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Augsburg: Durch Wassermangel im Lech und Kanu-WM sind die Stadtkanäle auf Tiefstand

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Durch Wassermangel im Lech und Kanu-WM sind die Stadtkanäle auf Tiefstand

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    Das Wasser im Herrenbach reicht den meisten Badegästen gerade einmal zur Brust. Im System der Lech-Kanäle herrscht Tiefstand.
    Das Wasser im Herrenbach reicht den meisten Badegästen gerade einmal zur Brust. Im System der Lech-Kanäle herrscht Tiefstand. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Badegäste im Herrenbach am Mittwochvormittag tun sich ein wenig schwer: Die Strömung, die einen sonst beim Baden sanft durchs Textilviertel trägt, ist kaum vorhanden. Und das Schwimmen könne man sich eigentlich fast schenken, weil das Wasser gerade mal zur Brust reicht, demonstrieren die Badegäste. Im 77 Kilometer langen System aus Lech-Kanälen, das die Stadt durchzieht, herrscht aktuell Tiefstand. Die Badestellen am Proviantbach, am Damaschkeplatz im Spickel und im Fribbe seien noch nutzbar, sagt die Stadt. Doch Schwimmen ist nur noch gerade so möglich. "Auf Kopfsprünge in die Kanäle sollte man immer verzichten, momentan aber ganz besonders", sagt Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU).

    Das improvisierte Wehr am Stadtbach/Jugendstrecke neben der Olympiastrecke.
    Das improvisierte Wehr am Stadtbach/Jugendstrecke neben der Olympiastrecke. Foto: Silvio Wyszengrad

    Kaum Wasser in Kanälen: Durch Trockenheit hat der Lech Niedrigwasser

    Dass das Wasser aktuell recht niedrig steht, hängt mit dem Niedrigwasser im Lech und mit der anstehenden Kanu-WM am Eiskanal zusammen. "In den 20 Jahren, die ich bei der Stadt bin, habe ich so wenig Wasser im Lech noch nie erlebt", sagt Markus Haller, der im Tiefbauamt für die Flusskanäle zuständig ist. Am Hochablass kommen aktuell 25.000 Liter Lechwasser pro Sekunde an. Der Mittelwert im Sommer liegt beim Haunstetter Pegel sonst bei 100.000 Litern pro Sekunde.

    Grund für den Tiefstand ist die Trockenheit der vergangenen Wochen. Auch der Forggensee im Ostallgäu als Speicher hat nur eine kleine Reserve über dem Sommer-Mindeststand. Die Folge: Schon seit Wochen gibt es weniger Wasser in den Kanälen. Seit der Nacht auf Mittwoch sind nochmals einige Zentimeter weniger. Grund dafür ist die Kanu-WM.

    Denn die Olympiastrecke und das städtische Kanalsystem werden über Lechwasser gespeist, das hauptsächlich am Hochablass ausgeleitet wird (hinzu kommt noch der Lochbach, der an der Lechstaustufe 22 abzweigt). Wenn genug Wasser da ist, kann man am Hochablass aus dem Vollen schöpfen: 10.000 Liter pro Sekunde benötigt die Kanu-Strecke, ins städtische Kanalsystem werden über den parallel laufenden Hauptstadtbach und den Neubach weitere 14.000 Liter abgeleitet. Der Rest bleibt für den Lech. Aktuell gehen nur noch rund 3000 Liter pro Sekunde über das Hochablasswehr in den Lech - weniger geht nicht. Die übrigen 22.000 Liter fließen in die Kanäle. Im Flussbett unterhalb des Wehrs herrscht kaum noch Strömung. Immerhin: 700 Meter weiter flussabwärts rauschen die 10.000 Liter aus der Kanustrecke wieder zurück in den Fluss.

    Durch Niedrigwasser blieb die Augsburger Olympiastrecke trocken

    Zuletzt sorgte das Niedrigwasser dafür, dass die Olympiastrecke trocken blieb, und das eine gute Woche vor der Kanu-WM. Denn die ganze Anlage ist so ausgelegt, dass nur dann Wasser auf die Kanustrecke geht, wenn die restlichen Bäche voll sind. "Innerhalb einer Stunde lässt sich das nicht umstellen", sagt Haller, der in den vergangenen Tagen eine Lösung mit einer kleinen improvisierten Staumauer im Stadtbach entwickelte. Der Rückstau sorgt dafür, dass die Kanustrecke genug Wasser bekommt. Die städtischen Kanäle werden über den Neubach, an dem das historische Wasserwerk der Stadtwerke liegt, gespeist. Sie bekommen in der Summe etwas weniger Wasser ab als zuletzt.

    Oberbürgermeisterin Weber betonte am Mittwoch, dass die ökologischen Aspekte Vorrang vor der Durchführung der Kanu-WM gehabt hätten. Man habe sich das Thema Nachhaltigkeit bei der WM von Anfang an auf die Fahnen geschrieben. "Wenn der Natur ein markanter Schaden entstehen würde, dafür, dass wir zehn Tage Trainingsläufe und die Kanu-WM ermöglichen, käme diese Lösung nicht infrage", so Weber. Man habe sich mit Fischereiverbänden eng abgestimmt.

    Ein Blick aus der Luft: Oben links ist der Hochablass zu erkennen, am rechten Ufer windet sich die Olympia-Kanustrecke entlang, bis sie 700 Meter weiter wieder in den Lech mündet.
    Ein Blick aus der Luft: Oben links ist der Hochablass zu erkennen, am rechten Ufer windet sich die Olympia-Kanustrecke entlang, bis sie 700 Meter weiter wieder in den Lech mündet. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Ein Ablass der Kanäle mit nur sehr wenig Restwasser, wie er einmal im Jahr für Revisionsarbeiten stattfindet, komme auch als Notnagel nicht in Frage. Angesichts der hohen Temperaturen wäre das für die Fische kritisch. Weber kündigte an, dass man die Kanäle und den Lech ab sofort genau im Blick haben werde. Mit den Kraftwerksbetreibern und den Fabriken an den Kanälen sei das aktuelle Vorgehen besprochen.

    Fließt weniger Wasser, dann wackelt die Kanu-WM in Augsburg

    Sollte in den kommenden Tagen noch weniger Wasser im Lech fließen als aktuell, bekomme man womöglich ein Problem mit der Kanu-WM, so Weber. Viel mehr Möglichkeiten als das, was man jetzt tue, gebe es nicht. Eine Garantie für die WM könne man nicht aussprechen, auch wenn man hoffe, dass sie stattfinden kann.

    Seit Mittwochnachmitag läuft das Traininig auf dem Eiskanal wieder, nachdem die Stadt die Strecke am Dienstag zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen trockengelegt hatte. Aktuell habe im Vordergrund gestanden, schnell eine ökologisch vertretbare Lösung für die Kanu-WM hinzubekommen, so Weber. "Wir werden uns künftig aber wohl öfter damit beschäftigen müssen, dass es Situationen gibt, in denen zu wenig Wasser im Lech ist." Für diese müsse man sich ein Vorgehen überlegen.

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