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Augsburg: Eine Spendenaktion soll den Augsburger Perlach retten

Augsburg

Eine Spendenaktion soll den Augsburger Perlach retten

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    Der Perlachturm ist eines der Augsburger Wahrzeichen. Weil er saniert werden muss, ist er derzeit für den Publikumsverkehr gesperrt. Eine Spendenaktion soll das ändern.
    Der Perlachturm ist eines der Augsburger Wahrzeichen. Weil er saniert werden muss, ist er derzeit für den Publikumsverkehr gesperrt. Eine Spendenaktion soll das ändern. Foto: Michael Hochgemuth

    259 Stufen sind es bis hoch zum Glockenspiel, doch bis dort oben gestiegen sind zuletzt nur wenige Menschen. Vor fünf Jahren wurde der Augsburger Perlachturm für den Publikumsverkehr gesperrt - aus Gründen der Sicherheit. Die Stadt weshalb die Sperrung sich bis mindestens 2025 ziehen könnte. Damit wollen sich einige nun nicht mehr abfinden: Die Tourismusgesellschaft Regio Augsburg und die Altaugsburg-Gesellschaft planen eine Spendenaktion, um den Bürgerinnen und Bürgern "ihren" Perlach zurückzugeben.

    Die Sanierung des Perlach könnte sich nach aktueller Planung bis mindestens 2025 ziehen.
    Die Sanierung des Perlach könnte sich nach aktueller Planung bis mindestens 2025 ziehen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Bis zu 40.000 Menschen stiegen in guten Jahren zur Besucherplattform hinauf. Von dort aus hat man bei guter Wetterlage nicht nur einen umfassenden Blick auf die Stadt selbst, sondern bis zu den Alpen. Zusammen mit dem Rathaus gilt der Perlach als Augsburger Wahrzeichen: "Nördlich der

    Das Geld für die Sanierung wurde aus dem Haushalt gestrichen

    Damit ist seit der Sperrung vor fünf Jahren Schluss. Hintergrund: Der Naturstein auf der Besucherplattform bröckelt, weil die in Säulen und Mauern eingebauten Stahlelemente rosten und das Material drumherum "sprengen". Die Stadt hat die Plattform provisorisch gesichert, doch der obere Teil des Turms muss komplett saniert werden. Auch die Betontreppe aus den 50er-Jahren ist marode und gehört erneuert.

    Die Gesamtkosten für beide Maßnahmen beziffert Augsburgs Baureferent Gerd Merkle auf rund 7,5 Millionen Euro. Geld, das die Stadt auch wegen Corona nicht hat. Die Mittel für die Sanierung des Perlachs wurden deshalb bis auf Weiteres aus dem Haushalt gestrichen.

    So stellen sich die Architekten Jasarevic und Bachhuber die neue stählerne Treppe im Perlachturm vor.
    So stellen sich die Architekten Jasarevic und Bachhuber die neue stählerne Treppe im Perlachturm vor. Foto: Jasarevic/Wyszengrad

    Götz Beck will die Stadt nun bei der Sanierung unterstützen, Mitstreiter hat er in der Altaugsburg-Gesellschaft mit ihrem Vorsitzenden Sebastian Berz gefunden. Der Verein, der sich die Bewahrung der Augsburger Geschichte zum Ziel gesetzt hat, möchte den Perlach zusammen mit der Regio wieder stärker ins Blickfeld rücken und so Menschen gewinnen, die für die Sanierung spenden. Während die Altaugsburg-Gesellschaft sich dabei vor allem für die Erneuerung und Erweiterung des Glockenspiels einsetzt, konzentriert sich die Tourismusgesellschaft auf die Treppe, die neu konstruiert werden soll. Beide Projekte könnten durch Spendengelder mitfinanziert werden. Die bauliche Instandsetzung bleibt Aufgabe der Stadt.

    Die Architektengemeinschaft Jasarevic und Bachhuber will auf Zwischengeschosse verzichten, um den 30 Meter hohen Mittelteil des Turms samt seinen Fenstern besser erlebbar zu machen. Die stählerne Treppe würde teils diagonal im Turm verlaufen und nicht mehr - wie bisher - an den Wänden entlang. Im Bereich der ehemaligen Türmerwohnung wollen die Architekten eine zentrale Wendeltreppe einbauen, über die Besucherinnen und Besucher auf die Aussichtsplattform kommen. Tourismusdirektor Götz Beck ist überzeugt, dass eine solche Treppe einen Mehrwert für den Perlach schaffen würde.

    In der Augsburger Verwaltung sieht man das Engagement von Regio und Altaugsburg-Gesellschaft positiv: "Die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit der Geschichte und den Gebäuden ihrer Stadt hat in Augsburg eine lange Tradition und zeigt sich am eindrucksvollsten an der Wiederherstellung des Goldenen Saals", sagt Baureferent Gerd Merkle. Er kann sich vorstellen, dass eine Spendenaktion den Start der Sanierung "insbesondere in Zeiten der schwierigen Haushaltssituation" beschleunigen könnte. "Mit dem Vorlauf von zwei Jahren für Planung und Ausschreibung könnte die Baumaßnahme 2024/25 umgesetzt werden“, stellt er in Aussicht.

    Bürger könnten Patenschaften für Treppenstufen übernehmen

    Regio und Altaugsburg-Gesellschaft wollen nun ein Konzept für die Spendenaktion erarbeiten. Beck könnte sich vorstellen, Patenschaften für Treppenstufen zu vergeben. Ähnlich habe es zuletzt bei der Sanierung der Orgel im Kongress am Park gut funktioniert, wo Bürgerinnen und Bürger sowie Firmen gegen eine Spende Patenschaften für Orgelpfeifen übernahmen. Auch Benefizkonzerte seien denkbar. Sebastian Berz von der Altaugsburg-Gesellschaft kann sich vorstellen, mögliche Spender auch auf emotionaler Ebene für den Perlach zu sensibilisieren. Er denkt zum Beispiel an ein Perlachturm-Fest, das einmal im Jahr stattfinden könnte, um die Verbundenheit der Menschen zur Geschichte der Stadt zu feiern.

    Wissenswertes über den Augsburger Perlachturm

    Mit seinen 70 Metern gehört der Perlachturm zu den höchsten Gebäuden in Augsburg. Seine heutige Gestalt erhielt er im Zuge des Neubaus des Rathauses (ab1615) durch Elias Holl. Ganz oben thront als Wetterfahne ein Bild der heidnischen Stadtgöttin Cisa. In früheren Zeiten hing im Turm die Sturmglo-cke, die vor Feinden warnen sollte und bei Feuer zum Einsatz kam. Nach-dem Augsburg 1806 an Bayern ging, wurde die Glocke eingeschmolzen.

    Die Herkunft des Namens "Perlach" ist heute umstritten. Eine Theorie besagt, dass der Name von einer in einer Schlacht zerriebenen Römerlegion ("perdita legio") herrührt. Eine andere lautet so: An dieser Stelle wurden früher Bären in Käfigen gehalten. Das alttdeutsche Wort "Per" für Bär könnte gemeinsam mit dem Begriff "Lach" für Fest zum heutigen Namen geführt haben.

    Wenn eine gelbe Fahne über dem westlichen Zifferblatt der Perlachturm-Uhr weht, hat man freie Sicht auf die Alpen. Als der Turm noch begehbar war, richteten sich deshalb viele Blicke auf diese Fahne.

    Einmal im Jahr - rund um den Michaeli-Tag am 29. September - wird ein Fenster im unteren Teil des Perlachs schön geschmückt. Zu jeder vollen Stunde öffnet es sich und das Turamichele kommt heraus. Die Figur symbolisiert Erzengel Michael, der gegen den Teufelsdrachen kämpft.

    Das Glockenspiel wurde zur 2000-Jahr-Feier der Stadt von der Altaugsburg-Gesellschaft gestiftet. Es kann von einem Instrument im unteren Bereich des Turms händisch gespielt oder programmiert werden. Aktuell können sich Bürger auf der Homepage der Altaugsburg-Gesellschaft Lieder wünschen, die jeweils donnerstags um 12 Uhr gespielt werden.

    Wie genau die Spendenaktion aussehen wird und wann sie starten könnte, halten sich Beck und Berz noch offen. Die Details wollen sie gemeinsam mit der Stadtverwaltung ausarbeiten. Klar ist beiden aber, dass das Projekt nicht mehr allzu lange hinausgezögert werden sollte. Denn der Perlach fehlt nicht nur den Augsburgerinnen und Augsburgern, sondern auch den Touristen. Es gebe regelmäßig Anfragen, wann man den Turm endlich wieder besichtigen könne.

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