Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Die Stadtwerke bauen den Mitfahrservice "Swaxi" in Augsburg weiter aus

Augsburg

Die Stadtwerke bauen den Mitfahrservice "Swaxi" in Augsburg weiter aus

    • |
    Das "Swaxi" ist ein Ruftaxi als Ergänzung zum Nahverkehr. Die Stadtwerke wollen den Service ausbauen, sobald ein Ende der Corona-Pandemie absehbar ist.
    Das "Swaxi" ist ein Ruftaxi als Ergänzung zum Nahverkehr. Die Stadtwerke wollen den Service ausbauen, sobald ein Ende der Corona-Pandemie absehbar ist. Foto: swa/Thomas Hosemann

    Die Stadtwerke Augsburg (swa) planen in absehbarer Zeit eine Ausweitung ihres Angebots bei der sogenannten On-Demand-Mobilität. Nutzer des "Swaxi" (ein Kunstwort aus swa und Taxi) können via Handy-App eine Fahrt zwischen rund 4000 übers Stadtgebiet verteilten Haltepunkten buchen. Das Angebot, das seit Herbst freitags und samstags getestet wird und noch gratis ist, solle eine Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr mit seinen fixen Linienverläufen und Fahrplänen sein, so Stadtwerke-Geschäftsführer Walter Casazza. An Spitzentagen habe man aktuell um die 300 Fahrgäste, wobei es teils mehr Anfragen als Kapazitäten gebe. Aktuell werden zehn Fahrzeuge eingesetzt. Sobald die Corona-Pandemie ausgestanden sei, wolle man das Angebot ausweiten. Die Preise sollen je nach Tageszeit und Ziel flexibel sein. Als Ersatz für den Nahverkehr wollen die Stadtwerke das "Swaxi", das schon vor der Pandemie angestoßen wurde, indes nicht verstanden wissen.

    Mitfahrservice "Swaxi" soll Nahverkehr in Augsburg ergänzen

    Vorrangiges Ziel sei die Rückkehr zum bisherigen Nahverkehrsangebot, das seit über einem Jahr bei der Straßenbahn nur noch in ausgedünnter Form stattfindet. "Wir wollen Kunden zurückgewinnen, und das Swaxi ist eine Ergänzung, die mehr Flexibilität bietet und dem Linienverkehr helfen soll, aus dem Tal der Tränen herauszukommen", so Casazza. Denkbar sei eine Zubringerfunktion zu Haltestellen am Abend, die bessere Anbindung von schwach bedienten Stadtrand-Stadtteilen oder Verkehr für Nachtschwärmer. "Wenn man den Autoverkehr in der Stadt reduzieren will, muss es möglich sein, von jedem Punkt des Stadtgebiets innerhalb von 15 Minuten loszukommen, wenn man den Nahverkehr nutzen will", so Casazza. Das Swaxi könne Lücken schließen.

    Um den eigenen Bussen und Straßenbahnen keine Konkurrenz zu machen, soll das Swaxi ein veränderbares Preismodell bekommen, wenn es in den Massenbetrieb geht. Konkret heißt das: Wenn man tagsüber, wenn Busse und Straßenbahnen in Betrieb sind, eine Fahrt bucht, wird der Preis relativ hoch sein. Zur Größenordnung sagen die Stadtwerke noch nichts. Ab dem Abend, wenn speziell abseits des Tramnetzes das Angebot dünner wird, wird der Preis günstiger. "Das wird dann eher in Richtung der Nahverkehrstarife gehen", so Casazza. Sobald man wieder unter Normalbedingungen fahren könne, wollen die Stadtwerke verstärkt versuchen, mehrere Fahrten zu bündeln. Fahrgäste, bei denen sich die Strecken überschneiden oder deren Wege nahe beieinanderliegen, werden mit einer Fahrt auf einmal bedient. Dieses Modell heißt "Ridesharing" oder "Ridepooling". Dafür sollen dann zu stark nachgefragten Zeiten auch neunsitzige Kleinbusse eingesetzt werden. Man wolle den Nahverkehr stärken, aber auch bei den einzelnen Swaxi-Fahrten möglichst umweltfreundlich sein, so Casazza.

    Swaxi in Augsburg: Mehrere Fahrgäste sollen mit einer Fahrt bedient werden

    Die Stadtwerke stellen sich seit einigen Jahren bei der Mobilität breiter auf. Zum üblichen Angebot von Bussen und Straßenbahnen kamen noch das Carsharing und die Leihräder hinzu und wurden ausgebaut. Mit einer "Mobilitäts-Flatrate" wurden die Angebote auch in einem Preismodell zusammengefasst. Mit diesem Mix wolle man Autonutzer zum Umstieg motivieren, so Casazza. "Beim Linienverkehr ist es nicht immer gut, möglichst viel vom Gleichen zu machen." Kunden schätzten auch die Flexibilität.

    Zwischen Stadtwerken und dem Taxigewerbe laufen seit Beginn der Planungen Gespräche über Kooperationsmöglichkeiten. Im Februar waren testweise schon Taxis im Auftrag der Stadtwerke als Swaxi unterwegs. Man sei an einem Schulterschluss interessiert, so Ferdi Akcaglar, Vorsitzender der Taxi-Genossenschaft, bevor ein privater Anbieter komme, der die Taxler ganz außen vor lasse. Aktuell müssen rechtliche Rahmenbedingungen abgeklärt werden, was eine dauerhafte Kooperation betrifft. Eine Zusammenarbeit gibt es schon seit Jahrzehnten bei den Anruf-Sammeltaxis, bei denen Fahrgäste vor allem abends von der Straßenbahnhaltestelle in vom Bus nicht mehr bediente Viertel zu festen Haltestellen gefahren werden.

    Bisher hat sich in Augsburg noch kein privater Fahrdienst etabliert

    Flexiblere Mobilitätsformen zwischen Nahverkehr und eigenem Auto sind seit einigen Jahren in der Diskussion. Die Berliner Verkehrsbetriebe haben ein Ridesharing-Angebot, die Münchner Verkehrsbetriebe haben ihren "Isartiger" aufgrund der Corona-Pandemie vorübergehend ausgesetzt. Auch der AVV denkt über On-Demand-Angebote im Großraum Augsburg nach, hat aber noch keine konkreten Szenarien entwickelt. Zuletzt drängten, ausgebremst durch Corona, verstärkt private Anbieter, die via App kostenpflichtige Fahrten oder Mitfahrgelegenheiten vermitteln oder anbieten, auf den Markt. Eine Rolle beim Engagement der Stadtwerke dürfte spielen, dass sie verhindern wollen, dass ein privater Anbieter ihnen Fahrgäste aus dem Nahverkehr abzieht.

    In Augsburg hat sich aktuell noch kein privater Fahrtenanbieter wie Uber, der Aufträge an Mietwagenunternehmen vermittelt, etabliert. Allerdings haben mehrere Firmen erklärt, expandieren zu wollen, nachdem sich das Geschäft zuletzt auf Metropolen konzentrierte. Vor zwei Jahren lief deutschlandweit das Taxigewerbe Sturm gegen Pläne des Bundesverkehrsministeriums, Fahrdiensten und -vermittlern Lockerungen zuzugestehen. Auch in Augsburg gab es Proteste, weil die Taxifahrer dadurch Billigkonkurrenz fürchteten. Immerhin, so Akcaglar, stünden Taxis rund um die Uhr zur Verfügung und pickten sich keine attraktiven Zeiten heraus. Inzwischen wurde ein überarbeiteter Entwurf des Personenbeförderungsgesetzes beschlossen. "Dumping-Preise", so Akcaglar, seien nun von Fahrdiensten nicht mehr zu erwarten. Ansonsten habe das Gesetz den Kommunen gewisse Regelungsmöglichkeiten gegeben.

    Lesen sie dazu den Kommentar: Was zählt, sind Lösungen für Bus und Tram in Augsburg

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden