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Augsburg: Die Unsicherheit in der Krise setzt dem Augsburger Einzelhandel zu

Augsburg

Die Unsicherheit in der Krise setzt dem Augsburger Einzelhandel zu

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    Händler in Augsburg spüren die Kaufzurückhaltung aufgrund der aktuellen Krise.
    Händler in Augsburg spüren die Kaufzurückhaltung aufgrund der aktuellen Krise. Foto: Annette Zoepf

    Sonja Heidemann sieht harte Zeiten auf den Augsburger Einzelhandel zukommen: "Wir spüren, dass aufgrund der Krise die Kaufbereitschaft sinkt und die Kundenfrequenz nachlässt", sagt die Filialleiterin des Modehauses Wöhrl. Spitze sich die Lage weiter zu oder bleibe sie auch nur, wie sie ist, werde es schwer. Einzelhandelsexperte Andreas Gärtner zeichnet ein durchaus differenziertes Bild der Situation in Augsburg: Nach wie vor gebe es auch gute Umsätze. Gerade mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft sieht er aber die Politik in der Pflicht.

    Ein prominentes Beispiel für die schwierige Lage gab es vor gut einer Woche: Der Warenhaus-Konzern Galeria-Karstadt Kaufhof gab bekannt, zum dritten Mal seit 2021 Staatsgelder beantragen zu wollen. Der Krieg in der Ukraine und die hohe Inflation seien verantwortlich, dass das Warenhaus bei seinen Sanierungsbemühungen zurückgeworfen worden sei. Was das alles für die Filiale in Augsburg bedeuten könnte, ist bislang nicht klar. Fragen an die Pressestelle bleiben unbeantwortet. Dass sich nicht nur Galeria Karstadt Kaufhof, sondern generell der Handel nach der Corona-Krise erneut Gedanken um seine Zukunft macht, wird in Augsburg an verschiedenen Stellen deutlich.

    Beim Modehaus Wöhrl greift man bereits an verschiedenen Stellen zu Sparmaßnahmen, sagt Filialleiterin Sonja Heidemann. Neben der Reduzierung des Energieverbrauchs storniere man durchaus auch Bestellungen. Beispielsweise wenn Ware, die jetzt nicht mehr dringend benötigt wird, wegen Lieferschwierigkeiten auf dem Weg zur Filiale stecken geblieben sei.

    Verunsicherung wegen der Energiekosten sorgt für Kaufzurückhaltung

    Nicht nur im Modehandel, auch in anderen Branchen ist in Augsburger Geschäften eine Kaufzurückhaltung zu spüren. Monika Loncar von "Vom Fass" verzeichnete in den vergangenen Wochen einen Umsatzrückgang. "Die Menschen sind zurückhaltender", erzählt sie. Statt einem Mitbringsel für 20 Euro griffen die Kunden jetzt eher zu einem günstigeren Präsent. Die Menschen hätten Angst, was an Energiekosten noch auf sie zukommt. Das habe Auswirkungen auf die Kaufbereitschaft.

    Andreas Gärtner ist Bezirksgeschäftsführer Schwaben des Handelsverbands Bayern.
    Andreas Gärtner ist Bezirksgeschäftsführer Schwaben des Handelsverbands Bayern. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Ein Zusammenhang, den auch Andreas Gärtner, Bezirksgeschäftsführer des bayerischen Handelsverbands, erkennt. "Das Szenario aus Corona und Krise, aus Verunsicherung und Vorsicht belastet uns derzeit am meisten." Wer nicht wisse, was an Ausgaben noch auf ihn warte, halte sein Geld zusammen. Besonders zu spüren sei dies bereits im Lebensmittelhandel. "Statt zu eher hochpreisigen Produkten greifen die Kundinnen und Kunden auf Eigenmarken zurück. Auch bei Bio-Produkten gehen die Umsätze zurück", schildert er. Im stationären innerstädtischen Handel zeichne sich dagegen noch kein so eindeutiges Bild. "Hier spüren wir zwar einen Rückgang bei der Frequenz, aber noch nicht bei allen Ladeninhabern wirkt sich das drastisch auf die Umsätze aus." Hier habe er bei einem letzten Treffen mit Händlern von Weltuntergangsstimmung als auch nach wie vor positiven Umsatzzahlen gehört.

    Nun hoffen viele Händler auf das Weihnachtsgeschäft

    Dennoch will Gärtner die Situation nicht herunterspielen, auch mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft, das je nach Branche der wichtigste Impulsgeber für die Bilanz des Jahres ist. Laut einer YouGov-Umfrage aus dem September wollen 44 Prozent der Deutschen in diesem Jahr weniger für Weihnachtsgeschenke ausgeben als in den Vorjahren. Deshalb sei es laut Gärtner wichtig, dass die Bundesregierung Klarheit zum Thema Gas- und Strompreisdeckel schaffe. Dann wüssten Kundinnen und Kunden, was auf sie zukommt und könnten entsprechend planen – ebenso wie die Geschäfte selbst. Setzt dieses Szenario schnell ein, dann könnte das Weihnachtsgeschäft für die Augsburger Händlerinnen und Händler "zwar nicht unbedingt riesig, aber gut werden". Auch "Vom Fass"-Inhaberin Monika Loncar glaubt, dass weiter geschenkt werde – wenn womöglich auch weniger.

    Ein weiterer Impulsgeber in schwierigen Zeiten soll die lange Shopping-Nacht sein, die am Freitag, 21. Oktober, zusammen mit den Light Nights stattfinden wird. Alle Geschäfte sind dann bis 23 Uhr geöffnet, während an verschiedenen Augsburger Gebäuden Lichtinstallationen gezeigt werden. "Die Lange Shopping-Nacht zeigt, wir Geschäfte, wir als Stadt sind attraktiv und haben etwas zu bieten", glaubt Sonja Heidemann. Sie biete zudem die Chance, Publikum von außerhalb in die Augsburger Innenstadt zu ziehen, so Gärtner. "Vielleicht kaufen die Besucher nicht gleich an diesem Abend, aber sie kommen wieder oder entdecken ein Geschäft, in dem sie ihre Weihnachtseinkäufe erledigen wollen." Die Shopping-Nacht sei vor allem aber emotional wichtig für den Handel.

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