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Augsburg: Ein Jahr nach seinem Tod wollten sie ein würdevolles Grab für C.C. Dynamite

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Ein Jahr nach seinem Tod wollten sie ein würdevolles Grab für C.C. Dynamite

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    Stefan Jahn und Arno Loeb (v.l.) haben sich für das Grab des verstorbenen Hugo Eckardt eingesetzt.
    Stefan Jahn und Arno Loeb (v.l.) haben sich für das Grab des verstorbenen Hugo Eckardt eingesetzt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Als er starb, bekam das niemand mit. Er muss ein paar Tage tot in seiner Wohnung gelegen haben, bis diese geöffnet wurde. Ein Jahr ist seit dem Tod von Hugo Eckardt vergangen. Als DJ C.C. Dynamite galt er für viele, die im Augsburger Nachtleben unterwegs waren und zu seiner Musik tanzten, als eine Kult-Person. Doch richtig gekannt hatte den Mann, der gerne eine blonde Perücke, knallenge Leggins und selbst bestickte Pailletten-Klamotten trug, wohl kaum jemand. Angehörige gab es nicht. In aller Einsamkeit wurde er beerdigt. Wo, das wusste keiner. Was für traurige Umstände eines Todes. Das dachten sich auch Stefan Jahn und Arno Loeb. Sie recherchierten, fanden das Grab. Und haben eine bemerkenswerte Aktion gestartet. Diese endete unlängst mit einer kleinen Feier zwischen den Grabreihen auf dem Hermanfriedhof.

    Dort, in der Nähe der Aussegnungshalle, hat Hugo Eckardt seine letzte Ruhestätte gefunden. Er wurde im Grab seiner Eltern beigesetzt. Selbst als der Augsburger Blogger Arno Loeb in Erfahrung gebracht hatte, dass der 67-Jährige auf dem Hermanfriedhof beerdigt wurde, hatte er die Stätte zunächst nicht gefunden, erzählt er. "Dann bin ich ins Büro und habe nachgefragt." Kein Wunder, dass er nichts entdeckt hatte. "Der Grabstein war zugewachsen", schildert Loeb, die Stätte sei ungepflegt gewesen. Auch stand der Name des Verstorbenen nicht auf dem Stein, nur die Namen der Eltern. Ein unwürdiger Zustand, fanden er und Stefan Jahn.

    Hugo Eckardt war "ein Augsburger Original"

    "Der Hugo hat uns allen so viele schöne Stunden beschert. Er war ein Augsburger Original. Dem sollte man Respekt zollen." Über Facebook wurde ein privater Sammelaufruf gestartet - für etwas Geld für die Grabpflege und für eine Inschrift auf dem Gedenkstein. Die Aktion war erfolgreich. Um die 20 Augsburgerinnen und Augsburger gaben Geld.

    Seine Outfits waren extravagant und galten als legendär: Der Augsburger Hugo Eckardt alias DJ C. C. Dynamite. Er starb im Jahr 2021.
    Seine Outfits waren extravagant und galten als legendär: Der Augsburger Hugo Eckardt alias DJ C. C. Dynamite. Er starb im Jahr 2021. Foto: Neue Szene

    Auch Steinmetz Florian Freyer wurde im Internet darauf aufmerksam. Er, der Hugo Eckardt ebenfalls aus früheren Weggeh-Zeiten kannte, übernahm die Gravur des Steines. Ein Gärtner stutzte die Pflanzen. Arno Loeb und Stefan Jahn freuen sich über die Unterstützung. Vor allem, dass die einst schillernd-schräge Persönlichkeit jetzt ein angemessenes Grabmal hat. "Hugo - C.C. Dynamite" sowie das Geburts- und Sterbejahr stehen in goldfarbener Inschrift unter den Namen der Eltern auf dem Gedenkstein. Einer der Hugo Eckardt näher kannte, war Stefan Jahn. Beide hatten sich während der Ausbildung kennengelernt. Jahrelang seien sie gemeinsam um die Häuser gezogen.

    "Servus, der Hugo" - plötzlich blieben die Anrufe aus

    "Erst waren wir im Ice, dann in der Rockfabrik, später kam das Slip von Rudi Schäble hinzu", erinnert sich der 60-Jährige an die Disco-Touren. "Das war eine schöne Zeit." Damals habe jeder den Hugo gekannt, ein eingefleischter Augsburger und ein Paradiesvogel zugleich. "Lieber die Nummer eins in Augschburg als a Null in L. A.", soll einer seiner Lieblingssätze gewesen sein. Jahn erzählt, wie er von dem Tod erfahren hatte. Plötzlich blieben die Anrufe aus.

    Alle zwei bis drei Wochen habe C.C. Dynamite regelmäßig bei ihm durchgeklingelt. "Servus, der Hugo", hieß es dann. "Das Gespräch war nach zehn Minuten wieder vorbei", meint Jahn. "Rufsch wieder an", habe er den Hugo dann gefragt. "Freilig", lautete die Antwort. "Den Hugo selbst konnte man nicht anrufen. Er hatte sein Telefon immer ausgesteckt, weil er seine Ruhe haben wollte. Er steckte es nur ein, wenn er anrufen wollte." Eckardt muss ein recht eigensinniger Mensch gewesen sein. Er sei nicht für jedermann zugänglich gewesen, habe eher für sich gelebt, heißt es. Im Café Viktor konnte man ihn häufig antreffen, wenn er sein "Getränk mit Obscht" bestellte - ein Weizen mit einem Orangen-Schnitzer. Vergangenes Jahr im Herbst wunderte sich Stefan Jahn, Hugo Eckardt hatte sich schon sechs Wochen lang nicht mehr gerührt. Er fuhr zu dem Wohnblock in der Innenstadt.

    Als niemand aufmachte, fragte er in einem Büro im Erdgeschoß nach. Der Herr Eckardt ist tot, sei ihm gesagt worden. "Es war ein Schock für mich", meint Jahn. Wer die Wohnung ausgeräumt hat, weiß er nicht. "Ich denke, ein Entrümpelungsunternehmen." Zwischen 8000 und 10.000 Schallplatten und rund 6000 CD's, so schätzt Jahn, habe Eckardt besessen. Auch die ein oder andere Rarität sei darunter gewesen. "Ich weiß nur, dass die Schätze nicht mehr da sind." Wie ihr Besitzer selbst. Was bleibt, sind viele Erinnerungen an Hugo Eckardt, zahlreiche Anekdoten. Und ein Grabstein - jetzt auch mit seinem Namen. Arno Loeb und Stefan Jahn haben darauf angestoßen - zusammen mit den Spendern, die sich am Wochenende zu einem Grab-Besuch trafen. Loeb und Jahn sind sich sicher: "Dem Hugo hätte das gefallen."

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