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Augsburg: Die Viktualienhalle auf dem Stadtmarkt ist keine Visitenkarte für Augsburg

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Die Viktualienhalle auf dem Stadtmarkt ist keine Visitenkarte für Augsburg

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    Die Viktualienhalle auf dem Augsburger Stadtmarkt ist wegen Renovierungsarbeiten bis zum 12. Februar geschlossen. Vor der Schließung gingen die Menschen noch einkaufen.
    Die Viktualienhalle auf dem Augsburger Stadtmarkt ist wegen Renovierungsarbeiten bis zum 12. Februar geschlossen. Vor der Schließung gingen die Menschen noch einkaufen. Foto: Peter Fastl

    Am Freitag und Samstag wurde in der Viktualienhalle des Stadtmarktes noch einmal richtig eingekauft. Sowohl an den Spezialitäten- wie den Imbissständen sah man viele Kunden, welche die letzte Gelegenheit nutzten, bevor am heutigen Montag die Halle für voraussichtlich vier Wochen schließen muss. Einige der Standbesitzer sind über den Zeitpunkt der Renovierungsarbeiten nicht glücklich - und auch der Umfang der Arbeiten stößt auf Kritik.

    "Wir hatten wegen Corona so lange kein Geschäft - warum wird die Halle ausgerechnet jetzt geschlossen, wo es endlich wieder läuft", ärgert sich Paolo Maiolo, der mit seinem Imbiss "Zum Krummhaxerden Italiano" eine beliebte Anlaufstelle für hungrige Geschäftsleute und Stadtbesucher ist. Er begrüßt, dass die Stadt dieses Mal für die Zwangspause keine Pacht verlangt, weist aber auch darauf hin, dass sie während der Monate des

    Den Augsburger Stadtmarkt gibt es seit 1930. Er war einst der Nachfolger der Stadtmetzg, des Fisch- und Obstmarktes und der Augsburger Straßenmärkte. Auf ihm wurden alle Märkte vereint.
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    Der Augsburger Stadtmarkt wurde im Oktober des Jahres 2020 schon 90 Jahre alt. Wir nehmen Sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit.

    Die Viktualienhalle bleibt laut Stadt vom 17. Januar bis zum 12. Februar geschlossen. Der Grund sind notwendige Sanierungsmaßnahmen im Bereich der Elektrik, außerdem erhält die Halle im Zuge der Erneuerung auch einen neuen Anstrich und wird einer Grundreinigung unterzogen. Wichtige Maßnahmen, aber bei weitem nicht ausreichend, findet Maiolo. "Dringend notwendig wäre eine neue Heizung", findet er. Und im Sommer werde die Viktualienhalle bei hohen Temperaturen schnell zum Brutofen, was für eine Klimaanlage spräche. "Wir haben hier drin teilweise 42 Grad - dann kleben den Geschäftsleuten beim Essen die Hemden am Körper", hat der Standbetreiber beobachtet.

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    Die Halle mit ihrem Feinkostbereich wende sich an Kunden, die auch höhere Preise zu zahlen bereit sind - doch für diese sei der Zustand des Gebäudes nicht angemessen. "Ich habe meinen Imbiss seit 25 Jahren, in dieser Zeit ist hier drin so gut wie nichts geschehen", bemängelt Maiolo. Vor allem der Boden sei eine Zumutung - dreckig und mit Kaugummiresten übersät.

    Andere Standbetreiber sind froh, dass überhaupt etwas geschieht. "Es ist gut, dass die Wände gestrichen werden - obwohl der Fußboden auch längst fällig wäre", sagt die Filialleiterin des Bachbauernhof-Standes, Angela Lang. Für das Unternehmen sei die Zwangspause kein so großes Problem, weil man ja noch eine Filiale in Göggingen in der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße hat. "Wir können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort teilweise beschäftigen - die übrige Zeit werden sie sich ein paar Tage Urlaub nehmen", so die Filialleiterin.

    Urlaub machen will auch Ibrahim Erbas von Erbas Feinkost & Café. "Ich habe nichts geplant und werde zuhause einfach die Beine hochlegen", sagt der Geschäftsmann. Was währenddessen mit seinen Beschäftigten geschieht, weiß er noch nicht. "Wir haben Kurzarbeit beantragt - wenn das nicht klappt, bezahle ich sie eben weiter", so Erbas. Auch er begrüßt die Sanierungsmaßnahmen, hätte sich aber ebenfalls einen neuen Boden gewünscht. "Ich glaube, das letzte Mal, dass etwas am Boden gemacht wurde, war vor 26 Jahren", erinnert er sich.

     Dana und Zoran Trpkovic vom Imbissstand "Salat Blatt" wollen sich in den vier Wochen mehr Zeit für sich nehmen.
    Dana und Zoran Trpkovic vom Imbissstand "Salat Blatt" wollen sich in den vier Wochen mehr Zeit für sich nehmen. Foto: Peter Fastl

    "Ich werde viel Sport machen, unsere Fotoalben sortieren und das eine oder andere neue Rezept ausprobieren", sagt Dana Trpkovic vom Imbissstand "Salat Blatt". Sie hätte sich ihren Jahresurlaub anders vorgestellt - aber durch Corona seien die Möglichkeiten gerade beschränkt. "Dass die Halle verschönert wird, finde ich gut - dass das gerade jetzt während der schweren Corona-Zeit passieren muss, nicht", sagt die Gastronomin. "Die Umsätze sind gerade ohnehin niedrig und viele hier müssen kämpfen", berichtet sie. Aber dass die Stadt den Standbesitzern die Miete erlassen hat, helfe ein wenig.

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    Laut Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle hat das Marktamt den Standbesitzern alternative Verkaufsflächen in Form von Stellflächen für geeignete Verkaufswagen auf dem Markt angeboten - dieses Angebot hätte aber kein Standbetreiber angenommen. Andere Ausgleiche finanzieller Art seien nicht vorgesehen. Von den Standbetreibern hört man, dass Foodtrucks oder Verkaufsstände im Freien keinen Sinn machten und außerdem teuer seien. "Wer will sich denn bei Minusgraden draußen zum Essen hinstellen", sagt einer.

    Vor der Schließung lies sich Stammkunde Hasan Güler li. von Ibrahim Erbas noch einen Tee servieren.
    Vor der Schließung lies sich Stammkunde Hasan Güler li. von Ibrahim Erbas noch einen Tee servieren. Foto: Peter Fastl

    Den Kunden wird die Viktualienhalle wohl sehr fehlen. "Ich werde nicht nur meinen Espresso schmerzlich vermissen", sagt etwa Hasan Güler, der gerade bei Ibrahim Erbas einen Kaffee trinkt. Die Halle sei ein wichtiger Anlaufpunkt in Augsburg und werde von vielen Menschen sehr geschätzt. Als Visitenkarte der Stadt, die auch auf dem Plan der meisten Touristen stehe, mache sie derzeit kein gutes Bild. "Die Halle müsste auch von außen etwas freundlicher gestaltet werden", meint der Kunde.

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