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Augsburg: E-Scooter statt Autos: Neues Augsburger Stellplatz-Konzept erregt die Gemüter

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E-Scooter statt Autos: Neues Augsburger Stellplatz-Konzept erregt die Gemüter

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    In Augsburgs Innenstadt, wie hier am Ulrichsplatz, werden die Abstellplätze für E-Roller eingerichtet. Dafür entfallen Auto-Parkplätze.
    In Augsburgs Innenstadt, wie hier am Ulrichsplatz, werden die Abstellplätze für E-Roller eingerichtet. Dafür entfallen Auto-Parkplätze. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Kaum aus dem Osterurlaub zurück, hat sich Andreas Settele geärgert. Als seine Frau und er vor der Wohnung am Ulrichsplatz das Reisegepäck aus dem Auto laden wollten, waren vor der Haustür zwar Parkplätze frei. Doch die Anwohnenden durften dort plötzlich nicht mehr parken. Die Fläche ist künftig nur noch E-Scootern vorbehalten. Darauf weisen neue Straßenschilder hin. Und nicht nur dort: In der Innenstadt werden derzeit 29 neue Abstellzonen für E-Scooter eingerichtet. Dafür fallen, wie bereits berichtet, insgesamt 23 Auto-Parkplätze weg. Das neue Konzept gegen das wilde Abstellen von Rollern soll einerseits ein Problem beseitigen, sorgt andererseits aber für Diskussionen. 

    "Die Möglichkeiten für Anwohnerinnen und Anwohner, zu parken, werden in der Innenstadt immer weniger", moniert Innenstadtbewohner Settele. Er findet die Wahl der neuen E-Scooter-Parkzone am Ulrichsplatz – "da passen fünf Smart-Autos drauf" – mehr als unglücklich. "Warum werden dafür nicht Flächen verwendet, die ohnehin ungenutzt sind?", fragt er und verweist auf einen Teil des Gehwegs am Ulrichsplatz, der seiner Meinung nach mit einer Breite von nahezu zehn Metern auch Raum für eine E-Scooter-Zone biete. 

    Augsburger Gastronom über E-Scooter-Stellplätze: "Blödsinnige Idee"

    Dass die Umwandlung dieser Auto-Parkplätze auf die Anzahl der im Vertrag mit dem Aktionsbündnis "Fahrradstadt jetzt" umzuwandelnden Stellplätze angerechnet wird, ist für den Anwohner zudem nicht schlüssig. "Dabei geht es doch um Fahrräder und nicht um eine Tretroller-Vereinbarung." Auch Skender Quarri vom angrenzenden Café Europa kritisiert die Reduzierung des Anwohnerparkens. "Ich weiß nicht, wer immer auf diese blödsinnigen Ideen kommt." Bei der Stadtregierung allerdings verspricht man sich von den neuen E-Scooter-Zonen weniger Stolperfallen für Passantinnen und Passanten. Bislang wurden die Roller zum Teil kreuz und quer abgestellt.

    Der Bauausschuss hatte Ende März das neue Konzept einstimmig abgenickt. Demnach ist künftig in der City das Ausleihen und Abstellen der E-Scooter nur noch an den ausgewiesenen Abstellflächen möglich. Die Apps der drei Anbieter Lime, Voi und Bolt lassen es im Innenstadtbereich Nutzerinnen und Nutzern nur zu, dass sie sich in den ausgewiesenen Zonen ein- und ausloggen. Aber kann das so genau funktionieren? Denn noch werden E-Roller um diese Zonen herum geparkt. 

    Auf Anfrage heißt es aus dem Tiefbauamt, dass die Anbieter der E-Scooter im Moment die technische Umsetzung in den Apps vollziehen. Daher gebe es bislang in Augsburg noch keine Erfahrungswerte. Aus den Erfahrungen anderer Kommunen aber sei bekannt, dass es immer eine gewisse GPS-Ungenauigkeit gebe. "Zusätzlich zum GPS fordern bereits viele Anbieter ein Foto der Nutzenden, um die korrekte Abstellung des Scooters nachzuweisen."

    E-Scooter-Konzept in Augsburg bis Ende Mai komplett umgesetzt

    Ab Ende Mai soll das neue E-Scooter-Abstellkonzept umgesetzt sein. Nicht jeder in Augsburg begegnet ihm mit Skepsis. Wie Einzelhändler Faik Serdar etwa. Er hat vor seinem Geschäft "Viktualien Feinkost" in der Bäckergasse nun zwei Auto-Parkplätze weniger, dafür aber eine Zone für E-Scooter. "Ich denke, das hat Vor- und Nachteile. Wir haben auch einige jüngere Kunden, die mit dem E-Scooter kommen – und die Fläche wird auch schon genutzt." Andreas Settele und Gastronom Skender Quarri hingegen machen am Ulrichsplatz andere Beobachtungen. Bislang, sagen sie, parkten die meisten E-Roller nicht auf dem neuen ausgewiesenen Platz, sondern darum herum. Insgesamt müsse sich das wahrscheinlich erst einspielen, meint Einzelhändler Bernd Heydel aus der Bäckergasse. "Wenn das neue Konzept der Ordnung dient, ist es doch okay. Da sollte man liberal sein." 

    Während Anwohnende übrigens meist nur mit einem kostenpflichtigen Anwohnerausweis in der Innenstadt parken dürfen, müssen die drei E-Scooter-Anbieter nicht für die Abstellflächen zahlen. "Das Abstellen von E-Scootern ist grundsätzlich, wie auch das Abstellen von Fahrrädern, unter den sogenannten Gemeingebrauch zu subsumieren", informiert das Tiefbauamt.

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