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Augsburg: Ein Jahr nach der Einigung: Wo steht Augsburg beim Fahrradverkehr?

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Ein Jahr nach der Einigung: Wo steht Augsburg beim Fahrradverkehr?

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    Mehr Fahrradabstellplätze, hier ein Bild vom Hauptbahnhof, waren eine der Forderungen des Fahrradbürgerbegehrens. Ein Jahr nach der Einigung zwischen Stadt und Initiatoren ist einiges geschehen, doch bei manchen Maßnahmen stockt es.
    Mehr Fahrradabstellplätze, hier ein Bild vom Hauptbahnhof, waren eine der Forderungen des Fahrradbürgerbegehrens. Ein Jahr nach der Einigung zwischen Stadt und Initiatoren ist einiges geschehen, doch bei manchen Maßnahmen stockt es. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Stadt will noch in diesem Jahr an einigen Hauptverkehrsstraßen die Situation für den Radverkehr verbessern. In der Stuttgarter Straße im Stadtteil Oberhausen läuft aktuell der Bau von Radwegen, in der Neusäßer Straße nahe der Uniklinik soll jeweils eine Autospur zugunsten eines Radwegs wegfallen, und in der Neuburger Straße in Lechhausen ist zwischen Schlössle und Brandstraße ein analoger Verkehrsversuch geplant. Vermutlich noch in den Sommerferien soll in der Hermanstraße am Königsplatz ein dreimonatiger Versuch mit einer Radspur beginnen, konkretisierte die Stadt auf Anfrage unserer Redaktion nun ihre Zeitplanungen. Das Vorhaben sorgt – angesichts der Umwege für den Autoverkehr – wie berichtet für Kontroversen.

    Bisher sind in Augsburg 80 von 500 Stellplätzen weggefallen

    Vor ziemlich genau einem Jahr hatte die Stadt sich vertraglich zu einem Maßnahmenpaket zur Förderung des Fahrradverkehrs verpflichtet. Die Initiatoren des Fahrrad-Bürgerbegehrens, das 15.500 Unterschriften gesammelt hatte, und Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) unterzeichneten nach zähen Verhandlungen einen Vertrag. Neben mehr Radwegen und Fahrradabstellplätzen ist unter anderem die Streichung von 500 Autostellplätzen im erweiterten Innenstadtbereich vorgesehen.

    80 öffentliche Stellplätze seien zwischen Januar 2021 und April 2022 weggefallen, rechnet Baureferent Gerd Merkle (CSU) in einer ersten Zwischenbilanz vor (vor allem in Herman-, Frölich- und Wertachstraße). Und auch ansonsten sei man weitergekommen: Umgesetzt wurde ein 30er-Limit in der Schertlin- und Pferseer Straße sowie in der Bahnunterführung Holzbachstraße. Die Schießstättenstraße am Wittelsbacher Park wird zur Fahrradstraße, die Stettenstraße bekommt einen Schutzstreifen. Merkle will am Donnerstag dem Bauausschuss des Stadtrats eine Lösung für den Radverkehr in der Bahnstraße (Göggingen) und am Mittleren Graben (zwischen Perlach- und Leonhardsberg) vorschlagen. Der Abschnitt ist eine Lücke auf Nord-Süd-Achse zwischen Rotem Tor und UPM.

    Radbegehren: Bei den großen Dingen geht nichts voran

    Bei den Initiatoren des Radbegehrens zieht man eine durchwachsene Bilanz. „Es gibt viele kleinere Maßnahmen, die vorangetrieben werden“, sagt Mitinitiator Arne Schäffler, Co-Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). „Aber bei den großen Dingen wie der Beruhigung der Karlstraße oder der Umgestaltung am Klinkertor werden wir in zwei Jahren wohl auch nicht schlauer sein als heute.“ Sauer stößt den Initiatoren auf, dass das Thema Stellplatzsatzung seit Weihnachten in der Warteschleife kreist.

    Wie berichtet, hatte die Stadtverwaltung vorgeschlagen, dass in neu gebauten Mehrfamilienhäusern nur noch 1,0 statt bisher 1,1 Stellplätze pro Wohnung gebaut werden müssen. Unter bestimmten Umständen, etwa bei einem Carsharing-Angebot in der Wohnanlage, kann der Schlüssel auf 0,8 und im Extremfall auf 0,5 Stellplätze pro Wohnung sinken. Im Gegenzug soll mehr Platz für Fahrräder und Lastenräder geschaffen werden. Zwischen den Koalitionspartnern CSU und Grünen krachte es aber wegen mehrerer Detailfragen. Seitdem bemüht man sich um Einigung hinter den Kulissen.

    Schäffler sagt, man denke angesichts der Verzögerung über eine Klage gegen die Stadt nach. Man hänge so an der Stellplatzthematik, so Schäffler, weil mehr Radwege und öffentliche Abstellplätze nicht genügen würden, um die angepeilten 25 Prozent Radanteil am Verkehrsgeschehen zu erreichen. „Das kann nur funktionieren, wenn der Platz für die Autos abnimmt. Das gilt für den Straßenraum, aber auch fürs Parken“, so Schäffler. Mit Stellplätzen in Wohnvierteln setze man an der Quelle an. Er verweist auch darauf, dass bei einer 1,0-Stellplatzregelung, auf die es in den meisten Fällen hinauslaufe, erst einmal Platz für Zweitautos wegfallen werde. Ob eine Klage Erfolg haben würde, ist aber offen - die Stadt hatte sich im Vertrag dazu verpflichtet, dem Stadtrat bis Ende 2021 einen Satzungsentwurf vorzulegen, was ja auch geschah. Inwieweit die Tatsache, dass nichts beschlossen wurde, angreifbar ist, müsse man noch prüfen, sagt auch Schäffler.

    „Mängelmelder“: Bisher rund 200 Meldungen pro Monat an die Stadt Augsburg

    Laut Stadt läuft zur Stellplatzsatzung noch die „politische Abstimmung zu einzelnen Details“. Ansonsten seien für viele Vorhaben Planungen im Gang, etwa für die Donauwörther Straße zwischen Wertachbrücke und Dieselstraße. Beim Radweg in der Bahnunterführung Holzbachstraße – vorgesehen ist hier das Einhängen eines balkonartigen Radwegs über dem Bach – stockten die Verhandlungen mit der Bahn.

    Zuletzt zog die Stadt auch eine Bilanz des „Mängelmelders“, bei dem Bürger und Bürgerinnen Probleme beim Radverkehr via App oder Internet an die Stadt melden können. Laut Tiefbauamt wurden im Mai 242, im Juni 192 Meldungen registriert. Es gehe vor allem um Straßenschäden oder Markierungen. Man versuche, den Bürgern und Bürgerinnen schnell eine Statusmeldung zukommen zu lassen, mitunter könne es aber etwas dauern. Allerdings bemerke man auch, dass es anfangs einen gewissen „Berg“ bei den Meldungen gegeben habe, deren Zahl inzwischen aber sinke.

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