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Augsburg: Die Straßenklaviere kommen wieder

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Die Straßenklaviere kommen wieder

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    Bis Sonntag konnte in Augsburg an Straßenklavieren wie hier am Holbeinplatz gespielt werden. Die Aktion kam gut an und soll wiederholt werden.
    Bis Sonntag konnte in Augsburg an Straßenklavieren wie hier am Holbeinplatz gespielt werden. Die Aktion kam gut an und soll wiederholt werden. Foto: Peter Fastl

    Eine besondere Freude hat die Aktion "Play Me, I’m Yours" Henriette Maier bereitet. Wie jeden Tag schob Linda Maier vergangene Woche ihre 83-jährige Mutter mit dem Rollstuhl zum Theodor-Heuss-Platz. "Dort stand eines der bunten Klaviere. Ich schob meine Mutter mit dem Rollstuhl an das Klavier. Und schon ging es los", berichtet sie. Obwohl ihre Mutter seit ihrer Kindheit kein Klavier mehr gespielt hatte, habe sie nach ein wenig Übung die richtigen Töne getroffen. "Kuckuck, ruft’s aus dem Wald" und "Hoch auf dem gelben Wagen" habe ihre Mutter gespielt und dabei vor Freude und Glück bis über beide Ohren gestrahlt.

    Diese Freude, die die Aktion den Augsburgern bereitete, hat auch Bürgermeisterin Eva Weber beeindruckt. Zehn Straßenklaviere waren ab 7. Mai im Stadtgebiet verteilt worden – am Sonntag ging die Aktion zu Ende. "Es war unglaublich, wie viele verschiedene Menschen sich an die Pianos setzen: jung und alt, Touristen und Augsburger, Geübte und weniger Geübte." Die Pianos kamen so gut an, dass es noch einen Nachschlag geben wird. So sollen zu den Augsburger Sommernächten, die vom 29. Juni bis zum 1. Juli in der Innenstadt gefeiert werden, nochmals zwei

    "Play Me, I’m Yours": Aktuelle Aktion wird nicht verlängert

    Den Wunsch vieler Bürger nach einer Verlängerung der Aktion, kommt die Stadt nicht nach. "Ich glaube, dass es das Ereignis verwässern würde und es nichts mehr Besonderes wäre", sagt Eva Weber. Dafür will sie sich einsetzen, dass die Aktion im kommenden Jahr in eine neue Runde geht.

    Die Handwerkskammer (Hwk), war einer der Sponsoren der diesjährigen Aktion, wäre dann wohl auch wieder mit im Boot. "Es ist eine tolle kulturelle Aktion, die die ganze Stadt einbindet. Jeder hat etwas davon, wenn er will", sagt Susanne Sylvester von der Hwk. Ein Straßenklavier war vor der

    So hätten sich die Mitarbeiter oder Weiterbildungsteilnehmer in ihrer Pause gerne einmal ans Klavier gesetzt und es hätten sich so "ungeahnte Talente" offenbart. Besucher des nahegelegenen Zoos oder Botanischen Gartens stellten sich gerne ans Klavier und hörten dem Spiel zu oder gaben selber ein kleines Konzert. Es gab auch wiederkehrende Gäste. "Es gab beispielsweise einen Klavierspieler, der kam täglich mit dem Fahrrad und hatte seinen Notenständer und Noten dabei und spielte dann eine halbe Stunde, bevor er wieder davon radelte", erzählt Susanne Sylvester. Die Handwerkskammer feierte "ihr" Piano und organisierte ein Straßenkonzert, um es dabei mit einbinden zu können. Das Piano, das künftig dem Jugendhaus Kosmos zur Verfügung stehen wird, wollen sie auch weiterhin für Aktionen nutzen. "Etwa als Highlight an einem Messestand. Denn es ist schon ein Hingucker", sagt sie.

    Es gibt auch Kritik an den Straßenklavieren

    Der Augsburger Patrick Friemel, 38, schaute nicht nur zu, sondern spielte in den vergangenen drei Wochen auch jedes der zehn verschiedenen Instrumente. Er nimmt seit zweieinhalb Jahren Klavierunterricht und wollte sich auch einmal im Freien versuchen. "Ich habe an dem Klavier am Holbeinplatz morgens um 9 Uhr angefangen. Da werden noch nicht so viele da sein, habe ich mir gedacht", erzählt er und lacht. Angesteckt durch die tolle Atmosphäre und dem Zuspruch seiner Zuhörer spielte er sich von Klavier zu Klavier. In der City-Galerie spielte er "River flows in you" des südkoreanischen Pianisten Yiruma. "Danach kam jemand auf mich zu und wollte wissen, von wem das Lied ist, um es sich gleich darauf im nebenanliegenden Saturn-Markt zu kaufen", sagt er.

    Am Klavier an der Handwerkskammer habe er sich mit seiner Klavierlehrerin und anderen Schülern verabredet. "Wir hatten Kaffee und Kuchen dabei und haben ein kleines Konzert gespielt, teilweise sogar vierhändig. Das war toll." Für ihn war die Aktion ein Ansporn besser zu spielen, die Stücke auswendig zu lernen und auch einmal in die Stadtteile zu fahren. "In Hochzoll war ich beispielsweise außer am Kuhsee oder am Hochablass vorher noch nirgends."

    Nicht alle waren von der Aktion "Play Me, I’m Yours" gleichermaßen begeistert. Wer sich viel anhören "musste", waren die Geschäftsinhaber und Verkäufer der Läden in unmittelbarere Nähe des Klaviers in der City-Galerie. "Das war eine Zumutung. Der Großteil konnte nicht spielen und hat nur auf die Tasten gehauen und sich an ,Für Elise‘ oder ,Alle meine Entchen‘ versucht", sagt Susanne Gebhart, Inhaberin des Tabak- und Zeitschriftenladens Wolsdorff. Im Innenbereich des Einkaufscenters sei das Klavierspiel einfach zu laut gewesen. "Ich konnte die Kunden teilweise nicht mehr verstehen", sagt sie. Als das Klavier am Mittwoch abgeholt wurde, habe es Beifall gegeben.

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