ist froh, dass die weiteren drei Bauabschnitte am RDG nun angepackt werden könnten. Für die Sanierung oder den Neubau der Albert-Einstein-Schule stünden noch gar keine finanziellen Mittel zur Verfügung.

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