Besondere Bauprojekte im Sheridan-Areal setzen auf gemeinschaftliche Aspekte
Zwei von vier innovativen Wohnbau-Projekten in dem Augsburger Baugebiet haben inzwischen mit den Bauarbeiten begonnen. Sie sollen auch Einblick in die Zukunft des Wohnens geben.
Auf dem Sheridan-Areal hat jetzt, nachdem die Baugemeinschaft "Sheridan Park & Junia" bereits seit Monaten dort baut, auch das Genossenschafts-Projekt "wagnisSHARE" mit dem Bau begonnen. Am 7. Juni ist ein Grundsteinlegungs-Fest geplant. Wagnis baut 46 Wohnungen in Häusern mit Holzständerbauweise. Gemeinsam ist allen vier Projekten, die dort gestartet sind oder noch in den Startlöchern stehen, dass sie den gemeinschaftlichen Gedanken beim Wohnen hervorheben und ein Stück weit einen Blick in die Zukunft des Wohnungsbaus ermöglichen wollen - sei es bei der Verwendung von Holz als Baumaterial oder konzeptionellen Überlegungen mit größeren Gemeinschaftsflächen und teils kleineren Wohnungen. Die Idee von günstigeren Wohnungen, die anfangs mitschwang, hat sich allerdings in Teilen erledigt.
Bei Genossenschaften bezahlen die Bewohner einer Wohnung eine Nutzungsgebühr und müssen vorher eine finanzielle Einlage in der Genossenschaft leisten. Weil Genossenschaften nicht gewinnbringend wirtschaften, sondern im Wesentlichen nur laufende Kosten hereinholen müssen, sind im meist relativ günstig, wenn sie Wohnungen im Bestand vergeben. Bei Neubauprojekten sorgen die aktuellen Rahmenbedingungen aber für höhere Kosten - auch Wagnis bleibt davon nicht verschont. Die Genossenschaft geht für ihre frei finanzierten Wohnungen von 14 Euro pro Quadratmeter aus. Familien haben aber gute Chancen, eine geförderte Wohnung zu bekommen. Hier zahlt der Staat einen Zuschuss. Auch Mittelschichtfamilien können in die Förderung rutschen - eine Familie mit zwei Kindern darf bis zu 103.400 Euro im Jahr verdienen, um noch Anspruch auf eine geförderte Wohnung zu haben.
Aktuell sucht Wagnis noch Mitglieder. "Die bereits bestehende Baugruppe ist bunt gemischt - mit Menschen aus Augsburg, aus München und dazwischen, mit Familien, Paaren, Alleinstehenden sowie Rentnern und Rentnerinnen", heißt es von der Genossenschaft. Bis Ende 2025 soll die Wohnanlage in der Siegfried-Aufhäuser-Straße fertig sein. Zentral für das Projekt ist eine lebendige Nachbarschaft, die schon während der Bauphase wachsen soll. Über Gemeinschaftsflächen wie ein Gästeapartment, eine Werkstatt, Dachterrassen und Treffpunkte im Innenhof sollen Begegnungen ermöglicht werden. Gleichzeitig soll das den Raumbedarf für die eigene Wohnung etwas reduzieren helfen. Im Süden des Grundstücks ist ein kleiner Quartiersplatz geplant, der die Wohnanlage öffnen soll.
Die Stadt hatte im Westen des Sheridan-Areals vier Baufelder an innovative Wohnprojekte zu einem vergünstigten Preis abgegeben. Wie berichtet machten die steigenden Bau- und Kreditkosten mehreren Projekten das Leben schwer, inzwischen haben aber alle Projekte, die in einer Konzeptvergabe ausgewählt wurden, die Grundstücke gekauft. Die Stadt hatte trotz politischer Diskussionen wenig Möglichkeiten gesehen, den Baugemeinschaften beim Preis entgegenzukommen.
Die Baugenossenschaft Wogenau möchte im September loslegen
Zu den Bauherren gehört auch die Augsburger Genossenschaft Wogenau, die erste Neugründung in Augsburg seit Jahrzehnten. Sie plant ab September den Bau von 55 Wohnungen, auch hier sind noch sechs Wohnungen frei. Die Nutzungsgebühr liegt auch hier bei 14 Euro. Vorstandsmitglied Hilde Strobl betont, dass man dafür neben der eigenen Wohnung auch noch 300 Quadratmeter an gemeinschaftlich genutzter Fläche im Inneren (ohne Außenflächen) bekommt. Vorgesehen sind auch hier Gemeinschaftsräume (unter anderem ein Co-Working-Raum) und ein kleines Quartierscafe, um Begegnungen zu fördern. Man sei froh, dass es nun vorangehe, so Strobl. "Und das in Zeiten, in denen von allen Seiten nur Katastrophenmeldungen aus der Bauwirtschaft die Öffentlichkeit erreichen", so Strobl.
Auch das angrenzende Projekt Sherlo verfolgt einen gemeinschaftlichen Ansatz mit sozialer Handschrift. Es ist nicht klassisch genossenschaftlichen organisiert, sondern ist Bestandteil des Konstrukts "Mietshäuser-Syndikat", das dauerhaft günstiges Wohnen sichern möchte. Die Wohnungen werden, so die Idee, dauerhaft dem Spekulationsmarkt entzogen, indem sie nicht verkauft werden dürfen, sondern nur sich selbst tragen müssen. Um an Geld zu kommen, hat Sherlo bisher schon für so genannte Direktkredite geworben, bei denen Bürger Geld gegen niedrige Verzinsung zur Verfügung stellen. Das Geld dient Sherlo mit als Eigenkapitalnachweis gegenüber der Bank, allerdings sind diese Direktkredite im Falle eines Scheiterns des Projekts nachrangig zu bedienen, im schlimmsten Fall also weg. Bisher wurden schon eine sechsstellige Summe auf diese Weise zusammengetragen, für den Bau ist weiteres Geld nötig. "Wir sind zuversichtlich", so Mitinitiatorin Magdalena Amann. Man befinde sich aktuell im Gespräch mit dem Freistaat zu Förderkonditionen. Baubeginn für die 23 Wohnungen (geförderte Sozialwohnungen und fünf Wohnungen für Flüchtlinge, die mangels Wohnung noch in Unterkünften leben) soll spätestens Ende 2025 sein. Für das Projekt gibt es ausreichend Mieter.
Am weitesten mit dem Bau ist die Baugemeinschaft "Sheridan Park & Junia", in der die Bewohner klassisch Wohnungen gekauft haben, bei der Planung des Projekts aber auch schon in engem Austausch standen. Auch hier ist eine gute Nachbarschaft mit Begegnung das Ziel, indem Gemeinschaftsflächen wie ein gemeinsamer Garten oder ein Gemeinschafts- und Leseraum geplant werden. Die Betonarbeiten im Keller/Tiefgarage und an den Treppenhaus-Schächten sind fast fertig. Demnächst sollen die vorgefertigten Holzmodule geliefert werden - dann wird es rasend schnell gehen, weil der Einbau der Holzmodule pro Haus nur einen Monat dauern wird. Einzug soll Anfang 2025 sein. Vorgesehen sind 33 Wohnungen, die bereits alle verkauft sind.
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