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Augsburg: Die Baumallianz kämpft um jeden Baum in Augsburg

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Die Baumallianz kämpft um jeden Baum in Augsburg

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    2018 gründete sich die Baumallianz. Damals fällte die Stadt Augsburg Bäume am Herrenbach.
    2018 gründete sich die Baumallianz. Damals fällte die Stadt Augsburg Bäume am Herrenbach. Foto: Michael Hochgemuth

    Wenn in Augsburg Bäume in Gefahr sind, schlägt sehr häufig die Baumallianz Alarm. Der kleine Verein hat sich Großes vorgenommen. Er schaut genau hin, wie mit dem Stadtgrün umgegangen wird. Zu tun gibt es einiges, damit unnötige Schäden und Fällungen verhindert werden. „Wir sind nicht scharf darauf, Polizei zu spielen“, sagt Sprecher Christian Ohlenroth. Doch auch ein neuer schlimmer Fall zeige, dass Wachsamkeit wichtig sei.

    Allein im vergangenen halben Jahr meldeten die selbst ernannten Baumschützer rund 25 Fälle an die Stadt, bei denen es auf Baustellen Probleme gab. Kürzlich ging es um einen massiven Schaden im Bismarckviertel. An einer Allee in der Alpenstraße wurden bei Erdarbeiten zur Verlegung von Glasfaseranschlüssen mindestens drei Bäume teils so schwer an den Wurzeln verletzt, dass die Stadtverwaltung rechtliche Schritte gegen die Verursacher einleitete. Auch eine Schadensbegrenzung war Thema – mit Blick auf die weiteren Arbeiten an der Straße. Denn in Augsburg stehen größere Laubbäume unter besonderem Schutz.

    Bürgerprotest am Herrenbach war die Initialzündung

    Eine Baumschutzverordnung gibt es seit vielen Jahren. Die Augsburger Baumallianz ist noch relativ neu. Sie gründete sich 2018. Der Verein formierte sich aus einer Protestbewegung von Bürgern im Stadtteil Herrenbach. Damals wollte die Stadt rund 100 gesunde alte Bäume am Herrenbach fällen, um den Hochwasserschutz für angrenzende Wohnviertel sicherzustellen. Ein Teil der Anwohner kritisierte den einschneidenden Verlust von Grün am Kanal und wehrte sich vehement gegen die städtischen Pläne. Mit an der Spitze der Bewegung standen damals Bruno Marcon und Susanne Altmann, die im Herrenbach wohnen. Zusammen mit Christian Ohlenroth zählen sie zu den Gründern der Baumallianz. Alle drei sitzen sie heute im Vorstand des Vereins mit rund 40 Mitgliedern.

    Beruflich hat keiner der drei Aktivisten etwas mit Bäumen zu tun. Marcon ist 67 Jahre, freiberuflicher Diplompsychologe und sitzt für die Gruppierung „Augsburg in Bürgerhand“ neu im Stadtrat. Altmann, 58, arbeitet ebenfalls als Diplompsychologin und Coach. Christian Ohlenroth, 65, ist im Medienbereich tätig. Allen drei liegt privat das Augsburger Grün sehr am Herzen. Umso mehr freuen sie sich über den ersten großen Erfolg der Baumallianz. Am Herrenbachkanal konnte rund die Hälfte der Bäume gerettet werden, die ursprünglich abgeholzt werden sollten.

    Warum braucht Augsburg einen Verein für Bäume?

    Dieser Bürgerprotest hatte Wirkung. Warum braucht es also einen eigenen Verein, um Bäume zu schützen? Marcon sagt, im Umgang mit Ämtern sei es wichtig, als juristische Person aufzutreten. Vereine hätten mehr rechtliche Möglichkeiten als Privatpersonen. „Man hat auch politisch eine stärkere Stimme und wird in der Bürgerschaft besser wahrgenommen.“ Nach seinen Angaben wenden sich inzwischen etliche Bürger an die Baumallianz, wenn sie Stadtgrün in Gefahr sehen und es retten wollen. Der Verein versuche dann zunächst geräuschlos, eine Lösung mit der Stadt zu finden, bevor er an die Öffentlichkeit geht. Die drei Vorstandsmitglieder betonen auch: Die Absicht sei nicht, in erster Linie zu provozieren oder Kontroversen zu suchen. Hartnäckig sind sie aber schon.

    Vorkämpfer fürs Grün: Christian Ohlenroth, Bruno Marcon und Susanne Altmann (von links) zählen zu den Gründern der Augsburger Baumallianz.
    Vorkämpfer fürs Grün: Christian Ohlenroth, Bruno Marcon und Susanne Altmann (von links) zählen zu den Gründern der Augsburger Baumallianz. Foto: Annette Zoepf

    Das gilt auch für andere Ziele, die der Verein verfolgt. Eines ist, bei starker Hitze und Trockenheit im Sommer öffentliche Baumgießaktionen von Bürgern auf den Weg zu bringen. Die Baumallianz will die Augsburger Stadtverwaltung von dem Berliner Modell überzeugen. Dort können sich interessierte Bürger über Internet einloggen und mitmachen.

    Die Augsburger Baumallianz hat noch mehr vor

    Auch sonst hat der kleine Verein viel vor. Man will dazu beitragen, durch mehr Grün die Insektenvielfalt in der Großstadt zu verbessern, innovative Bepflanzungen in Augsburg zu wagen und mit Waldführungen Aufklärungsarbeit bei Bürgern zu leisten – soweit es die Corona-Vorschriften zulassen. Die Pandemie war es auch, die ein anderes Projekt im ersten Anlauf scheitern ließ. Die Baumallianz wollte im März die Wanderausstellung „Grün kaputt“ nach Augsburg holen. Dann kam der Shutdown wegen der Infektionsgefahren und machte den Plan zunichte. Im Januar kommenden Jahres soll es einen zweiten Anlauf geben, um die Schau doch noch nach Augsburg zu holen. Begleitend ist ein lokaler Fotowettbewerb zum Augsburger Grün geplant.

    Christian Ohlenroth erklärt den großen Hintergrund hinter all diesen Aktivitäten: Bäume filtern Schadstoffe aus der Luft und produzieren lebenswichtigen Sauerstoff. Sie „schlucken“ Lärm und sind Lebensraum für viele Tierarten. Bei großer Hitze sorgen sie für ein angenehmeres Klima mit mehr Luftfeuchtigkeit und verschönern das Stadtbild. Für viele Bürger seien Bäume auch eine sehr emotionale Sache, hat er in vielen Gesprächen festgestellt.

    Vom Grundsatz her sehen die Drei von der Baumallianz viele Berührungspunkte zur Bewegung „Fridays for Future“ und deren Klimazielen. Deshalb sind sie der festen Überzeugung: „Wenn es ums Klima geht, ist in Augsburg noch einiges möglich.“

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