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Augsburg: Ein Urgestein der Rockgeschichte: Der will doch nur spielen

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Ein Urgestein der Rockgeschichte: Der will doch nur spielen

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    Rocker und Vollblutmusiker Wolfgang Hefele feiert am Donnerstag seinen 80. Geburtstag.
    Rocker und Vollblutmusiker Wolfgang Hefele feiert am Donnerstag seinen 80. Geburtstag. Foto: Peter Fastl

    Es waren schräge und wilde Zeiten in Augsburg in den 1960er und 1970er Jahren. Musikalisch herrschte Aufbruchstimmung. Inspiriert von Elvis Presley, den Beatles, den Stones oder den Kinks wollten sich auch Bands aus der Region in den Vordergrund spielen. Ältere Semester werden sich noch erinnern an The Shambeats, Werwolf, The Snobs, The Ravens, Die Cannons mit dem legendären Roy Black, Team 70 und natürlich die Shotguns. In dem 1988 erschienen Buch „Augsburger Rock- und Pop-Geschichte war unter dem Kapitel „Eine Klasse für sich“ natürlich auch ein Beitrag über die Shotguns. Vor allem der charismatische Sänger Veit Liebermann, der im Jahr 2019 gestorben ist, war ein Pfund. Die Beschreibung des Rezensenten war fast schon fast ehrfürchtig. „4000 Fans schrien und klatschten beim Beatfestival in der Sporthalle. Einsame Klasse war Bandleader Veit Liebermann. Schlank und biegsam wie ein indischer Schlangenbeschwörer spielte er auf seiner Querflöte. Der lustige Wolfgang Püschel agierte am Schlagzeug, Siggi Baumüller am Bass und sehr ruhig und überlegen Wolfgang Hefele mit der Gitarre,“ war da zu lesen. 

    „Das mich Veit Liebermann damals (1966) zu den Shotguns geholt hat, darauf war ich schon stolz“, sagt Wolfgang Hefele, der am Donnerstag seinen 80. Geburtstag feiert. Hefele erinnert sich gern zurück. Die Shotguns spielten vor 800 Zuschauern im Eisstadion, im Weißen Gockel, im Moritzsaal oder später in den Augsburger Locations „Golden Girl“, im „Go-Go“ im „Clochard“ und sogar in der Kongresshalle als Vorband von den „Searchers“, die mit „Needles and Pins“ einen Welthit hatten. Auch außerhalb Augsburgs waren die Shotguns bekannt. In Augsburgs Partnerstadt Liberec sowieso. „Das kann man ja mit heute nicht mehr vergleichen. Damals konntest du ja überall spielen. Das ist heute schon schwieriger“, meint Hefele, der mit seiner Frau Sonja, einer Journalistin, in Ottmarshausen wohnt. Dennoch, irgendwo findet sich immer was.

    Zwei ehemalige „Shotguns“ treten wieder zusammen auf

    So wird Hefele mit der Band „King B“ einen Tag nach seinem 80. Geburtstag im „Bombig“ auftreten. Mit dabei von den ehemaligen Shotguns ist auch Schlagzeuger Wolfgang Püschel. Eigentlich war Hefele Klavierspieler. Auf diesem Instrument feierte er auch bei den „Cavernbeats“ sein Banddebüt. „Helmut Exenberger (später Begleitband von Udo Jürgens) hat mich dann zur Gitarre gebracht. Das Beste, was mir passieren konnte.“ Hefele war großer Fan der damaligen Instrumentalmusikband The Shadows. „Mein Vater hat mir die erste Gitarre gezahlt und ich habe versucht, alles nachzuspielen.“ Diese Art von Musik liebt er heute noch. „Ich habe schon vier CDs mit Eigenkompositionen und gitarrenbetontem Sound gemacht“, erzählt er. Profimusiker zu werden, war für Hefele nie ein Thema: „Wir waren immer Amateure.“ Abseits von der Musik unterrichtete Hefele unter anderem an der Realschule in Bobingen und wurde zweifacher Vater (Jana und Niels). 

    Natürlich gibt es auch genügend Anekdoten die es vo den großen Shotgun-Zeiten zu erzählen gibt. So von einer Rockerparty in den 1980er-Jahren in Schrobenhausen. „Plötzlich fuhren viele Rocker auf die Bühne und vollführten einen Burnout“ (ein Manöver, bei dem man Gas gibt und der Hinterreifen auf dem Boden durchdreht), erzählt Hefele. „Die haben das solange gemacht, bis das Profil von den Reifen flog und sowohl wir Musiker als auch das Publikum die Flucht ergriffen. Noch Jahre später haben wir in unserer Anlage Gummipfropfen gefunden“, lacht Hefele. Aber es gab auch traurige Momente. Zuletzt im Jahr 2021 war es der Tod von Peter „Fips“ Fischer, der ihn ziemlich getroffen hat. Das Duo Fischer/Hefele war noch längere Zeit bei Auftritten unterwegs und hielten noch die Shotgun-Fahne hoch. „Als ich erfahren habe, dass Fips tot ist, war ich tief erschüttert“, meint Hefele. 

    Von der Musik hat Hefele noch nicht genug. 80 Jahre sind für ihn kein Grund aufzuhören. Gesundheitlich ist er relativ fit. „Ja, a bissl Arthrose. Aber i mog scho no weiter spieln“, sagt er im Augsburg-Slang. Im Bombig kann er am Freitag zeigen, was er noch draufhat. Wir vermuten: noch einiges.

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