Wie muss eine attraktive Innenstadt aussehen, die Lust auf einen Besuch macht? Viele Leserinnen und Leser haben unserer Redaktion in den vergangenen Wochen Antworten auf diese Frage gegeben. Einig sind sich viele dabei in einem Punkt: Augsburg hat an Zugkraft verloren, ein Ausflug „in die Stadt“ ist für viele Bewohner aus dem Umland, aber auch aus Augsburg selbst unattraktiver geworden. Woran die Menschen dieses Urteil festmachen und was passieren müsste, damit sie das Zentrum wieder lohnenswert fänden.
Maximilianstraße: Für Andreas Keibel ist Augsburgs Prachtmeile ein „historischer Steingarten“. Sie sei breit, aber nicht lebendig, allenfalls zwängten sich wenige Restaurant-Besucher auf dem Bürgersteig, der aus Sicht des Augsburgers breiter und weiter bestuhlt sein könnte. „Wenn man im Sommer unter schattenspendenden Platanen o.ä. (Blauglockenbaum?) sitzen könnte, statt unter Sonnenschirmen, wäre das schon eine enorme Steigerung der Attraktivität“, so Keibel. Den Innenstadt-Bewohnern würde er das Mehr an Geräuschen durch Außengastronomie zumuten. „Das ist halt Großstadt.“
Verkehr: Die Erreichbarkeit der Innenstadt scheint für viele Leserinnen und Leser ein Problem zu sein, ein Grund ist der Preis für den öffentlichen Nahverkehr. Andreas Keibel hinterfragt zudem einige Verbindungen. So würde er die Linie 6 ab 17 Uhr nur noch über die Maximilianstraße fahren lassen, anstatt über den Theodor-Heuss-Platz, weil in der Fußgängerzone „definitiv mehr Bedarf ist“. Die Linie 1 sollte mindestens bis Hochzoll Süd und den Kuhsee fahren, anstatt sie am Ostfriedhof enden zu lassen.
Auch Stefan Sohnle aus Augsburg kritisiert die Preise für Bus und Tram: Die Fahrt mit den Öffentlichen ins Zentrum sollte aus seiner Sicht subventioniert werden. „Für nur einen Euro pro Person hin und zurück, das wäre ein wirksames Signal.“ Luzia Kuhn kritisiert die kostenlose Innenstadtzone, zumindest insoweit, dass die meisten Besucher, die bereits in der City seien, diese Distanzen ohnehin zu Fuß zurücklegen.
Fahrt in die Innenstadt mit dem Rad ist unattraktiv
Christine Kamm kritisiert die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Fahrrad. Sie geht inzwischen lieber im Augsburger Westen oder auch in Stadtbergen einkaufen, essen oder in eine Kulturveranstaltung. „Während ich in Pfersee meine Ziele meist entspannt erreichen kann, ist der Weg in die Innenstadt mit dem Fahrrad eher unangenehm.“ Sie vermeide diese Fahrten deshalb immer öfter.
Aufenthaltsqualität: Mehr Grün, mehr Spielplätze und mehr Wohnraum werden von vielen Lesern genannt, wenn es um die Frage einer Belegung der Augsburger Innenstadt geht. Für Marco Böck wäre dies zwar eine Aufwertung, die für die Innenstadtbewohner interessant wäre. Mehr Menschen von außerhalb, fürchtet er, würden dadurch aber kaum kommen. Für ihn wären stattdessen bessere Einkaufsmöglichkeiten wichtig. Böck empfindet als „einzig lohnenswerten Ort“ derzeit noch den Stadtmarkt. Während es für Männer früher mit Trauner, Abel, Eger und anderen Geschäften eine tolle Auswahl gegeben habe, sähe das Angebot in diesem Bereich heute „mau“ aus. Schuld ist, glaubt Böck, unter anderem die Bevölkerungsstruktur der Stadt und die gesunkene Kaufkraft der Bewohner. Der Handel habe sich an diese Situation angepasst.
Immer wieder wünschen sich Leserinnen und Leser Spielplätze in der Innenstadt, weil diese so für Familien attraktiver wäre. Als mögliche Standorte werden der Martin-Luther-Platz oder der Zeugplatz vorgeschlagen, auch vor der Stadtbücherei sei ein solcher Platz denkbar, schreibt Anja Mayer.
Konzept statt Titel: Rafael Hauptmann und seine Frau leben seit sechs Jahren in Augsburg. Jeder Versuch, die Innenstadt zu besuchen, sei „eine Katastrophe“. Hauptmann macht das an vielen Punkten fest: „Keine Parkplätze, wenn Parkplätze, dann unverschämt teuer. Die ganze Altstadt sieht aus wie eine Versuchsfläche für gescheiterte Graffitikünstler, dazwischen Radfahrer...“ Er würde sich wünschen, dass die Stadt ein stimmiges Konzept entwickelt, „anstatt sich leere Titel wie Stadt der Renaissance, des Friedens, der Römer … anzuhängen.“ Denn Augsburg, davon ist Hauptmann überzeugt, hätte ein „riesiges Potenzial“.
Parkplätze: Die Debatte um jeden gestrichenen Parkplatz könnte man sich aus Sicht von Anja Mayer in Augsburg sparen. Grund: Es gibt genügend Parkhäuser. „Wir sollten uns fragen, ob wir wirklich wollen, dass tausende Autos jeden Tag quer durch die Innenstadt fahren, ohne dass angehalten bzw. etwas gekauft wird.“ Natürlich nützen viele Autofahrer gerne die Abkürzung über die Karlstraße, „verstopfen dabei aber leider die Straßen und verpesten die Umwelt mit Lärm und Abgasen“.
Als Ur-Augschburger beschäftige ich mich seit Jahrzehnten mit "meiner" Stadt, so wie wahrscheinlich einige. Das Thema Innenstadt beginnt schon bei der Wiederaufbaukultur - so wünsche ich mir etwa, dass alte Bürgerhäuser rekonstruiert werden, was in Teilen gar nicht so schwer wäre. Ich bin - auch wenn ich jetzt bei vielen Unmut auslösen werde - gegen einen freien Rathausplatz, weil es einfach ein - für mich - verlorener Ort ist. Thema Maxstraße: der Vorschlag der Alt-Augsburg-Gesellschaft war doch gut! Bäume in die Mitte, aber nicht NUR des Klimas wegen. Diese Straße braucht außer Liefer- und Anwohnerverkehr keine Autos. Wir leben doch nicht mehr in den 50ern. Ein billiges City-Ticket halte ich für eine gute Idee - Hr. Hauptmann widerspreche ich teilweise: eine Innenstadt kann auch ohne Parkplätze attraktiv sein. Es ist saubequem, klar, aber es muss auch anders gehen. Den Rest teile ich aber. Und ich würde die Achse Theater - Jakobertor komplett autofrei gestalten - uia ha! ;)
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