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Augsburg: Jetzt geht's mit der Theater-Sanierung erst richtig los

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Jetzt geht's mit der Theater-Sanierung erst richtig los

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    Der Blick in den ehemaligen Zuschauerbereich des Staatstheaters am Kennedyplatz zeigt, wie das Haus derzeit aussieht.
    Der Blick in den ehemaligen Zuschauerbereich des Staatstheaters am Kennedyplatz zeigt, wie das Haus derzeit aussieht. Foto: Ulrich Wagner

    Knapp drei Jahre nach dem Beginn der Theatersanierung in Augsburg stehen in diesem Jahr die ersten großen Arbeiten zur Erneuerung von Bausubstanz und Innenleben an. Teile des Theaters werden im Frühjahr ein provisorisches Notdach bekommen, das mit einem großen Autokran hochgehoben werden muss. Bisher konzentrierten sich die Bauarbeiten darauf, Inneneinrichtung auszubauen, Wände zu sichern und den Untergrund tragfähig genug für die Sanierung zu machen - von außen war bisher kaum etwas zu sehen, wofür die Stadt Gründe nennt.

    "Bei einem denkmalgeschützten alten Gebäude dauern diese Arbeiten ihre Zeit", sagt Projektleiter Norbert Reinfuss. Die eigentlichen Erneuerungen bei Brandschutz, Lüftung und am Gebäude stehen jetzt an. Bis 2026 sollen die Bauarbeiten im Großen Haus abgeschlossen sein, anschließend wird das Theater noch ein Jahr benötigen, um das Haus für den Betrieb vorzubereiten - im Herbst 2027 soll es dort wieder losgehen.

    Die Betondecke des Augsburger Theaters wird abgebrochen

    Bis es soweit ist, ist aber noch viel zu tun. Im Frühjahr soll die etwa 30 Zentimeter mächtige Betondecke abgebrochen werden, die bisher die Decke der Garderobe und den Boden des Zuschauerraums bildete. Die dort vorhandenen Schlitze, die im Brandfall für Rauch im Zuschauerraum gesorgt hätten, verursachten die vorzeitige Schließung 2016. Im kommenden Jahr wird es dann mit den Arbeiten am so genannten Bühnenturm losgehen - er ist der von weitem sichtbare, hochaufragende Teil des Theaters, in dem Bühne und Hinterbühne untergebracht sind und in dem die Bühnenbilder nach oben gezogen werden. Er bekommt ein neues Innenleben.

    Damit die Fundamente die neuen Lasten tragen können, wurde zuletzt an mehr als tausend Stellen im Keller Erdreich mit Wasser ausgespült und durch eingespritzten Beton ersetzt. Die Vorbereitungen in den vergangenen Jahren hätten auch so lange gedauert, weil man das Gebäude genau untersucht habe, so Reinfuss. "Manche Dinge kann man erst genau anschauen, wenn kein Betrieb mehr herrscht, weil man etwa Wände aufbrechen muss." Das 1878 gebaute und im Zweiten Weltkrieg beschädigte Theater sei ein "Mischmasch" aus verschiedenen Epochen. Nach der Sanierung ist vorgesehen, das Theater im Stil der 1950er-Jahre, als es nach dem Krieg saniert wurde, wieder einzurichten. Viel Inneneinrichtung - von Holzvertäfelung bis zum Glas des großen Lüsters im Zuschauerraum - wurde vorübergehend in der Messe eingelagert.

    Theatersanierung: Fachplanungsbüro wird ausgewechselt

    Wie berichtet gab es zuletzt gewisse Probleme im Ablauf, weil eines der an der Planung beteiligten Fachbüros aus Sicht der Stadt nicht rechtzeitig lieferte. Das Büro ist inzwischen nicht mehr am Projekt beteiligt, bis Mai soll ein Ersatz gefunden sein. Was das für den weiteren Zeitplan bedeutet, ist noch ungewiss - bei einer so komplexen Baustelle greifen Planungen und Arbeiten wie Zahnräder ineinander. Gibt es an einer Stelle Verzögerungen, kann das eine Reihe an Problemen nach sich ziehen.

    Laut Stadt versucht das federführende Architekturbüro Achatz, die Arbeiten, die man schon jetzt trotz des Planer-Ausfalls ausschreiben und an Bau- und Handwerksfirmen vergeben kann, in Paketen vorzuziehen. Eine endgültige Aussage, was Zeitpläne betrifft, könne man erst Mitte des Jahres treffen, so die Stadt.

    Die Baupreise steigen rapid - mit welchen Folgen?

    Hinsichtlich der Kosten will die Stadt im laufenden Quartal einen aktualisierten Stand bekannt geben. Gemessen am Baufortschritt, so das Baureferat im Sommer, sei man im Kostenrahmen. Inzwischen müsse man zur Kenntnis nehmen, dass die Baupreise im Jahr 2021 bundesweit um 14,4 Prozent stiegen. Die Steigerung war auch bedingt durch Materialknappheit aufgrund der Corona-Pandemie. Inwieweit dies auf die laufenden Ausschreibungen durchschlagen wird, könne man noch nicht sagen, so die Stadt. Man erhoffe sich dazu bald mehr Klarheit, wenn Preisangebote vorliegen.

    Vor etwa eineinhalb Jahren war bekannt geworden, dass der bisherige Kostenrahmen von 186 Millionen Euro für das Gesamtprojekt nicht eingehalten werden kann. Die Stadt geht nun bis zum Ende der Sanierung von Gesamtkosten zwischen 283 und 321 Millionen Euro aus (für die Sanierung des Großen Hauses und einen Erweiterungsneubau daneben). Das teuerste Szenario von 321 Millionen Euro geht von Baupreissteigerungen von fünf Prozent jährlich aus. Der Freistaat fördert in etwa die Hälfte.

    Für den Neubau (zweite Spielstätte an der Volkhartstraße sowie Betriebsgebäude mit Werkstätten, Probesälen und Café an der Kasernstraße/Heilig-Kreuz-Straße) laufen die Planungen mit Kostenberechnung noch. Bis zur Jahresmitte sollen im Stadtrat Einzelheiten vorgestellt werden. Ziel sei die Einhaltung des Kostenkorridors, aber auch hier müsse man die außerordentliche Baukostensteigerung berücksichtigen, so die Stadt.

    Die Theatersanierung war wegen der Kosten (ihren Eigenanteil finanziert die Stadt über Schulden) umstritten. Zwei Bürgerbegehren verliefen aber erfolglos. Die Stadt machte unter anderem geltend, faktisch keine andere Wahl zu haben, als das denkmalgeschützte Gebäude zu sanieren. Die Lösung mit einem zentralen Theaterstandort sei langfristig zudem günstiger als ein verstreuter Betrieb übers Stadtgebiet.

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