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Augsburg: Die Böllerei an Silvester hat ein Nachspiel

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Die Böllerei an Silvester hat ein Nachspiel

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    Prosit Neujahr: So sah es gegen Mitternacht in der belebten Maximilianstraße aus. Trotz des Feuerwerksverbots wurden in der Innenstadt Raketen gezündet.
    Prosit Neujahr: So sah es gegen Mitternacht in der belebten Maximilianstraße aus. Trotz des Feuerwerksverbots wurden in der Innenstadt Raketen gezündet. Foto: Bernd Hohlen

    Das Jahr 2019 ist gut eine Woche alt – wer denkt da noch an die zurückliegende Silvesternacht? Ordnungsreferent Dirk Wurm tut es, die Deutsche Umwelthilfe auch, wobei sie sich viele Großstädte vornimmt. Es geht um das Feuerwerk in Innenstädten und die damit verbundene Feinstaubbelastung. Die Umwelthilfe, die sich zuletzt vor allem durch die Durchsetzung von Diesel-Fahrverboten einen Namen gemacht hat, will nun auch ein Böllerverbot in Großstädten mit hoher Feinstaubbelastung erwirken. Notfalls will sie vor Gericht ziehen.

    Die Stadt Augsburg dürfte das nicht schrecken: Sie hatte für die Silvesternacht bereits ein Feuerwerksverbot für große Teile der Innenstadt verfügt. Besonders wirksam war es allerdings nicht: Auch dieses Mal waren um Mitternacht tausende Menschen ausgerechnet dort unterwegs, wo es kein Feuerwerk hätte geben dürfen. Die Menschen, viele von ihnen Bewohner der Innenstadt, schossen trotz des Verbots Raketen in die Luft.

    Polizei und städtische Ordnungskräfte waren in der Silvesternacht in der Innenstadt präsent. Sie schritten aber kaum ein, wenn Raketen abgeschossen wurden. In der Maximilianstraße hatten sich um Mitternacht einige hundert vorwiegend junge Menschen versammelt, um gemeinsam das neue Jahr zu feiern. Viele kamen aus Lokalen der Innenstadt auf die Straße. Ein kleinerer Teil der Partygäste steuerte aus Richtung der Seitenstraßen in die

    Ein Böllerverbot, das nicht konsequent umgesetzt wurde

    Die Umsetzung des Feuerwerksverbots sorgte bereits an Neujahr für Diskussionen. In sozialen Medien wurde immer wieder die Frage gestellt, warum es das Verbot überhaupt gebe und warum es nicht viel konsequenter umgesetzt werde? Ordnungsreferent Wurm, der jetzt aus dem Weihnachtsurlaub zurückgekehrt ist, nimmt Stellung: „Im Ergebnis war und ist es nicht möglich, das Verbot vollumfänglich durchzusetzen. Dazu müsste die Innenstadt analog zu den Sommernächten abgesperrt und eine Eingangskontrolle durchgeführt werden.“ Jedoch sei es den Einsatzkräften gelungen, größere Auswüchse zu verhindern. Ordnungsdienst und Polizei hätten sehr wohl Kontrollen durchgeführt.

    Die Stadt präsentiert auch eine Bilanz: Insgesamt gab es in der Silvesternacht 109 Verstöße gegen die städtische Verordnung, 550 pyrotechnische Gegenstände wurden sichergestellt. Zudem wurden zwei Platzverweise erteilt, weil sich die Betroffenen nicht einsichtig zeigten. Wurm vergleicht die Zahlen mit der Silvesternacht 2017: „Es wurden erheblich weniger pyrotechnische Gegenstände sichergestellt und auch weniger Platzverweise erteilt. Allerdings stieg die Anzahl der Verstöße gegen die städtische Verordnung, was auch auf den erhöhten Personaleinsatz zurückzuführen ist.“

    Das städtische Verbot untersagt unter anderem das Abbrennen von Feuerwerkskörpern. Einsatzkräfte können Bürgern auf Grundlage dieser Verordnung verbieten, ein Feuerwerk zu zünden, sofern daraus sichtbare Gefährdungen entstünden. „Wie die Einsatzberichte von Polizei und Ordnungsdienst zeigen, erfüllt die Verordnung in der Silvesternacht ihren Zweck“, so Wurm.

    Die Belastung mit Feinstaub nimmt an Silvester zu

    Die Böllerei an Silvester wird nun aber auch zu einem politisch geprägten Thema: Die Deutsche Umwelthilfe regt an, Kommunen mit hoher Luftbelastung sollten auf zentrale und professionell gestaltete Feuerwerke außerhalb der Stadtzentrums setzen. Ziel sei es, die Feinstaubbelastung zu reduzieren. Tatsächlich lag die Luftbelastung mit Feinstaub in Augsburg zu Spitzenzeiten, kurz vor 1 Uhr, bei 322 Mikrogramm pro Kubikmeter. Das ist im Vergleich zu Normalverhältnissen ein deutlich erhöhter Wert – der allerdings auch abhängig vom Wetter ist. Das Umweltbundesamt betonte zuletzt, dass die Feinstaub-Belastung in der Augsburger Innenstadt damit in etwa der der Silvesternacht des Vorjahres entsprochen habe.

    Bei der Stadt Augsburg kommentiert man den Vorstoß der Umwelthilfe derzeit zurückhaltend. Stadtsprecher Richard Goerlich betont, dass es in Augsburg derzeit kein Feuerwerksverbot im Sinn der Umwelthilfe gebe. „Wenn, dann wäre damit der Umweltausschuss zu befassen, denn es geht vor allem um Immissions- und Luftreinhaltungsthemen. Bislang liegen dazu aber keine politischen Anträge vor.“ Auch die Idee, ein zentrales Feuerwerk abseits der Innenstadt zu veranstalten, ist bei der Stadt derzeit wohl kein Thema. Goerlich: „Sollte ein politischer Antrag dazu eingehen, werden sich die zuständigen Gremien damit selbstverständlich befassen.“

    Das Silvester-Feuerwerk wird nicht nur in Deutschland diskutiert. In der österreichischen Stadt Graz gab es diesen Jahreswechsel erstmals eine Lasershow anstelle von Pyrotechnik. Und auch in Salzburg erwägt man, das zentrale Feuerwerk über der Festung Hohensalzburg künftig sein zu lassen. Aus Gründen des Umweltschutzes.

    Hier lesen Sie den Kommentar von Michael Hörmann: Silvesterböllerei: Leben und leben lassen

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