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Augsburg: Die Zirkusfamilie Frank hofft auf einen Neuanfang

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Die Zirkusfamilie Frank hofft auf einen Neuanfang

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    Remo Frank (Mitte) und seine Mutter Bianca hoffen, dass es bald aufwärts geht mit ihrem Familienbetrieb. Die Geschwister Dana und Roberto (rechts) sind in ihre Trolle-Kostüme geschlüpft.
    Remo Frank (Mitte) und seine Mutter Bianca hoffen, dass es bald aufwärts geht mit ihrem Familienbetrieb. Die Geschwister Dana und Roberto (rechts) sind in ihre Trolle-Kostüme geschlüpft. Foto: Bernd Hohlen

    Der Fuhrpark mit seinen quietschgelben Lastwagen sticht Passanten und Vorbeifahrenden schon von Weitem ins Auge. Seit fast drei Monaten campiert die Zirkusfamilie Frank auf dem großen Parkplatz des ehemaligen Ledvance-Areals an der Berliner Allee – unfreiwillig. Die Corona-Pandemie hat ihren Plänen, in diesem Jahr mit dem Maskottchen-Theater „Remos Trolle“ durchzustarten, einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Wir haben schon so viele Krisen überstanden, aber so schlimm wie jetzt war es noch nie“, sagt Juniorchef Remo Frank und schaut traurig auf den lachenden Clown an der Lkw-Wand.

    Stadt half den Franks bei der Suche nach einem Ersatzquartier

    Als die Familie zusammen mit weiteren Artisten im März in Augsburg auf dem Riedinger-Gelände die Weltpremiere ihres neuen Programms feierte, war sie noch fröhlich und voller Hoffnung. Doch nach ein paar Vorstellungen mussten die Macher von „Remos Trolle“ wie so viele andere Kulturschaffende pausieren. Weil bald auch die Gastspiele in anderen Städten abgesagt wurden, saß die Truppe auf dem Platz neben der Rockfabrik fest und suchte nach Streitigkeiten mit dem Vermieter händeringend nach einer Ersatzbleibe – die sich mithilfe der Stadt an der Berliner Allee fand. An ihren Stammsitz im Saarland zurückzukehren, wäre für die Franks keine Lösung. Denn sie haben dort nur eine Meldeadresse, leben aber das ganze Jahr über in ihren Wohnwagen auf Festplätzen.

    Mehr als vier Monate dauert die Zwangspause bereits an, die zusätzlich engagierten Artisten sind längst wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt. In Augsburg geblieben sind Remo Frank (31), seine Eltern, seine beiden Kinder und seine zwei Geschwister. Menschen dreier Zirkusgenerationen, die wieder einmal beim Mittagessen im zentralen Wohnwagen Kassensturz machen. Zwar kommt das Jobcenter für die Platzmiete und eine Grundsicherung auf. Doch wegen der fehlenden Einnahmen steht den Franks das Wasser bis zum Hals, auch weil sie viel Geld in ihre neue Produktion gesteckt haben und teilweise Gebühren für Mietverträge in geplanten Auftrittsorten zahlen mussten.

    Ein Zirkus braucht die Nähe zum Publikum

    „Die Corona-Soforthilfe war da nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt Manager Remo. Er mag gar nicht an den Lastwagen denken, der nach der Reparatur seit Langem in der Werkstatt steht – weil die Rechnung nicht bezahlt ist. Sich mit Live-Streams wie andere Kulturschaffende ein paar Groschen zu verdienen, wäre nicht zielführend, meint Mutter Bianca Frank. „Wir haben das zwar überlegt, aber ein Zirkus braucht einfach die Nähe zum Publikum und den Applaus.“ Lieber gibt Remo in Biergärten eine Musikeinlage und lässt den Hut herumgehen – auch um seiner seit der Krise gesundheitlich angeschlagenen Mutter eine kleine Freude zu machen.

    Wenn er für eine Weile die Sorgen und roten Zahlen vergessen will, greift der Zirkuschef zur Trompete und träumt von seinen Auftritten als Kind und Jugendlicher in Musiksendungen wie „Die Schlagerparade der Volksmusik“. Seine Geschwister Dana und Roberto schlüpfen tapfer in die Trolle-Kostüme, die auch bei Minustemperaturen warm halten würden. Mit Proben tastet sich das Trio an einen Neustart heran. Dieser soll auf dem Ledvance-Areal mit einem abgespeckten Programm gelingen. Der Grundstückseigentümer habe ihnen signalisiert, dass sie dort ihr Zelt aufstellen dürfen.

    Vor Corona haben die Franks, die früher unter dem Namen Frankello auftraten, darin bis zu 380 Zuschauer untergebracht. Unter Einhaltung der aktuellen Bestimmungen und eines Hygienekonzepts kalkulieren sie jetzt mit einer maximalen Besucherzahl von 100 bis 150 Personen. „Aber die müssen auch erst mal kommen“, sagt Remo Frank. Er ist sich bewusst, dass nicht nur seine Familie von Corona finanziell betroffen ist, sondern auch andere Familien jeden Euro umdrehen müssen. Es werde deshalb angepasste Preise geben, verspricht er.

    Vorstellungen an der Berliner Allee geplant

    Wenn alle Genehmigungen durch sind, soll es von Donnerstag bis Sonntag Vorstellungen geben. Remo Frank geht von einem Auftakt Anfang August aus. Darüber hinaus knüpft der Familienmanager auch in anderen Städten Kontakte für Anschlussgastspiele. „In Schwandorf und Schrobenhausen sieht es ganz gut aus.“ Mit einem Mal huscht ein Lächeln über das Gesicht des 31-Jährigen. Fast so, als wolle er dem Clown an der Lkw-Front Konkurrenz machen.

    Informationen zum Programm findet sich unter remos-maskottchen-showtheater.de. Darüber hinaus freut sich Familie Frank über Auftrittsmöglichkeiten in der Freiluftgastronomie oder bei Feiern. Anfragen sind unter der Telefonnummer 0176/84727779 möglich.

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