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Augsburg: Die V-Partei will den Plärrer zum veganen Volksfest machen

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Die V-Partei will den Plärrer zum veganen Volksfest machen

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    Fleisch - zum Beispiel Hendl - steht bei den Besuchern auf dem Plärrer nach wie vor hoch im Kurs. Die Wirte arbeiten inzwischen verstärkt mit Bio-Produkten, beim Fleisch allerdings ist die Umstellung aus Kostengründen schwierig, argumentieren sie.
    Fleisch - zum Beispiel Hendl - steht bei den Besuchern auf dem Plärrer nach wie vor hoch im Kurs. Die Wirte arbeiten inzwischen verstärkt mit Bio-Produkten, beim Fleisch allerdings ist die Umstellung aus Kostengründen schwierig, argumentieren sie. Foto: Symbolfoto/Stefan Sauer, dpa

    Es war ein harmloses Foto, welches der Augsburger SPD-Politiker Dirk Wurm im sozialen Netzwerk Facebook veröffentlichte. Zumindest auf den ersten Blick. Das Foto zeigte, wie er am ersten Plärrer-Samstag mit seiner Familie im Bierzelt sitzt und ein halbes Hendl verspeist. So, wie es in diesen Tagen tausende Augsburger machen. Die Reaktionen auf das Bild darauf waren allerdings ziemlich kontrovers. Mehrere Facebook-Nutzer kritisierten ihn scharf dafür, dass er Fleisch isst. Die Rede war davon, dass er seine Kinder dazu erziehe, „Tierleichen“ zu essen. Ein Nutzer sprach Dirk Wurm die Intelligenz ab, weil er sich nicht vegan – also komplett ohne tierische Produkte – ernähre.

    V-Partei will tierische Produkte auf dem Augsburger Plärrer verbieten

    Nun legt eine kleine Partei nach. Die V-Partei, gegründet von Roland Wegner, hat es sich unter anderem zum Ziel gesetzt, für eine vegane Lebensweise einzutreten. Wegner wohnt im Landkreis Augsburg und ist als begnadeter Treppen- und Rückwärtsläufer bekannt geworden. Auch in der TV-Show „Wetten, dass...?“ trat er schon auf. Roland Wegner regt angesichts der schweren Waldbrände in Brasilien in einem Brief an Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) an, tierische Produkte vom Plärrer komplett zu verbannen. Er macht dafür auch konkrete Vorschläge. Statt Grillbraten, Haxen und Hendl schlägt er Spaghetti mit veganer Bolognese, vegane Burger mit Pommes oder Riesenbrezen mit veganem Obazda und Rettich vor. Auch Erbsenschnitzel mit Knödel oder Pommes, Rahm-Curry mit Reis oder vegane Bosna und Bratwürste seien eine Option, schreibt er an Gribl.

    Roland Wegner hat die V-Partei gegründet.
    Roland Wegner hat die V-Partei gegründet. Foto: Buk-Kluger (Archiv)

    Hühner werden mit Soja vom Amazonas gefüttert

    Ein Fleisch-Bann auf dem Plärrer? V-Parteichef Roland Wegner meint das ernst. Er argumentiert damit, dass die verheerenden Brandrodungen im Amazonasgebiet erfolgen, um mehr Anbauflächen, vor allem für Soja, zu gewinnen. „Geschrotet landet das dann in den Trögen der Rinder, Schweine, Puten und Hühner“, schreibt Wegner. Europa sei der drittgrößte Abnehmer dieses Eiweißfutters für die Massentierhaltung. Er argumentiert: „Jedes Brathähnchen facht diese Feuer an.“ Und er hat damit nicht unrecht. Tatsächlich wird gerade in der konventionellen Hähnchenmast verbreitet Soja als Futter eingesetzt. In vielen Fällen handelt es sich um Importsoja, auch aus Südamerika. Die Hendl, die in den Bierzelten auf dem Plärrer verkauft werden, stammen alle aus konventioneller Haltung. Bio-Hendl gibt es hier bisher nicht. Der Vorschlag der V-Partei wird daran in absehbarer Zeit aber wohl auch nichts ändern.

    Dirk Wurm, als städtischer Ordnungsreferent auch für den Plärrer zuständig, hält nichts von der Idee eines veganen Plärrers. „Jeder sollte selbst entscheiden können, was er auf dem Plärrer isst“, sagt Wurm. „Ich halte nichts davon, das von oben herab vorzugeben.“ Die Stadt als Organisatorin des Festes lege schon seit Jahren Wert darauf, dass Besucher beim Essen die Wahl haben und es auch vegetarische und vegane Gerichte gibt. Von den Festwirten werde diese Vorgabe auch umgesetzt. Bei der Vergabe von Plätzen für Imbissstände berücksichtige die Stadt auch, ob die Betreiber ihre Waren von regionalen Anbietern beziehen. Jeden Plärrerbesucher, der ein Grillhendl verspeist, als Regenwaldvernichter zu brandmarken, gehe allerdings viel zu weit, sagt Dirk Wurm.

    Plärrer-Festwirt Held: Nachfrage nach Fleisch ist gleich hoch

    Vom Fleisch abzurücken, das können sich die Festwirte der beiden großen Bierzelte auf dem Plärrer auf keinen Fall vorstellen. Dieter Held vom Schallerzelt sagt, Hendl und andere Grillspezialitäten seien nach wie vor am meisten gefragt bei den Gästen. Er spüre keinen Rückgang der Nachfrage. Auf der Speisekarte im Schallerzelt stehen inzwischen auch eine Reihe vegetarischer Gerichte – etwa Gemüsemaultaschen, Gemüsereis, Gemüsestrudel oder Salatteller.

    Im Vergleich zu den Klassikern führten diese Gerichte aber eher ein Schattendasein. Stark gefragt beim Plärrer-Publikum seien Kässpätzle, das sei aber schon immer so. Dieter Held sagt, er habe auch schon Hähnchen aus Bio-Produktion getestet. Sie seien aber im Geschmack nicht so gut gewesen, wie die Hendl seines bisherigen Lieferanten. Darauf aber komme es den Gästen vor allem an. Bei Beilagen und Salaten kauft Dieter Held eigenen Angaben zufolge teils auch Bio-Produkte. Er weise das aber nicht eigens auf der Speisekarte aus.

    Festzelt Binswanger: Mehr Bio und regionale Lieferanten

    Das ist im Binswangerzelt anders. Dort steht inzwischen bei einer Reihe von Gerichten und Zutaten, dass sie aus biologischer Landwirtschaft stammen. Wirtin Angelika Kempter sagt: „Wir haben damit vor einigen Jahren begonnen und wollen das auch ausbauen. Einer muss ja damit anfangen.“ So sind die Spätzle inzwischen Bio, die Ofenkartoffel, ebenso der Krautsalat, das Blaukraut, die Semmelknödel, das Apfelmus und die Vanillesoße, die zur Dampfnudel serviert wird.

    Beim Fleisch allerdings sei es nicht ganz so einfach, sagt die Festwirtin. Ein Hähnchen aus Bio-Landwirtschaft ist um einiges teurer. Die Bereitschaft, deutlich mehr Geld für das Essen auszugeben, sei bei den Besuchern aber begrenzt, sagt Angelika Kempter. Man achte aber auf kurze Wege, die Grillhendl zum Beispiel stammen aus Bayern. Eine Spezialität im Binswangerzelt, der sonntags servierte Ochs vom Spieß, stamme von einem Mutterkuhbetrieb im Allgäu, der gerade dabei sei, auf Bio-Landwirtschaft umzustellen.

    Schausteller verwenden Öko-Strom

    Roland Wegner, dessen Partei inzwischen bundesweit rund 1600 Mitglieder hat, geht das alles nicht weit genug. Er spricht deshalb bewusst von „Regenwaldbrathähnchen“. Er ist überzeugt, dass ein fleischloser Plärrer funktionieren könnte. Schließlich vermisse das Rauchen im Bierzelt heute auch keiner mehr. Als es eingeführt wurde, hatten viele Festwirte in Bayern das Ende der Bierzelte und der Volksfestkultur befürchtet. Schaller-Wirt Dieter Held will das nicht vergleichen. Viele Besucher kämen extra aufs Volksfest, um eine Haxe oder ein Grillhendl zu essen, weil die Zubereitung zuhause zu aufwendig sei. Ohne Hendl blieben sie eben weg, ist er überzeugt.

    Abseits vom Essen ist der Klimaschutz auf dem Plärrer aber schon länger ein Thema. Seit dem Jahr 2014 beziehen alle Beschicker des Plärrers von den Stadtwerken Öko-Strom, der nur mit Wasserkraft erzeugt wird. Der Verbrauch liegt laut Stadtwerken bei rund 280.000 Kilowattstunden. Der Strombedarf in zwei Wochen Festbetrieb ist damit etwa so groß wie der von rund 100 Augsburger Haushalten im Jahr. Allerdings bemühen sich die Schausteller – auch aus finanziellen Gründen – um Einsparungen. So wurde die Beleuchtung an den Fahrgeschäften nach Angaben von Schaustellerverbands-Chef Josef Diebold inzwischen fast komplett auf stromsparende LEDs umgestellt. Von der Stadt kommt zudem die Vorgabe, dass die Karussellbetreiber biologisch abbaubare Öle verwenden. Dirk Wurm ist trotz der Kritik, die ihm im Internet entgegenschlug, überzeugt: „Man kann den Plärrer mit gutem Gewissen besuchen.“

    Alle Infos zum Plärrer finden Sie hier: Herbst-Plärrer 2019 in Augsburg: Programm, Reservierung, Parken, Feuerwerk

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