So ganz verschwunden ist er nicht, der Grund-Geruch einer jeden Bar. Doch an diesem Vormittag mischt sich in die Luft, die das Thing füllt, die Frische von Putzmittel. Wo im Innenraum normalerweise Gäste sitzen, sind Handwerkskoffer aufgeklappt. Im Gang harrt ein Staubsauger seiner Verwendung, gegen die Wand lehnt eine Klappleiter. Es sind die Zeugen der letzten Vorbereitungen. Am Donnerstag sperrt das
Thing, Bauerntanz, Zeughaus: Gastronomie in Augsburg öffnet wieder
Seit 2014 leitet Keilen mit seiner Frau Alexandra das Thing, seit Beginn der Pandemie schlossen sie dreimal. Zweimal unfreiwillig, Ende November 2021 aus eigenem Entschluss. Warum? "Ganz klar: die Sperrstunde um 22 Uhr", sagt Keilen. "Viele kommen zwar auch zum Essen, im Kern sind wir aber eine Bar. Wer etwas trinken geht, will nicht kurz darauf wieder nach Hause. Das hätte sich nicht gelohnt." Die Pause nutzte Keilen für kleine Auffrischarbeiten - und persönlich auch "zum Durchschnaufen", wie er sagt. Die fünf Festangestellten gingen in Kurzarbeit. Die knapp zehn 450-Euro-Jobber mussten sich anderweitig umsehen - und fanden häufig in Schnelltest-Stationen eine passende und lukrative Alternative. Kommen sie jetzt, da die Sperrstunde gefallen ist und der Neustart bevorsteht, zurück? "Ja, Gott sei Dank", sagt Keilen. "Stand jetzt können wir alle wieder einplanen. Das ist keine Selbstverständlichkeit."
![Aus dem Striese wird 2021 das Emmis in der Kirchgasse in Augsburg. Das Pächterpaar Jennifer und Götz Möglinger bietet bereits an zwei Standortten in München vegane Küche an. Aus dem Striese wird 2021 das Emmis in der Kirchgasse in Augsburg. Das Pächterpaar Jennifer und Götz Möglinger bietet bereits an zwei Standortten in München vegane Küche an.](https://images.mgpd.de/img/100191335/crop/c1_1-w100/1473701159/708278383/lokal.jpg)
Diese Einschätzung bestätigt sich, wenn man sich unter anderen Augsburger Gastronominnen und Gastronomen umhört. War es schon vor der Pandemie schwierig, Personal zu finden, hat sich die Lage inzwischen verschärft. "Die Suche ist brutal", sagt etwa Fatmir Seferi. Seine Zeughaus-Stuben öffnen am 16. März wieder, sie waren wegen Corona seit Anfang Dezember geschlossen. Eine der größten Herausforderungen, die mit dem Neustart verbunden ist, ist die Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. "Es meldet sich kaum jemand", so Seferi. Vielen sei die Gastronomie zu unsicher geworden. Sie müssten Mieten und Raten bezahlen, heißt es oft in Bewerbungsgesprächen. Und davon führt Seferis Team derzeit einige. Denn auch im Capitol, das derzeit umgebaut und als sollen Ende April oder Anfang Mai wieder Speisen und Getränke serviert werden. "Das hängt davon ab, wie lange die Bauarbeiten im Erdgeschoss andauern. Die Küche wird komplett erneuert", berichtet der Inhaber. Über die Neukonzeption will er jetzt noch nichts sagen. Mit Eröffnung der Gastronomie werde der Testbetrieb eingestellt.
Nach Corona-Pause: Restaurants und Bars in Augsburg erhöhen Preise
Grundsätzlich, so Seferi, hätten die vergangenen Wochen viele Gastronomie-Betriebe ins Mark getroffen - vor allem jene, die auch auf das Winter-Geschäft angewiesen sind. "Alle Weihnachtsfeiern wurden abgesagt. Die Einschränkung auf 2G und die verkürzten Öffnungszeiten haben auch viele Besucher gekostet", so Seferi. Planung sei nahezu unmöglich geworden. Habe man viel in der Küche eingekauft und vorbereitet, sei am Ende viel weggeworfen worden. Nun hoffe er, dass die Besucherzahlen mit dem Wegfall der Corona-Beschränkungen wieder steigen würden.
Da einige Bars erst allmählich öffnen und Clubs weiter geschlossen bleiben, war der Andrang im Nachtleben zuletzt umso höher. Wer etwa am vergangenen Wochenende eine der Bars in der Bäckergasse betrat und nicht reserviert hatte, wurde unter anderem mit einem "Keine Chance, wir sind voll - sorry" begrüßt und verabschiedet. Nun, mit den zunehmenden Öffnungen, dürfte sich die Lage etwas entspannen - auch in Restaurants und Cafés. Nach mal kürzeren, mal längeren Pausen haben zuletzt unter anderem Bauerntanz, Drei Königinnen oder das Café Bohème wieder aufgesperrt. Teilweise sind die Preise nach der Corona-Pause etwas höher als davor. Die Betreiberinnen und Betreiber begründen dies unter anderem mit gestiegenen Anschaffungs-, Personal- und Energiekosten - und vertrauen darauf, dass sich die Kundschaft von den gestiegenen Preisen nicht abschrecken lässt.
"Umstände schwierig": Personalprobleme haben sich verschärft
Trotz der inzwischen deutlich verbesserten Rahmenbedingungen mischen sich in die allgemeine Aufbruchstimmung teils auch Sorgen. "Die Umstände sind weiter schwierig", sagt Helmut Hengelmann, Betreiber des Kappeneck. Die vergangenen beiden Jahre hätten enorm Kraft und Substanz gekostet. "Um Aufbruchstimmung zu generieren, brauche ich dauerhaft ein positives Signal. "Wer aber nur auf den nächsten Herbst blicke, bei dem gegenwärtig niemand genau sagen könne, wohin die Reise geht, für den sei es schwer, zuversichtlich zu sein. Abgesehen von einer quarantänebedingten einwöchigen Unterbrechung zuletzt sei das