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Augsburg: Die Stadt will die Bevölkerung fitter für Katastrophen machen

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Die Stadt will die Bevölkerung fitter für Katastrophen machen

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    Die Feuerwehr hat im vergangenen Jahr ein neues Fahrzeug für den Katastrophenschutz bekommen. Das allein reicht aber nicht.
    Die Feuerwehr hat im vergangenen Jahr ein neues Fahrzeug für den Katastrophenschutz bekommen. Das allein reicht aber nicht. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Die Stadt will in diesem Jahr ihr bestehendes Sirenennetz um zehn Anlagen auf dann 61 erweitern. Vor allem in Neubaugebieten wie dem Reese- und dem Sheridan-Areal oder im Quartier an der Friedrich-Ebert-Straße soll die Abdeckung verbessert werden. In Augsburg sei man nach dem Pfingsthochwasser 1999 mit dem Wiederaufbau der Sirenen schon gut vorbereitet. Andere Kommunen seien aktuell dabei, aus dem Stand über 100 Sirenen installieren zu müssen. "Das ist nur ein Baustein, aber er ist wichtig, um die Bevölkerung zu alarmieren", so Katastrophenschutzreferent Frank Pintsch (CSU). Wie berichtet will die Stadt überprüfen lassen, wie gut sie für denkbare Katastrophen aufgestellt ist. Für "klassische" Katastrophen sei man gut aufgestellt, so Feuerwehrchef Andreas Graber, Corona und der Krieg in der Ukraine hätten aber deutlich gemacht, dass man Konzepte fortentwickeln müsse.

    Katastrophenschutz in Augsburg: "Guter Selbstschutz wichtig"

    Unter anderem soll in einem sogenannten Bevölkerungsschutzzentrum, das zunächst mit zwei Stellen besetzt und bei der Berufsfeuerwehr angesiedelt wird, eine zentrale Stelle geschaffen werden. Sie soll die Zusammenarbeit zwischen Ämtern und Organisationen koordinieren, Übungen veranstalten und auch die Bevölkerung sensibilisieren. In Deutschland, so Pintsch, sei nach dem Wegfall der Bedrohung durch den Kalten Krieg das Bewusstsein geschwunden, dass es Krisenlagen geben kann. "Wir haben im Moment keine Gefährdungslage, und dennoch kaufen die Leute Sonnenblumenöl im Supermarkt auf Vorrat. Das kann man belächeln oder verurteilen, aber es weist darauf hin, dass die Geschehnisse bei Teilen der Bevölkerung etwas auslösen", so Pintsch.

    Die Zuständigkeiten für eine Katastrophe sind bei der Stadt fest geregelt. Verantwortlich ist der Ordnungsreferent oder auf Wunsch auch die Oberbürgermeisterin.
    Die Zuständigkeiten für eine Katastrophe sind bei der Stadt fest geregelt. Verantwortlich ist der Ordnungsreferent oder auf Wunsch auch die Oberbürgermeisterin. Foto: Silvio Wyszengrad

    Es könne auch Situationen wie einen tagelangen Stromausfall geben, in denen die Leute ein Stück weit auf sich allein gestellt seien. "Dann ist guter Selbstschutz wichtig. Was macht man, wenn es zwei oder drei Tage keinen Strom gibt", so Pintsch. Auch die Frage, wie viele Vorräte im Keller sinnvoll sind, müsse man den Menschen nahebringen. "Bevölkerungsschutz funktioniert dann gut, wenn sich Leute selbst zu helfen wissen." Harald Voss von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft weist auch darauf hin, dass im Fall einer großen Katastrophe in Augsburg viele Ehrenamtliche von Hilfsorganisationen und Feuerwehren selbst betroffen seien.

    In Augsburg gibt es keine Schutzräume oder Bunker mehr

    Angesichts des Krieges in der Ukraine werde das Ordnungsreferat auch mit Fragen von Bürgern und Bürgerinnen nach Schutzräumen konfrontiert. Die gibt es in Augsburg aber nicht mehr. Alte Bunkeranlagen etwa unter dem Wittelsbacher Park sind inzwischen untauglich. Bei Räumen wie Tiefgaragen, die bis in die 80er-Jahre teils als Schutzräume mitgedacht wurden, gibt es aktuell keinen Überblick darüber, ob sie technisch noch geeignet wären. Der Anstoß dafür müsse vom Bund kommen, so Pintsch. Inzwischen gebe es Signale, dass man in eine Bestandserhebung einsteigen wolle. "Dann wird die Stadt das auch ausführen", so Feuerwehrchef Andreas Graber.

    In einer 300.000-Einwohner-Stadt, so Pintsch, müsse man, abgesehen davon, dass es aktuell keine Bedrohungslage gibt, aber auch realistisch sein, was die Kapazitäten betrifft. Auch in Hochzeiten des Kalten Krieges wäre nur ein Bruchteil der Bevölkerung dadurch schützbar gewesen. Schutzräume, so Pintsch, dürften wohl nicht mehr die ganz große Rolle in künftigen Schutzszenarien spielen. Letztlich sei das aber eine Entscheidung des Bundes. Wahrscheinlicher sei, dass man Unterkünfte für Teile der Stadtbevölkerung brauche, wenn es etwa Naturkatastrophen oder Energieversorgungsprobleme gebe. Hier müsse man darüber nachdenken, ob man eine Halle dauerhaft in Bereitschaft halten wolle.

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