Die Stadt Augsburg will die Maximilianstraße zwischen Merkur- und Herkulesbrunnen im kommenden Jahr versuchsweise zwölf Monate lang für Autos sperren und die rund 50 Stellplätze streichen. Faktisch soll es auf eine Verlängerung der Fußgängerzone mit ähnlichen Regelungen wie in der "kurzen Maximilianstraße" zwischen Merkurbrunnen und Rathausplatz hinauslaufen. Dort ist neben Liefer- und Anwohnerverkehr zu bestimmten Zeiten nur Taxi- und öffentlicher Nahverkehr erlaubt. Laut Baureferent Gerd Merkle (CSU) soll im nächsten Schritt der Dialog mit Anwohnern und Anwohnerinnen sowie Gewerbetreibenden gesucht werden. Man plane dann, den Versuch "zügig" im kommenden Jahr umzusetzen, so Merkle.
Die "autofreie Maxstraße" ist ein Bestandteil des schwarz-grünen Koalitionsvertrags, wobei bisher nie klar formuliert war, was genau darunter zu verstehen ist. Mit dem Verkehrsversuch wolle man Erfahrungen sammeln, etwa was die Lage von Taxiständen oder die Zahl der Behindertenparkplätzen betrifft, so Merkle. "Wir können so ständig nachjustieren." Faktisch dürfte aber auch eine Rolle spielen, dass die Stadt bei diesem Thema, dessen genaue Ausgestaltung auch innerhalb des Regierungsbündnisses zunächst umstritten war, vorankommen möchte. Denn für eine dauerhafte und rechtlich tragfähige Lösung wird die Stadt detaillierte Untersuchungen anstellen müssen, was Erreichbarkeit und Verkehrsverlagerungen betrifft.
Bis Ergebnisse vorliegen, dürfte es weit bis ins kommende Jahr werden. Eine formale Fußgängerzone auszuweisen, dürfte einigermaßen schwierig werden. Unter anderem müssten dann laut Straßenverkehrsbehörde die Randsteine, auch wenn sie nur drei Zentimeter hoch sind, beseitigt werden. "Ob man für sowas Geld ausgibt, muss man überlegen, aber solange keine Autos in der Straße sind, spielt es keine Rolle, wie es heißt", sagt Merkle. Was die genauen Uhrzeiten betrifft, zu denen Anwohner und Anwohnerinnen mit dem Auto noch in die Straße dürfen, gibt es noch Klärungsbedarf.
Autofreie Maximilianstraße: Zunächst nur der nördliche Teil betroffen
Laut Merkle beschränke man sich zunächst auf die nördliche Maximilianstraße zwischen Merkur- und Herkulesbrunnen. Der südlich anschließende Abschnitt bis St. Ulrich unterschiede sich erheblich. Dort gebe es viele Innenhöfe mit teils vermieteten Parkplätzen. Zudem müsse man dann auch sämtliche Straßen zwischen Konrad-Adenauer-Allee und Maxstraße, etwa die Armenhausgasse, für den Verkehr sperren, weil dort ein Wenden teils unmöglich ist. "Dafür wäre eine eigene Untersuchung nötig." Laut Merkle will die Stadt die Zeit des Verkehrsversuchs nutzen, um Ideen zu entwickeln, wie die nördliche Maximilianstraße künftig genutzt werden soll, wenn dort keine Autos mehr fahren und parken. "Nur eine autofreie gepflasterte Fläche bringt keine neuen Qualitäten." Die Grünen wollen am kommenden Samstag erste Ideen vorstellen, die Studenten der Hochschule entwickelt haben.
Grünen-Stadtrat Deniz Anan sagte im Bauausschuss des Stadtrats, wo Merkle sein geplantes Vorgehen am Donnerstag ankündigte, Ziel sei eine höhere Aufenthaltsqualität. "Das wird ein ganz anderer Zustand sein, wenn dort kein Verkehr mehr herrscht", so Anan. Sozialfraktions-Vorsitzender Florian Freund (SPD) sagte, ein neues Gestaltungskonzept sei zügig notwendig. "Sonst entsteht dort eine Riesenfläche, auf der auch Nutzungen entstehen, die wir uns nicht zwingend für die Innenstadt wünschen", so Freund im Hinblick auf die Krawallnacht im Sommer. Die Hallstraße, so Merkle auf Nachfrage von Freund und Stadträtin Margarete Heinrich (fraktionslos), sei nicht Bestandteil des Verkehrsversuchs, auch wenn die Stadt dort prinzipiell etwas unternehmen wolle.
Die bisherigen Planungen zur Campusstraße für das Holbein-Gymnasium und die Ulrichschule seien bei den Schulen nicht erwünscht, eine Komplettsperrung hingegen nicht umsetzbar, so Merkle. Das Thema liege aktuell auf Eis. Beate Schabert-Zeidler (Bürgerliche Mitte) sagte, es sei notwendig, dass Kunden zu kleineren Geschäften gelangen können. Die Stadträte nahmen die Pläne zum Verkehrsversuch zustimmend zur Kenntnis, mit Ausnahme von AfD-Stadtrat Markus Striedl. Mit dem Verkehrsversuch heble die Stadt die gesetzlich vorgeschriebene Anwohnerbeteiligung im Vorfeld einer Fußgängerzonen-Ausweisung aus, sagte er. Das grenze an Rechtsbeugung.
Auch die Sperrung der Augsburger Altstadt ist ein Thema
Ebenfalls ein Thema im Koalitionsvertrag zwischen CSU und Grünen ist die Sperrung der Altstadt für den Durchgangsverkehr, die auf Wunsch der Grünen aufgenommen wurde. Bevor darüber entschieden werden könne, so Merkle, müsse man aber zunächst untersuchen, wie viel Anlieger- und Durchgangsverkehr dort unterwegs sei. Einfach so könne die Stadt eine Sperrung aus rechtlichen Gründen nicht verfügen. Dass sich Verkehrsmengen in der Altstadt durch so eine Maßnahme drastisch reduzieren, ist ohnehin fraglich.
Zum einen gilt in den Gassen des Lechviertels schon heute ein Einbahnstraßensystem mit Schrittgeschwindigkeit, das nicht unbedingt zum Durchfahren einlädt, wenn man dort kein Ziel hat. Die Stadt will die Verkehrsmengen in einem erweiterten Gebiet zwischen Konrad-Adenauer-Allee und Maximilianstraße sowie dem Ulrichs- und Lechviertel erfassen. Zum anderen ist unter "Durchgangsverkehr" ein reines Durchfahren des Gebiets zu verstehen - als Anlieger gelten nicht nur Bewohner und Bewohnerinnen, sondern auch Kunden und Kundinnen von Geschäften oder Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto in die Kita bringen. Auch der Parkplatzsuchverkehr von Menschen, die nicht in der Altstadt wohnen, ließe sich damit nur eingeschränkt verbieten. Markus Striedl (AfD) lehnte das Vorgehen aus diesem Grund als sinnlos ab. Aus den anderen Fraktionen kam Zustimmung. In der Altstadt herrsche zu viel Verkehr, waren sich CSU, Grüne und Sozialfraktion einig.
In einem nächsten Schritt will die Stadt über einen Zeitraum von 24 Stunden an allen Zu- und Ausfahrtsstraßen der Altstadt die Autos erfassen. Anhand der gemessenen Durchfahrtszeit zwischen den Kontrollstellen sind Rückschlüsse darüber möglich, ob der Bereich nur durchfahren wurde oder ob geparkt oder Besorgungen gemacht wurden. Die Kosten dafür sollen bei 50.000 Euro liegen. Wann es soweit sein wird, ist offen. Die Untersuchung, so die Stadt, dürfe nicht durch die Pandemie verzerrt werden. Womöglich wird die Zählung erst Anfang 2022 stattfinden.
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