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Augsburg: Drei Jahre Corona: Diese Spuren hat die Pandemie in Augsburg hinterlassen

Während der Marthin-Luther-Platz dank der Corona-Maßnahmen vor zwei Jahren wie leer gefegt war, nutzten am Mittwoch viele Menschen das frühlingshafte Wetter für einen Stadtbummel.
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Drei Jahre Corona: Diese Spuren hat die Pandemie in Augsburg hinterlassen

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    Vor drei Jahren hatte die Pandemie Augsburg fest im Griff: Schulen und Kitas waren geschlossen, man durfte die Wohnung nur noch mit triftigem Grund verlassen, wozu immerhin auch Bewegung an der frischen Luft zählte. Die Innenstadt war damals verwaist, weil die Geschäfte geschlossen hatten. Und drei Jahre später? Manche Dinge sind wieder wie vorher, andere haben sich dauerhaft geändert. Wir werfen einen Blick darauf, was Corona in

    Gastronomie "Für Gäste ist Corona nahezu vergessen"

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    Nikos Mparkas hat langjährige Erfahrung in der Gastronomie. Der griechische Wirt ist seit 18 Jahren in der Altstadt tätig. Wenn er über die Pandemie spricht, unterscheidet er: "Für Gäste ist Corona nahezu vergessen. Sie vergnügen sich wie vor der Pandemie." Teils sei die Freude über einen Gaststättenbesuch sogar ausgeprägter. Für Gastronomen hingegen, sagt hat die Auswirkungen von Corona unmittelbar erlebt. Bis September 2020 saß er mit einer griechischen Taverne im Hunoldsgraben. Die Familie beschloss, den Standort zu wechseln. Es dauerte mehrere Monate bis zur Eröffnung des neuen Lokals im Mittleren Lech. Mparkas ist der Gastronomie treu geblieben - andere Wirte und Lokale haben hingegen aufgegeben.

    Dieses Aus wird oft damit begründet, dass es in der Gastronomie immer schwieriger wird, genügend Personal zu finden. Viele Arbeitskräfte sind während der Pandemie abgewandert. Aus der Branche heißt es, dass Arbeitszeiten ebenfalls ein Grund seien, warum das Interesse an einem Job in der Gastronomie sinkt. Andererseits: Gute Kräfte können mittlerweile weit mehr pokern als früher. Sie sind gefragt. Aus Personalnot haben viele Lokale ihre Öffnungszeiten reduziert. Es sieht nicht danach aus, dass sich daran so schnell etwas ändert. Nikos Mparkas hat Glück, wie er sagt: "Ich arbeite mit vergleichsweise wenigen Aushilfen, das funktioniert." 

    Adriane und Nikos Mparkas vor ihrem Lokal in der Altstadt.
    Adriane und Nikos Mparkas vor ihrem Lokal in der Altstadt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Bei einer weiteren Entwicklung, die durch die Pandemie ausgelöst wurde, zieht der griechische Wirt nicht mehr mit. Bei ihm ist keine Online-Reservierung möglich. Andere Lokale haben hingegen ihr Reservierungssystem ausgebaut. Dies hängt damit zusammen, dass auch mehr Menschen ihr Essen bestellen und es selbst abholen oder liefern lassen. So wie es in der Pandemie sehr oft der Fall gewesen ist. 

    HandelBestehende Trends massiv beschleunigt

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    "Corona hat aus unserer Sicht wenig Neues angestoßen, jedoch bestehende Trends teils massiv beschleunigt", so Andreas Gärtner, Chef des Schwäbischen Einzelhandelsverbands. So seien unter anderem die digitale Kommunikation, aber auch der Verkauf über Plattformen und über kurzfristig eingerichtete Onlineshops in Zeiten des Lockdowns überlebenswichtig geworden. Die Umsätze in diesem Bereich seien in den Jahren 2020 und 2021 im Vergleich zu den Vorjahren in einigen Branchen "geradezu explodiert". 

    Viele der getroffenen Maßnahmen seien heute fester Bestandteil in den Unternehmenskonzepten. Click & Collect habe sich in vielen Branchen etabliert und verschiedene Augsburger Geschäfte setzen ihre Aktivitäten auf Social Media Plattformen oder Apps fort. Unter anderem posten das Modegeschäft Kaufrausch oder auch Kokett-Dessous nach wie vor regelmäßig neue Modetrends in den sozialen Medien. Private Beratungsgespräche, die während Corona verstärkt eingeführt worden sind, um Abstände zu wahren und die Anzahl der Kundinnen und Kunden im Laden zu begrenzen, werden heute als "Private Shopping-Erlebnis" weiter angeboten. Unter anderem beim Modehaus Jung. 

    Corona hat das Einkaufsverhalten der Menschen beeinflusst. Auch in Augsburg.
    Corona hat das Einkaufsverhalten der Menschen beeinflusst. Auch in Augsburg. Foto: Annette Zoepf

    Allerdings liege die Besucherfrequenz in der Innenstadt teils noch deutlich hinter den Vor-Corona-Zeiten, so Gärtner. Vor allem am Wochenende kämen die Menschen, was wohl auf die Veränderungen in der Arbeitswelt durch verstärktes Homeoffice zurückführen sei. Dazu sei der Kundenanspruch an die Beratungs- und Aufenthaltsqualität in den Geschäften gestiegen. "Der Kunde kauft im Nonfoodbereich weniger, gezielter, dafür aber höherwertiger und nachhaltiger." Die Qualität sei wichtiger als der Preis. Hier könne der stationäre Handel weiter punkten. Die wichtigste Erkenntnis aus der Pandemie sei daher: "Der stationäre Handel lebt und hat seine Berechtigung."

    KrankenhäuserSie spüren noch immer die Auswirkungen

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    Am unmittelbarsten wurde der Kampf gegen das Virus in den internistischen Intensivstationen ausgetragen, aber auch alle anderen Abteilungen spüren bis heute auf die eine oder andere Weise Auswirkungen - von der Notaufnahme über die Neurologie bis hin zur Kinderklinik. Vor allem hat sich der Pflegenotstand verschärft: Manche Vollzeitkräfte haben sich innerhalb der Häuser andere Stellen gesucht, manche haben den Beruf wegen der Belastung ganz verlassen, um sich etwa einem Studium oder der Familienplanung zu widmen. Die einen reduzieren ihre Arbeitszeit, die anderen melden sich länger krank als üblich, wiederum andere wechseln, um über Zeitarbeitsfirmen mehr Geld zu verdienen. Bis heute können deshalb Betten nicht betrieben werden. Für Unmut sorgte zudem, dass der Corona-Pflegebonus nicht für alle, sondern nach Abteilung unterschiedlich ausgezahlt wurde.

    Zu Pandemie-Hochphasen wurden am Uniklinikum Augsburg (UKA) die schwersten Covid-Fälle behandelt. Wie ist die Lage dort ein Jahr danach?
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    Ende 2021 war die Corona-Intensivstation am Uniklinikum Augsburg (UKA) am Anschlag. Wir haben uns dort ein Jahr später erneut umgesehen.

    All das blieb nicht ohne Folgen für die Patientinnen und Patienten. Etliche elektive Behandlungen fielen aus oder verschoben sich langfristig, die Bugwelle ist dem Vernehmen nach bis heute nicht abgearbeitet. Auch vermieden es nach Einschätzung von Augsburger Kliniken viele Kranke aus Sorge vor einer Infektion über Monate hinweg, zum Arzt oder zur Ärztin zu gehen. Manche Krankheiten hätten sich so im Lauf der Zeit verschlimmert und seien nun schwerer in den Griff zu bekommen. Spuren hinterließen auch die strikten Regeln in vielen Häusern, die teils verhinderten, dass Menschen von sterbenden Angehörigen Abschied nehmen konnten.

    Hat die Pandemie in all dem auch Positives bewirkt? Ja, wenn auch nur wenig. Von Augsburger Kliniken heißt es, man erhalte mehr Zuspruch, Wertschätzung und öffentliche Aufmerksamkeit, etwa mit Blick auf die nahende Krankenhausreform. Außerdem seien bürokratische Hürden abgebaut worden - etwa bei dringenden Investitionsvorhaben oder auch bei der Fachweiterbildung zur Intensivpflegekraft.

    HochschulenPräsenzveranstaltungen sind und bleiben wichtig

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    Corona hat die Lehre und das Lernen an der Uni und Hochschule Augsburg stark verändert. "Die Pandemie war ein Katalysator für die Einführung von digitalen Lehr- und Lernmethoden", sagt Hochschulsprecher Tobias Kolb. Lehrende haben im Lockdown an der Hochschule viele digitale Werkzeuge eingesetzt, als die Studierenden nicht mehr auf den Campus durften und von zu Hause aus Vorlesungen und Seminare absolvieren mussten. Diese digitalen Werkzeuge sind nun Routine geworden: Dozenten kombinieren etwa die Lernplattform Moodle mit Zoom und Miro. Prüfungen werden stärker digital gestaltet. Der Freistaat hat dafür den entsprechenden rechtlichen Rahmen geschaffen. 

    Für Studierende sind diese Lernformen eine Selbstverständlichkeit geworden. Sie sind durch die Pandemie in eine digitale Lehr- und Lernwelt hineingewachsen und möchten die Vorzüge weiterhin nutzen, etwa um den Stoff besser und umfassender aufzuarbeiten. Digitalisierung mache zum einen das Studieren spannender und bilde die notwendigen Kompetenzen der Zukunft besser ab, sagt Kolb. Zum anderen - und auch das ist wichtig - werden Studienangebote dadurch flexibler. Die Lebensstile werden immer komplexer. Die digitalen Methoden helfen, Studium und Lebenswelt besser zu vernetzen. 

    Das heißt aber nicht, dass sich die Präsenz an der Hochschule abgeschafft hat. "Der Diskurs, der Austausch zu komplexen Themen, das gemeinsame Lehren- und Lernen und auch Forschen lassen sich nicht komplett digitalisieren", sagt Kolb, sie fordern ein persönliches Miteinander. Wie wichtig das Miteinander ist, zeigt übrigens auch der unterhaltsame Teil des Campuslebens. Zuletzt lagen während Corona bei immer mehr Studentinnen und Studenten die Nerven blank, Einsamkeit und Depressionen nahmen zu. Jetzt klappt es wieder mit dem Sozialkontakt. Veranstaltungen wie das Hochschul-Kino, Campus-Treffen und Campus-Partys haben die Frequenz wie vor der Pandemie erreicht. 

    Schulen"Prozess der Digitalisierung um drei bis fünf Jahre beschleunigt."

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    Die Augsburger Schulen haben durch die Corona-Pandemie im Digitalbereich "einen großen Schritt nach vorne gemacht", sagt Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) rückblickend. Als Sachaufwandsträger ist die Stadt für 70 öffentliche Schulen im Stadtgebiet und 120 Schulgebäude zuständig. Während beim abrupten Umstieg auf Homeschooling in der ersten Phase der Pandemie nicht alle auf demselben Niveau mitgenommen werden konnten, Lieferzeiten aufgrund der hohen Nachfrage oft lange ausfielen, fällt die Bilanz des Bildungsreferats nach drei Jahren nun positiv aus. Rund 90 Prozent der Schulen seien technisch in den vergangenen Jahren auf einen guten digitalen Stand gebracht worden. Wild: "Durch die Corona-Pandemie wurde der Prozess der Digitalisierung von Schulen sicherlich um drei bis fünf Jahre beschleunigt."

    Zahlreiche Geräte konnten angeschafft werden. Neben Schülerleihgeräten, von denen 2020 kurzerhand rund 3600 Stück gekauft wurden, sind die Schulen auch mit LTE-Routern, Datensticks, Webcams und Dokumentenkameras versorgt worden. Neben kommunalen Mitteln konnte auch vermehrt auf Fördertöpfe des Bundes und des Landes zurückgegriffen werden. Wild betont, dass nun flächendeckend auf Glasfaseranschlüsse - das schnelle Internet - zurückgegriffen werden könne. Dafür wurden 800.000 Euro über ein Förderprogramm investiert und 655.700 Euro über Eigenmittel. In die digitale Schulhausvernetzung samt WLAN wurden 12,5 Millionen Euro investiert (1,25 Millionen Euro über Eigenmittel).

    Doch damit dürfe es nun nicht genug sein, so Wild. Gerade die digitale Ausrüstung ist dem ständigen Fortschritt und technischem Wandel unterlegen. Das Tempo der Digitalisierung müsse deshalb weiterhin hochgehalten werden und die Förderprogramme des Freistaates und des Bundes fortgeführt werden, da die Bildungschancen der Schülerinnen und Schülern nicht von den finanziellen Möglichkeiten einer Kommune abhängig sein dürften, so die Bürgermeisterin. 

    NahverkehrWährend Corona haben sich die Fahrgäste andere Lösungen gesucht

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    In den Hochphasen der Pandemie fuhren Busse und Straßenbahnen häufig quasi leer - ganz erholt hat sich der Nahverkehr von diesem Einschnitt bis heute nicht. Die Stadtwerke gehen aktuell von 85 Prozent der Fahrgastzahlen vor der Pandemie aus. Auch im gesamten Verkehrsverbund AVV spricht man von deutlich weniger Fahrgästen, was mit Einnahmeausfällen einhergeht. Eine Rückkehr zum Fünf-Minuten-Takt bei den Augsburger Straßenbahnen ist aktuell nicht absehbar. Das würde das Defizit im Nahverkehr vergrößern, zudem haben die Stadtwerke mit Personalmangel zu kämpfen, was zuletzt weitere Einschnitte mit sich brachte. 

    Die Perspektive? "Während Corona haben sich Fahrgäste auch andere Arten der Mobilität gesucht, wie etwa das Fahrrad oder Fahrgemeinschaften. Und auch Homeoffice dürfte eine große Rolle spielen, dass sich das Mobilitätsverhalten mit dem Lockdown zu Beginn sehr rasch und dann auch während der zweieinhalb Jahre mit Corona-Einschränkungen im Nahverkehr geändert hat. Das Mobilitätsverhalten ändert sich nicht von heute auf morgen zurück", so Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg. Die Stadtwerke verweisen darauf, auch andere Lösungen wie Carsharing, Leihrad und Ridesharing zu bieten, um differenzierten Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Wichtig, so Stadtwerke und AVV, sei, die Hürden für die Nutzung des Nahverkehrs zu senken, etwa mit der Best-Price-App der Stadtwerke. Das sei wichtig, so AVV-Sprecherin Irene Goßner, um auch mehr Fahrgäste im Freizeitverkehr zu gewinnen. 

    Zudem hoffen die Nahverkehrsbetreiber auf das 49-Euro-Ticket. Auf die Schnelle seien wohl keine Wunder zu erwarten, es gebe aber die Chance auf eine dauerhafte (Wieder-)Gewinnung von Fahrgästen. "Zunächst werden sicherlich diejenigen, die schon ein Abo haben, dieses in ein Deutschlandticket tauschen. Aber auch beim

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