i
Foto: Silvio Wyszengrad
Foto: Silvio Wyszengrad

Das Köpfhaus in der Philippine-Welser-Straße war Wohnsitz der Familie Köpf. Das Gebäude liefert den Schlüssel zur Lösung eines fiktiven Kriminalfalls im Buch "Die Silberkammer".

Augsburg
07.12.2022

Ein neuer Augsburg-Krimi: Der spannende Fall um eine geheime Silberkammer

Von Nicole Prestle

Der Autor Toni Ludwig hat einen Krimi über ein Augsburger Barock-Gemälde geschrieben. Leser finden darin viel Wahres und stehen am Ende vor einem kleinen Rätsel.

Die deutsche Museenlandschaft gibt immer wieder Stoff für Kriminalgeschichten her. Aktuell diskutieren Kunstinteressierte den Raub in Manching, bei dem ein wertvoller, historischer Goldmünzenschatz gestohlen wurde, obwohl er in einer Vitrine aus Panzerglas geschützt war. Die Augsburger Museen – ein Glück – blieben vor solchen Übergriffen bislang verschont. Zumindest in Gedanken könnte man einen spannenden Kunstfall für diese Stadt aber doch mal durchspielen, oder? Getan hat dies jetzt ein Autor, der sich Toni Ludwig nennt. Sein Erstlingswerk "Die Silberkammer" spielt im Augsburger Schaezlerpalais und im historischen Köpfhaus. Was man vorwegnehmen kann: Der Fall wird gelöst, eine entscheidende Frage allerdings bleibt offen.

Krimi in Augsburg: Der Ermittler ist Saarländer mit einem Herz für die Bretagne

Der Ermittler, mit dem es die Leserinnen und Leser hier zu tun bekommen, heißt Peter Schramm, genau genommen ist er aber gar kein Ermittler, zumindest nicht im herkömmlichen Sinn. Schramm ist Kunsthistoriker mit Hang zu gutem Essen, einer Begeisterung für die Bretagne und einer ausgeprägten Liebe zum Saarland, seiner Heimat. Wer weiß, vielleicht träumt mancher Kunsthistoriker zwischen Ausstellungsräumen und Depot manchmal von Nervenkitzel. Schramm jedenfalls hat sich deshalb darauf spezialisiert, Kunstbesitzern zu helfen, wenn sie Probleme mit ihren Werken bekommen. Und im Buch hat jemand ein mächtiges Problem.

Auf dem Kunstmarkt ist ein Barock-Gemälde aufgetaucht, die spiegelverkehrte Version eines Porträts aus dem Schaezlerpalais. Auch einen Brief mit kryptischen Hinweisen auf eine verborgene Silberkammer gehört zum Kunstwerk. Der Kunsthändler, dem beides gehört, bittet Schramm um Rat: Woher stammt dieses doppelte Porträt, ist es ein Original und was hat es mit dem Hinweis auf die Silberkammer auf sich? Schramm wittert einen spannenden Fall, lässt schweren Herzens seine "Gefillde" in der Saarbrücker Küche stehen und macht sich auf nach Augsburg.

Eine spannende Reise durchs historische und aktuelle Augsburg

Die Geschichte, die Toni Ludwig in "Die Silberkammer" erzählt, ist nicht nur ein spannender, süffisant geschriebener Krimi. Sie bringt den Leserinnen und Lesern auch allerlei Wissenswertes über Augsburg nahe. Historische Häuser in der Maximilianstraße und den umliegenden Straßen sind samt ihrer Vergangenheit beschrieben, das erste Hotel am Platz heißt noch "Drei Mohren", Schramm kehrt in bekannten Augsburger Cafés und Restaurants ein (Verzehrtipps inklusive) und begegnet bei den Ermittlungen Menschen, die man auf den hiesigen Straßen auch im wahren Leben trifft. Da ist zum Beispiel Kunstauktionator Georg Rühm, der in seiner Physiognomie sehr dem stadtbekannten Auktionator Georg Rehm ähnelt. Da ist Kurator Stefan Kruse, der im Museum mit Hausschlappen umherläuft und nicht von ungefähr Ähnlichkeit mit dem Augsburger Restaurator Stefan Krause hat. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch die sympathische Mitarbeiterin im Stadtarchiv, die es Peter Schramm im Buch so angetan hat. Vor allem aber hängt im Schaezlerpalais das Bildnis der Maria Magdalena von Köpf, ein Werk von Johann Evangelist Holzer aus dem Jahr 1735, um das sich der ganze Fall dreht.

Erschienen ist das Buch im Wißner-Verlag. Also Anruf dort, mit der Bitte um einen Interview-Termin mit Autor Toni Ludwig. Spätestens hier stößt man auf einen weiteren, kleinen "Fall": Beim Namen des Schreibers, sagt Verlagschef Michael Moratti, handle es sich um ein Pseudonym, für Gespräche stehe der Autor nicht zur Verfügung. Schade, findet Moratti, der das Erstlingswerk des Schreibers für gelungen hält: Es sei nicht leicht, bei einem doch recht großen Angebot an Regionalkrimis, auch mit Augsburg-Bezug, noch etwas Außergewöhnliches zu bieten. "Dass wir hier keinen klassischen Ermittler haben wie bei den Eberhofer- oder den Kluftinger-Krimis, das hat mir gefallen", sagt Moratti. Was er dann auch noch verraten kann: Der zweite Schramm-Fall sei in Arbeit. Vielleicht werde der Autor dann seine Identität verraten.

Info: Toni Ludwig: Die Silberkammer, Wißner-Verlag, 264 S., 15 Euro.

Facebook Whatsapp Twitter Mail