Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Die Stadt Augsburg sitzt auf 400.000 abgelaufenen Schutzmasken

Augsburg

Die Stadt Augsburg sitzt auf 400.000 abgelaufenen Schutzmasken

    • |
    Zu Corona-Hochzeiten beschaffte die Stadt Augsburg Tausende Masken, die nun abgelaufen sind. Was damit geschieht, ist noch offen.
    Zu Corona-Hochzeiten beschaffte die Stadt Augsburg Tausende Masken, die nun abgelaufen sind. Was damit geschieht, ist noch offen. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Es ist drei Jahre her, dass in Augsburg die ersten Einschläge zu verzeichnen waren: Am 7. März 2020 wurde der erste Corona-Fall im Stadtgebiet bekannt, in den darauffolgenden Tagen kamen nach und nach mehr Positiv-Meldungen. Angesichts der seit Wochen herrschenden Verunsicherung gab es in Arztpraxen teils kein telefonisches Durchkommen mehr, die Hotline der Stadt verzeichnete mehrere Hundert Anrufe am Tag und - man erinnert sich aus heutiger Sicht mit Staunen - Nudeln und Klopapier im Supermarkt wurden knapp. Viel ernster: Masken und Desinfektionsmittel wurden selbst für Arztpraxen, Kliniken und Heime zur Mangelware. In dieser Situation kaufte die Stadt Augsburg tonnenweise Desinfektionsmittel und Zigtausende Masken. Doch was passiert jetzt damit?

    Augsburg hat Masken für 1,6 Millionen Euro gekauft

    Die Stadt wollte damals nicht nur den eigenen Katastrophenschutz, sondern auch Praxen und Heime mitversorgen. Später kam auch noch vom Staat beschafftes Material dazu. Im Lauf der Pandemie gab die Stadt die etwa 350.000 Einweg-Schutzmasken, die sie selbst gekauft hatte, aus. Das macht um die 4,50 Euro pro Maske. Heute wäre das Wucher, in bestimmten Phasen der Pandemie waren das aber angesichts der Materialknappheit gängige Preise, sofern überhaupt etwas zu bekommen war. 

    Wie Corona in Augsburg ankam: Ein Blick ins Archiv

    Ab Februar 2020 beunruhigen die Meldungen aus China und später aus Italien auch die Augsburger. Dass die Messe Grindtec, zur der auch chinesische Aussteller erwartet werden, zunächst stattfinden soll (kurz vor Messtermin Mitte März wird die Veranstaltung doch noch abgesagt), wird teils kritisch gesehen. 

    Die Uniklinik bereitet sich mit Isolierzimmern auf die ersten Patienten vor. Ab Ende Februar werden immer mehr Veranstaltungen abgesagt. Anfang März gibt es die ersten Corona-Fälle im Augsburger Umland, am 7. März wird der erste Fall in Augsburg bekannt. 

    Angesichts von Coronafällen im Personal schließen auch die ersten Schulen und Kitas vorübergehend. Noch gilt nur ein Verbot für Großveranstaltungen und kein Lockdown, aber in der Stadt herrscht Leere. Busse und Straßenbahnen fahren fast ohne Fahrgäste. Auch wenn sie noch geöffnet haben dürften, schließen die ersten Läden. Die Stadt sagt den Osterplärrer ab. Heime und Kliniken verschärfen die Besuchsregelungen. Das Coronavirus legt das öffentliche Leben lahm. 

    Mitte März beschließt der Freistaat die Schließung von Kitas und Schulen. Oberbürgermeister Kurt Gribl appelliert an die Bevölkerung, sich zu überlegen, wie viele Treffen nötig seien. Es kommt zu Ausgangsbeschränkungen, bei denen das Verlassen der Wohnung nur noch mit triftigem Grund erlaubt ist. Spielplätze werden gesperrt, Polizei und Ordnungsdienst gehen auf Patrouille. Zur Kommunalwahl am 15. März sollen Wähler aus Hygienegründen den eigenen Stift mitbringen. Die Stichwahl zwei Wochen später findet als reine Briefwahl statt. 

    Am 22. März stirbt die erste Augsburgerin, eine 90-Jährige mit Vorerkrankungen, an Corona, wenige Tage darauf ihr 89-jähriger Partner. Im Schwabencenter organisieren die Bewohner angesichts der bleiernen Zeiten abendliche Treffen am Balkon. Es gibt Applaus für Personal in Kliniken und Supermärkten. Anfang April gibt es einen dritten Todesfall. An der Uniklinik gehen die Patientenzahlen nach oben. 13 Corona-Patienten werden Anfang April beatmet.

    Die Kirchen bereiten sich auf ein Osterfest ohne Menschen in der Kirche vor. Gottesdienste werden gestreamt, Andachten als Youtube-Video verbreitet. Ab Mitte April gibt es Lockerungen. Die Schüler von Abschlussklassen gehen wieder in den Unterricht, Läden dürfen unter Auflagen (Kundenbegrenzung, Maske) wieder öffnen. Augsburg startet in den ersten Sommer der Corona-Pandemie. (skro)

    Aktuell lagern bei der Stadt noch um die 400.000 Masken, die der Bund gratis zur Verfügung gestellt hat. Das ergab eine Anfrage der AfD im Ordnungsreferat. Ablaufdatum: Februar bzw. März 2023. Aktuell, so Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) zu unserer Redaktion, liefen Gespräche mit dem Bund, was man mit dem Schutzmaterial nun anfangen soll. Zudem lagern bei der Stadt noch mehr als 3000 Pflegekittel, knapp 5000 Augenschutz-Visiere und - zu Beginn der Pandemie, als richtige Schutzmasken nicht verfügbar waren, ein Notmittel - 10.000 Masken aus Stoff. Ein Mindesthaltbarkeitsdatum für diese Materialien gibt es nicht. Pintsch sagt, eine gewisse Lagerhaltung sei für Katastrophenfälle nötig. Da der Markt inzwischen aber wieder liefere, verzichte man aktuell aber auf übergroße Bestände. 

    Manche Luftfilter an Schulen in Augsburg laufen, andere nicht

    Ebenfalls ein großer Anschaffungsposten während der Pandemie: Luftfilter für Schulen. Unklar ist, wie verbreitet die Nutzung der Geräte heute noch ist. Die Stadt kaufte 2021 rund 1870 Luftfilter für die 624 Klassenräume der Jahrgangsstufen 1 bis 6. Kosten: 1,3 Millionen Euro, von denen der Staat die Hälfte bezahlte. Die Anschaffung war schon damals umstritten, weil die Wirkung unter Praxisbedingungen nicht klar war. Inzwischen stehen die Geräte teils nur noch herum, teils laufen sie noch. "Im Zuge der Energiekrise wurde den Schulen anheimgestellt, die Geräte aufgrund des hohen Energieverbrauchs außer Betrieb zu nehmen", so Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne). Grundlage sei eine Stellungnahme des Städtetags gewesen.

    Zudem wurden 1400 sogenannte CO₂-Ampeln vom Staat bezahlt. Die Geräte geben auf Grundlage des Kohlendioxidgehalts in der Klassenzimmer-Luft ein Signal, wenn gelüftet werden sollte. Diese Geräte hätten sich laut Rückmeldungen aus Schulen bewährt und seien weiterhin im Einsatz, um für frische Luft in Zimmern zu sorgen, so Wild. 

    Im Impfzentrum der Stadt wurden zwischen Betriebsbeginn Anfang 2020 und der Schließung Ende 2022 mehr als 360.000 Impfdosen verabreicht (mobile Impfungen in Heimen mitgerechnet). Seitdem sind niedergelassene Ärzte und Ärztinnen zuständig. Aus dem Gesundheitsreferat heißt es, dass angesichts der absehbaren Schließung ein Großteil der Impfstoffe umverteilt wurde. Nur ein minimaler Restbestand habe entsorgt werden müssen. 

    Corona: Die verborgene Frühjahrswelle scheint vorbei

    Aktuell ist die Corona-Lage eher entspannt, so das Gesundheitsamt. Das Robert-Koch-Institut registrierte Stand Donnerstag in den vergangenen sieben Tagen 107 Positiv-Fälle, was einer Inzidenz von etwa 36 entspricht. Aussagekräftig ist der Wert allerdings nicht mehr, weil kaum noch getestet wird. Die Viren-Belastung des Augsburger Abwassers stieg laut Messdaten zuletzt zwar merklich an, liegt aber deutlich unter dem Niveau der Herbstwelle. 

    In der Gesamtschau, so Gesundheitsamtsleiter Dr. Thomas Wibmer, könne man vermuten, dass die aktuelle Welle ihren Höhepunkt auch schon wieder erreicht habe. Falls dem so sei, sei das Infektionsgeschehen nur noch halb so stark wie in den Wellen im Oktober 2022 und in der Frühjahrswelle im vergangenen Jahr. "Dies ist eine erfreuliche Entwicklung. Bei den akuten Atemwegserkrankungen dominieren in Deutschland seit einigen Wochen vor allem wieder andere endemische Viren das Infektionsgeschehen – so wie dies vor der Pandemie bereits der Fall war", so Wibmer.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden