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Augsburg: Diese Szenarien für das alte Bahngelände diskutieren Investoren und Stadt

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Diese Szenarien für das alte Bahngelände diskutieren Investoren und Stadt

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    Einige halb verfallene Baudenkmäler auf dem alten Bahngelände an der Firnhaberstraße erinnern an die Vergangenheit und sind auch ein Thema für die Zukunft.
    Einige halb verfallene Baudenkmäler auf dem alten Bahngelände an der Firnhaberstraße erinnern an die Vergangenheit und sind auch ein Thema für die Zukunft. Foto: Silvio Wyszengrad

    Noch liegt das alte Bahngelände zwischen der Augsburger Messe und dem historischen Bahnpark brach. Doch nun laufen sich Investoren und die städtische Bauverwaltung warm, um auf dem großen Areal gemeinsam Zukunft zu gestalten. Es geht um die Frage, was auf den innenstadtnahen Flächen entstehen kann: Wohnen, Gewerbe oder noch etwas ganz anderes? Es gibt erste Visionen und Gespräche, aber auch komplexe Probleme. Eine Hürde ist offenbar fast geschafft.

    Die Grundstücke südlich des Bahnparks wurden vor Jahren von der Bahn aufgegeben und verkauft. Sie gingen durch mehrere Hände. Aktuell möchte die bundesweit tätige Gerchgroup das Areal entwickeln, in einer Entwicklungsgesellschaft mit der Firma Solidas. Ein juristisches Hindernis muss noch aus dem Weg geräumt werden. Das ist jetzt in Arbeit. Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) stellte bereits einen Teil des Areals von Eisenbahnbetriebszwecken frei - entgegen dem erklärten Willen der Stadt Augsburg. Die wollte bislang, dass dort Flächen für "bahnaffines Gewerbe" vorgehalten werden, etwa, um Züge abzustellen und zu warten. Die Entscheidung des Bundesamtes galt als ein wichtiger Schritt, um den Weg für neue Nutzungen freizumachen. 

    Gerchgroup ermittelt Grundlagen für Augsburger Bahngelände

    Nun will die Gerchgroup das Entwicklungsgebiet noch einmal vergrößern. Es geht um weitere Grundstücke in Richtung Bahnpark. Auch dort wurde eine Entwidmung beantragt. Die jeweiligen Verfahren laufen beim Eisenbahnbundesamt (EBA) und bei der Regierung von Oberbayern. Beim EBA befindet sich ein Antrag für die Fläche im Bereich südlich der beiden Drehscheiben bis auf Höhe der Einmündung der Kollmannstraße in die Firnhaberstraße noch in Bearbeitung. Der Regierung von Oberbayern liegen zwei Freistellungsanträge vor, die Flächen auf dem Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks an der Firnhaberstraße betreffen. Dort hatten zuletzt die Bahnpark Augsburg und die Bahnbetriebsgesellschaft Stauden (BBG Stauden) einen Eisenbahnbetrieb. Im Fall des Areals mit Rundhaus und Drehscheibe (BBG Stauden) habe die Regierung von Oberbayern dem Freistellungsantrag inzwischen entsprochen, so ein Sprecher. Für das Gelände der ehemaligen „Lufthalle“ (Bahnpark Augsburg) sei noch keine Entscheidung erfolgt. Sollten alle Anträge Erfolg haben, wäre wohl ein Areal von etwa 8,7 Hektar frei für neue Nutzungen. 

    Bei der Gerchgroup hat man große Erwartungen an das Projekt: "Unser Grundstück an der Firnhaberstraße bietet ein enormes Potenzial für eine innovative und nachhaltige Quartiersentwicklung, so wie wir sie vergleichbar auch in anderen Städten planen", sagt Vorstand Alexander Pauls. Um ein solches Areal attraktiv zu gestalten, sehe das Unternehmen immer eine breite Mischung der Nutzungsarten vor. Auch Themen wie Energieeffizienz, Mobilität oder die Nutzung von identitätsstiftenden Bestandsbauten seien zentrale Bausteine.

    Neuer Baureferent Kercher sieht Potenzial für nachhaltige Stadtentwicklung

    Pauls sagt weiter, aktuell sei man in einer Art Grundlagenermittlung. Teils sehr komplexe Rahmenbedingungen des Areals müssten analysiert und gelöst werden. Erst danach könne man in eine konkrete Planung einsteigen. Aus seiner Sicht lässt sich bereits absehen, "dass das Areal ein bisher in der öffentlichen Wahrnehmung ungeahntes Potenzial aufweist und einen großen Mehrwert für die Stadt Augsburg bieten kann". 

    Augsburgs früherer Baureferent Gerd Merkle stand einer Entwicklung des alten Bahnareals kritisch gegenüber. Er verwies vor allem auf Probleme wie Verkehrserschließung, Denkmalschutz bestehender Altbauten, Naturschutz, Immissionsschutz und Altlasten. Was sagt der neue Baureferent Steffen Kercher? "Sofern die Fläche für den Bahnbetrieb tatsächlich dauerhaft nicht mehr benötigt wird, stellt das Areal durchaus ein Potenzial der nachhaltigen und klimagerechten Stadtentwicklung dar – gerade auch für notwendigen Wohnungsbau durch die sinnvolle Wiedernutzung von brachgefallenen Flächen." Kercher spricht auch von einem wertvollen, denkmalgeschützten Gebäudebestand und Reminiszenzen aus der ehemaligen Bahnnutzung, die der Entwicklung eine eigene Identität geben könnten. Wichtig sei, dass auch der Stadtteil Hochfeld von der Entwicklung profitieren kann – beispielsweise mit einer besseren Ausstattung an Kindertageseinrichtungen, öffentlichen Freiflächen, Gastronomie oder Arbeitsplätzen vor Ort. 

    Aktuell werden zwischen dem Stadtplanungsamt und der privaten Projektentwicklerin verschiedene Szenarien hinsichtlich einer gemischten Nutzung diskutiert. Ziel sei es insbesondere, "ein gemeinsames Verständnis" von Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Areal zu gewinnen - etwa auch bei denkmalpflegerischen, naturschutzfachlichen, verkehrlichen und weiteren Belangen - und diese in einem Konzept darzustellen, so Kercher. Die Ergebnisse will die Verwaltung im Laufe dieses Jahres den politischen Gremien vorstellen. Vor weiteren Schritten sei eine Grundsatzentscheidung im Stadtrat nötig. Eine Voraussetzung für weitere Verfahrensschritte werde sein, dass die Flächen komplett von Eisenbahnbetriebszwecken freigestellt werden können.

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