Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Die Stadt Augsburg rüstet sich für den Fall eines Blackouts – und gibt Tipps

Augsburg

Die Stadt Augsburg rüstet sich für den Fall eines Blackouts – und gibt Tipps

    • |
    2017 kam es in Göggingen zu einem abendlichen Stromausfall. Nach einer Stunde war der Strom wieder da, doch für diesen Winter plant die Stadt vorsichtshalber auch andere Szenarien.
    2017 kam es in Göggingen zu einem abendlichen Stromausfall. Nach einer Stunde war der Strom wieder da, doch für diesen Winter plant die Stadt vorsichtshalber auch andere Szenarien. Foto: Peter Fastl (Archivbild)

    Das Szenario, das der städtische Katastrophenschutz-Stab vor drei Jahren in einer Übung im Lagezentrum in der Hauptfeuerwache durchspielte, gab es in der Realität noch nicht: ein langer Stromausfall im Nordwesten von Augsburg mit 40.000 betroffenen Einwohnern und Einwohnerinnen. Dunkle Seniorenheime und Fabriken, in denen Sicherheitseinrichtungen ausfallen, gehörten zum Szenario, ebenso die beiden Großkrankenhäuser Klinikum und Josefinum, die sich ihren Notstrom selbst produzieren.

    In der Vergangenheit war das eine Einsatzlage, die über einen längeren Zeitraum höchst unwahrscheinlich schien. Unwahrscheinlich, sagt Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU), sei sie nach wie vor, aber zumindest gedanklich ist das Szenario eines tagelangen Stromausfalls mit der Energiekrise inzwischen näher gerückt. Die Feuerwehr habe Konzepte für Katastrophen in der Schublade. "Die vergangenen Wochen haben wir noch mal genutzt, um Konzepte nachzuschärfen", so Weber. Demnächst soll es noch mal eine Übung des Katastrophenschutz-Stabs geben.

    Blackout in Augsburg: "Es gibt keinen Grund zu übertriebener Sorge"

    Am Mittwoch stellte die Stadt ihre Überlegungen vor. "Es gibt keinen Grund zu übertriebener Sorge, aber es ist wichtig, gut vorbereitet zu sein", sagt auch Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU). Experten halten einen über 72-stündigen Stromausfall mit Zusammenbruch des Netzes in ganzen Regionen für extrem unwahrscheinlich. Kürzere punktuelle Stromausfälle seien aber möglich. Vorbereitet wolle man aber auf alles sein, sagt Pintsch. "Es geht dann nicht nur darum, dass die Leute zu Hause kein Licht haben, auch wenn das mit längerer Dauer belastend ist", sagt Pintsch. Die Frage sei auch, wie gut und lange die Trinkwasserver- und die Abwasserentsorgung funktionieren, ob Apotheken Kühlmöglichkeiten haben, wie IT-Infrastruktur weiterbetrieben wird und wie die Lebensmittelversorgung funktioniert. Man frage aktuell alle Bereiche der sogenannten kritischen Infrastruktur ab, so Pintsch.

    Man habe mehr als 50 Notstromaggregate, sagt Feuerwehr-Chef Andreas Graber. Im Fall eines langen Stromausfalls würde die Stadt an Wachen der Berufsfeuerwehr und den Gerätehäusern der Freiwilligen Wehren sogenannte Leuchttürme für die Bevölkerung einrichten, an denen Notstromaggregate stehen. Wer Babynahrung erwärmen oder einen Akku für medizinische Geräte wie ein Beatmungsgerät laden muss, könnte dorthin kommen. Die "Leuchtürme" wären auch eine Anlaufstelle, um Notfälle zu melden und Informationen zu bekommen. "Denn wenn es wirklich zum Blackout käme, wäre eine Kommunikation übers Handy nicht möglich", so Graber.

    Die Mobilfunkbetreiber wären kaum in der Lage, alle Basisstationen an Notstromaggregate anzuschließen. Und auch das Festnetztelefon wäre in vielen Haushalten, die Telefon und Internet über einen Router betreiben, tot. Pintsch rät allen Haushalten dazu, sich ein Batterieradio anzuschaffen. Andere Kommunikationswege würden bei einem längeren Stromausfall nicht funktionieren. "Und wir setzen auf die gute alte Sirene", so Pintsch. Die Stadt habe ihr Sirenennetz zuletzt ausgebaut, zusätzlich wurde eine mobile Sirene angeschafft.

    Bei einem Stromausfall rechnet die Stadt mit Lebensmittelvergiftungen

    Bei der Feuerwehr ginge man bei einem tagelangen Stromausfall von mehr Einsätzen aus. "Als Erstes würde es eine Einsatzwelle geben, weil die Aufzüge stehen bleiben", so Feuerwehr-Chef Graber. Nach einigen Tagen gebe es dann womöglich mehr Brandeinsätze, weil in manchen Haushalten offene Feuerstellen angeheizt werden, die sonst nicht mehr in Betrieb sind. Auch dass Leute auf die Idee kommen, mit einem Grill die Wohnung zu beheizen, sei absehbar, so Graber. Das sei lebensgefährlich, weil das entstehende Kohlenmonoxid nicht abziehen kann. Nach einer Woche sei mit einem Anstieg an Lebensmittelvergiftungen zu rechnen. Um all die Notstromaggregate betreiben zu können, gäbe es einen Notbetankungsplan. Die Feuerwehr würde dann die Aggregate mit Treibstoff aus Tanklagern in der Stadt versorgen. Für ihre eigenen Fahrzeuge und den Rettungsdienst hat die Feuerwehr eine eigene Tankstelle, die auch bei Stromausfall funktioniert.

    "Man muss die Dinge mit gesundem Abstand sehen, weil so ein Szenario wirklich unwahrscheinlich ist", sagt Weber. Allerdings sei es sinnvoll, wenn die Bürger und Bürgerinnen auch zu Hause vorsorgen. Dazu zähle eine Taschenlampe oder Kerzen, um Licht zu haben. Auch Wasserflaschen und haltbare Lebensmittel seien sinnvoll. "Vorratshaltung haben heute viele Menschen verlernt", so Graber. Viele kauften sich heute Lebensmittel, wenn sie Hunger haben.

    Sinnvoll seien auch eine Decke für jede Person sowie eine Powerbank fürs Handy. Teile des Netzes würden womöglich zunächst noch funktionieren. Wer ein Smartphone habe, solle die Katastrophenschutz-App Nina herunterladen, mit der die Stadt die Bevölkerung informieren kann. Zudem sei ein kleiner Bargeldvorrat zu Hause sinnvoll, weil bei einem Stromausfall weder elektronischer Zahlungsverkehr noch Bargeldabhebungen am Automaten möglich wären. Insgesamt werde es in diesem Fall auf Selbst- und Nachbarschaftshilfe ankommen. "Die Behörden werden dann nicht mehr alle Hilfsbedürfnisse decken können", so Feuerwehrchef Graber.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden