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Augsburg: Die Stadt Augsburg unternimmt einen neuen Anlauf zur Perlach-Sanierung

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Die Stadt Augsburg unternimmt einen neuen Anlauf zur Perlach-Sanierung

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    Der Perlachturm in Augsburg muss saniert werden. Bisher fehlte dazu allerdings das Geld.
    Der Perlachturm in Augsburg muss saniert werden. Bisher fehlte dazu allerdings das Geld. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Die Stadt Augsburg will einen neuen Anlauf zur Sanierung des Perlachturms unternehmen: Nachdem die Renovierung des seit fünf Jahren geschlossenen Wahrzeichens bisher vor allem aus finanziellen Gründen scheiterte, soll nun ein Förderprogramm des Bundes dabei helfen, das Acht-Millionen-Euro-Projekt zu stemmen. Liefe alles nach Plan mit einem Sanierungsbeginn 2024, könnte der Turm bis zum Jahr 2026 wieder zugänglich sein.

    Augsburger Perlachturm hat Probleme mit Statik und Stabilität

    Wie berichtet bereitet der 70 Meter hohe Turm neben dem Rathaus an einigen Stellen Schwierigkeiten. Die oberste Plattform aus Naturstein muss ausgewechselt werden, weil Stahlträger im Inneren durch Rost aufquellen und Steinteile absprengen. Dazu wird ein Kran neben dem Turm aufgestellt werden müssen, um die obersten Stockwerke abzutragen und neu aufzubauen. Vor einigen Tagen wurde der aktuelle Außenzustand des Turms mit einem Autokran untersucht. Zudem entspricht die Nachkriegs-Betontreppe im Inneren des Turms nicht mehr den aktuellen statischen Vorschriften. Es droht zwar keine konkrete Gefahr eines Einsturzes, die Standardwerte für das Tragen speziell von großen Besuchergruppen sind aber nicht mehr eingehalten.

    Nachdem die Stadt wegen der Mehrkosten (unter anderem wegen der maroden Treppe erhöhte sich die Schätzung von zunächst 2,1 Millionen auf jetzt acht Millionen Euro) auch einige schlichtere Sanierungsvarianten überprüft hatte, will Liegenschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU) an der aufwendigsten, aber auch städtebaulich gewinnbringendsten Lösung festhalten. Sie sieht neben der Erneuerung des Obergeschosses und einer Sanierung der Fassade, die zuletzt zur 2000-Jahr-Feier 1985 neu verputzt wurde, eine neue Treppenanlage vor. Sie soll in Abschnitten auch diagonal durch den Turm laufen und Zwischenpodeste an den Außenfenstern haben. Ziel ist es, schon den Aufstieg zum Erlebnis zu machen. Diese aufwendigste Lösung sieht auch vor, den Eingangsbereich neu zu gestalten und die Läden im Erdgeschoss attraktiver zu machen. Mit dieser Lösung, so die Stadt, könne man Geld aus der Städtebauförderung beantragen. Bei ebenfalls geprüften schlichteren Varianten – ohne Treppensanierung und ohne Möglichkeit der Turmbesteigung oder mit bloßer Betonsanierung – sei man auch mit mittleren einstelligen Millionenbeträgen im Rennen, habe aber weniger davon und bekomme auch keine Förderung.

    Ein Förderprogramm könnte Sanierung des Perlach voranbringen

    Die Stadt hofft nun darauf, in ein im Sommer 2021 gestartetes Förderprogramm des Bundes namens "Nationale Projekte des Städtebaus" einsteigen zu können, das etwa zwei Drittel der förderfähigen Kosten - also in der Regel ohne Nebenkosten und Planung - abdecken würde. Dazu muss bis Mitte Dezember eine erste Projektskizze eingereicht werden. Würde die Stadt dann im Lauf des Jahres 2022 einen detaillierten Förderantrag einreichen können und den Zuschlag erhalten, stünde sie unter zeitlichem Zugzwang, weil die Arbeiten laut Förderprogramm bis Ende 2026 fertig sein müssen. Zunächst müssten Planungen abgeschlossen und Arbeiten ausgeschrieben werden, sodass Anfang 2024 losgelegt werden könnte. Dies sei ein extrem enger Zeitplan, unter anderem weil im Umfeld des Perlachs mit Christkindlesmarkt, Rathausveranstaltungen und den Gottesdiensten in der St.-Peter-Kirche viel los sei, so die Stadt. Es werde auch zu Sperrungen im Umfeld kommen müssen. Die Stadt müsste dann 2024 einen Kran mit eigenem Fundament auf dem Fischmarkt aufstellen, Kuppel und Glockengeschoss abnehmen und die alte Treppe abbrechen. Die Trümmer müssten aus dem dann oben offenen Turm herausgehoben werden, die neue Treppe käme auf gleichem Weg hinein. Im Anschluss würden die oberen Geschosse und die Fassade wieder hergerichtet werden. In der Summe wären das drei Jahre Bauzeit.

    Wissenswertes über den Augsburger Perlachturm

    Mit seinen 70 Metern gehört der Perlachturm zu den höchsten Gebäuden in Augsburg. Seine heutige Gestalt erhielt er im Zuge des Neubaus des Rathauses (ab1615) durch Elias Holl. Ganz oben thront als Wetterfahne ein Bild der heidnischen Stadtgöttin Cisa. In früheren Zeiten hing im Turm die Sturmglo-cke, die vor Feinden warnen sollte und bei Feuer zum Einsatz kam. Nach-dem Augsburg 1806 an Bayern ging, wurde die Glocke eingeschmolzen.

    Die Herkunft des Namens "Perlach" ist heute umstritten. Eine Theorie besagt, dass der Name von einer in einer Schlacht zerriebenen Römerlegion ("perdita legio") herrührt. Eine andere lautet so: An dieser Stelle wurden früher Bären in Käfigen gehalten. Das alttdeutsche Wort "Per" für Bär könnte gemeinsam mit dem Begriff "Lach" für Fest zum heutigen Namen geführt haben.

    Wenn eine gelbe Fahne über dem westlichen Zifferblatt der Perlachturm-Uhr weht, hat man freie Sicht auf die Alpen. Als der Turm noch begehbar war, richteten sich deshalb viele Blicke auf diese Fahne.

    Einmal im Jahr - rund um den Michaeli-Tag am 29. September - wird ein Fenster im unteren Teil des Perlachs schön geschmückt. Zu jeder vollen Stunde öffnet es sich und das Turamichele kommt heraus. Die Figur symbolisiert Erzengel Michael, der gegen den Teufelsdrachen kämpft.

    Das Glockenspiel wurde zur 2000-Jahr-Feier der Stadt von der Altaugsburg-Gesellschaft gestiftet. Es kann von einem Instrument im unteren Bereich des Turms händisch gespielt oder programmiert werden. Aktuell können sich Bürger auf der Homepage der Altaugsburg-Gesellschaft Lieder wünschen, die jeweils donnerstags um 12 Uhr gespielt werden.

    Um mit den Planungen weiterzukommen, will die Stadt zunächst knapp 800.000 Euro, die bisher für den Perlach im Haushalt reserviert sind, nutzen. Sollte es Fördergeld geben, das laut Stadt Voraussetzung für die Sanierung ist, müsste kommendes Jahr ein Kostenplan erstellt werden, wie die Stadt ihren Anteil aufbringen möchte. Wie berichtet wollen die Regio Augsburg zusammen mit der Alt-Augsburg-Gesellschaft zusätzlich eine Spendenaktion initiieren. Der Bauausschuss des Stadtrats stimmte dem Vorgehen am Donnerstag einstimmig zu.

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